Wie kommst Du nur auf die Idee das ich dich nicht verstanden hätte? Du wiederholst Dich doch dauernd.
Was du aber nicht mitzubekommen scheints, ist das ich nie!!!!!!!!!!!!!!!! die Verbrechen der Sowjets geleugnet habe, und auch nie geschrieben habe, das der einfache Deutsche die Sowjets als Befreier betrachtet hat.
Der Unterschied zu unseren Positionen besteht darin, zu betrachten wieso das so war.
Du bist der Meinung das hier einfach nur ein Regime das andere Regime abgelöst hat, und das du die Ursache von Folter und Vergewaltigung nicht als Folge der deutschen Unterdrückung in der Sowjetunion anerkennst. Dazu kommt das eine Hauptursache für die Angst und die Vorurteile der Deutschen gegenüber den Russen (übrigens noch heute) in der Nazipropaganda von damals lag. Das ist sehr ähnlich gelagert wie die Propaganda gegen die Juden. Ich habe nicht umsonst den Satz über die Tagebücher der russischen Soldaten eingefügt, weil er m.E. eindeutig aufzeigt, das es sich hier nicht um russische Bestien handelt, sondern um Menschen, die stark vom Krieg gezeichnet waren, deren Frauen und Kinder ermordet wurden, und die schreckliche Bilder gesehen hatten.
Im Übrigen glaube ich Dir nicht, wenn du schreibst, das kein anderes osteuropäisches Land die Befreiung vom Faschismus feiert. Das Problem ist halt nur das es in der Nachkriegszeit von den diktatorischen Regierungen befohlen wurde, und das jetzt nicht mehr von staatlicher Seite vorgenommen wird. Trotzdem gibts auch in diesen Ländern Kundgebungen und Gedenken an die gefallenen russischen Soldaten.
Ich darf nochmal darin erinnern, das fast 90% aller europäischen Toten des 2.Weltkriegs in Osteuropa zu beklagen waren. Und das war vor allem dem Rassenwahn der Nazis zu verdanken. Dementsprechend frage ich mich was wohl die osteuropäischen Juden, Sinti und Roma, die Kommunisten und Sozialisten Osteuropas auf deine Bemerkung antworten, das sie die Russen nicht als Befreier gesehen haben.
Kein Mensch bestreitet die Diktaturen der Nachkriegszeit und die extremen Verbrechen Stalins und seiner Führung um Berija (vor allem in den 30er Jahren), aber erzähl mir nicht noch einmal das Osteuropa nach 1945 ähnlich tyrannisiert wurde, wie in der Zeit von 1939-1945! Dann vergess ich mich.
Wenn du das wirklich denkst frag ich mich wo du eigentlich lebst, und wer dir dein Geschichtswissen beigebracht hat.
Ganz abgesehen davon das man einen Unterschied zwischen Ideologie und dem Menschen vornehmen muss. Da war die Geschichte von Pius über seinen amerikanischen Freund wieder ein gutes Beispiel dafür. Manchmal frag ich mich welch übertriebene Ängste in weiten Teilen der Welt vor dem Kommunismus und sogar vor dem Russen als Menschen bestanden haben und noch bestehen. Das ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Ich hab noch nie so ein gastfreundliches Volk wie die Russen kennengelernt. Das hat jetzt zwar nichts mehr mit unserer Diskussion zu tun, aber soll man den Hintergrund meiner Einstellung erklären.
Die Befreiung aller Oppositionellen und aller religiös oder rassisch Verfolgten war die Befreiung allemal wert. Und bei allen folgenden Verbrechen ist vor allem im Zusammenhang mit den Kriegsfolgen nichts mit den Verbrechen der Nazis vegleichbar. Stalins Mordmaschinerie war vor allem eine Ausrottung der geistigen und intellektuellen Elite im eigenen Land bis Ende 1938. Das ist genauso ein großes Verrechen wie die Ausrottung der Juden durch die Nazis. Kein Mensch bestreitet das. Aber die Zeit nach 1945 und die Verbrechen dieser Zeit mit den Naziverbrechen zu vergleichen, und es deshalb nicht als Befreiung zu bezeichnen, ist einfach unfassbar.
Ich weiß nicht ob du je mit Zeitzeugen (auf deutscher und russischer Seite gesprochen hast), aber wenn du das getan hättest, würdest du nicht zu dieser Meinung kommen. Mit ein wenig Abstand (also nachdem die Nazipropaganda aus den deutschen Köpfen war) hat so ziemlich jeder Deutsche die Befreiung vom Hitlerfaschismus auch als Befreiung anerkannt.
Im Übrigen finde ich es unglaublich von Dir das Du die Entscheidung über Befreiung oder nicht davon abhängig machst, was die meisten Deutschen dabei fühlten. Diese Deutschen haben sich bei den Masenverhaftungen von Oppositionellen und Juden über 12 Jahre nicht gerührt. Diese Deutschen haben in Oranienburg gesehen, wie die Gefangenen vom Bahnhof bis zum KZ liefen, und wie Tote am Straßenrand lagen. Diese Deutschen haben die Juden an den Bahnhöfen gesehen bevor sie wie Vieh in Güterwagen nach Auschwitz kamen. Diese Deutschen haben weggesehen, oder sogar mitgemacht. Diese Deutschen sollen der Beleg dafür sein, ob man die Russen als Befreier sehen konnte?
Sorry, das ich es nicht als geeignete Argumenation verstehe, wenn die Deutschen es damals nicht als Befreiung betrachteten, wenn sie von Untermenschen vergewaltigt und ins ins Gulag geschickt wurden. Wichtig ist, das dieselben Deutschen daraus gelernt haben, und die geschichtlichen Zusammenhänge richtig eingeordnet haben. Ich habe ja durchaus auch Verwandte, die Schuld auf sich geladen haben, weil sie damals zugesehen haben. Und diese Verwandten haben damals die Russen auch nicht begrüßt, sondern sind westwärts geflüchtet. Wenn ich aber heute meine schlesische Oma frage, wie sie das jahr 1945 erlebt hat, sagt sie heute zurückblickend, das die Russen mit dem Sturm auf Berlin die Diktatur und vor allem den Krieg beendet haben, den die Nazis vom Zaun gebrochen haben. Nichts was danach passierte, war so schlimm wie das Verbrechen des Krieges und der Massenmord gegen die Juden.
Und damit ist das Thema jetzt für mich beendet.
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