Die Zykliker und Industriewerte profitieren derzeit noch vom Trump-Effekt. Die Hoffnung ist offenbar, dass die Prognosen übertroffen werden können bzw. das Momentum noch etwas anhält.
Die Mobilfunker sind ja alle einigermaßen unter die Räder gekommen, weil es mit dem kurzfristigen Wachstum etwas gehakelt hat (regulierungsbedingt). Telefonica Deutschland hat derweil in letzter Zeit ganz schön zugelegt, vielleicht weil einige Marktteilnehmer die hohe Dividende mitnehmen wollen. Aber im Großen und Ganzen scheinen die Mobilfunker noch nicht im Trend zu sein. Das könnte sich ändern, wenn die Industrie ins Straucheln gerät oder die Umsätze wieder anziehen (mobile payments? IoT?).
Allgemein zeigen Finanzkennzahlen eine erstaunlich geringe Aussagekraft für die künftige Kursentwicklung, man muss sie wohl ggü. dem Kurs als im Wesentlichen nachlaufende Indikatoren ansehen, d.h. sie wären sozusagen egal :-)
Auch ist der Markt offenbar oft dümmer, als man meinen sollte - stark von kurzfristigem Denken und Momentumjägern beeinflusst. Wenn man sich mal den Chart von etwa AMD oder Lufthansa über die Jahre anschaut... es wird wohl immer wieder Leute geben, die auf dem Zyklushoch kaufen und im Tief verkaufen. Wahrscheinlich sind das die Spezialisten, die das Lineal anlegen.
Nur: Wenn man sich für schlauer als der Markt hält, braucht man eben Geduld. Man kann ja nicht erwarten, dass der Markt just in dem Augenblick zur Einsicht gelangt, in dem man eine Aktie günstig erworben hat.
Ich hätte mir von UI auch eine etwas dynamischere Entwicklung erhofft, aber wenn der Markt nicht will, dann wird es eben ein langfristiges Investment. Ich meine jedenfalls, UI ist eine Firma, wo auch eine langfristige Orientierung Sinn macht. Ich bin selbst erst im Sommer 2016 letzten Jahres eingestiegen - nicht weil ich eine dynamische Internetbude wollte, sondern weil UI eine gut geölte, unerbittliche Marketingmaschine ist, die nicht Ruhe geben wird, solange noch ein Deutscher ohne 1&1-Vertrag ist ;-) - oder wie es im Pressetext heißt: wegen der Operational Excellence.
2016 war das Gejammer groß, das Wachstumpotential im Mobilfunk könnte bald ausgeschöpft sein. Aber erstens ist es das nicht und zweitens zeigt UI jetzt schon, dass man bereit ist, neue Geschäftsfelder aufzurollen, also etwa den Strommarkt. Die Margen sind beim Strom-Wiederverkauf sicher auch nicht atemberaubend, aber das gilt auch für den Mobilfunk, wo UI schließlich auch gutes Geld verdient. Dazu kommt, dass UI Marken aufgebaut hat, die einen einigermaßen guten Ruf genießen (anders als etwa Drillisch, die nur einen Haufen Anti-Marken besitzen) – das sollte sich bei solchen Querverkäufen auszahlen. Ich bin mal gespannt, ob irgendwann noch 1&1 Paketangebote “DSL + STROM + AUTO” (oder so) kommen.
Zuletzt finde ich auch die Glasfaseroffensive sehr spannend, den nun wird UI mehr und mehr zu einem Netzbetreiber – und zwar in einem Markt, der nach derzeitigem Diskussionsstand wahrscheinlich liberaler reguliert wird als die Kupferleitungen. Während die Telekom noch eifrig VDSL vermarktet, setzt UI auf die einzig wirklich zukunftsfähige Technologie. Zwar brauchen Privatanwender heute kaum Glasfasern, aber das wird kommen. 1996 waren 128kbps das höchste der Gefühle, also rund ein Tausendstel (!) vom heutigen Standard (auch wenn die Nachfrage natürlich nicht im gleichen Tempo weiterwachsen wird...).
Sorry für das Hochschreiben...
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