So funktioniert die kapitalistische Ausbeutung
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neuester Beitrag: 17.08.06 08:46
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eröffnet am: | 17.06.05 23:59 von: | Kicky | Anzahl Beiträge: | 41 |
neuester Beitrag: | 17.08.06 08:46 von: | Bankerslast | Leser gesamt: | 9798 |
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Es ist wirklich so: Von einem Teil der Steuergelder sehen die Steuerzahler überhaupt nichts mehr, weil davon keine Straßen oder Schulen gebaut werden, sondern es benutzt werden muß, um die Schulden zu bedienen (ohne sie dabei abzuzahlen).
Um das zu ändern, gibt es jetzt das große Sparpaket. In einem täuschen sich die Herren aber: Die Ausbeutung werden sie so nicht beenden, denn die hat ganz andere Ausmaße.
Denn es ist ja nicht nur der Staatshaushalt, der verschuldet ist, sondern auch große Teile der deutschen Wirtschaft, die Unternehmen. Die müssen für das geliehene Geld auch Zinsen zahlen, genau wie der Staat.
Die Unternehmen lösen das Problem, indem sie die Zinsen über ihre "Steuern" wieder hereinkriegen, die Produktpreise. In den Marktpreisen steckt also ein gehöriger Teil Zinsen, der immer unbewußt mitbezahlt wird.
So ist es bei allen verschuldeten Unternehmen, aber glauben Sie bei den Unverschuldeten ist es anders? Vergessen Sie's.
Auch wenn jemand das Eigenkapital für eine Unternehmung selbst aufbringt, er wird es trotzdem verzinst haben wollen. Ansonsten kann er das Geld ja auch einfach zur Bank und kassiert dort mit Sicherheit seine Zinsen. Wir sehen also: Jedes Unternehmen dieser Welt muß das hineingesteckte Kapital verzinsen.
Darum steckt auch in jedem Preis, den man tagtäglich im Supermarkt oder sonst irgendwo bezahlt ein mehr oder weniger großer Anteil Zinsen. Und wenn die Zinssätze bei unter 10% liegen, dann bedeutet das noch lange nicht, daß der Zinsanteil unter 10 Prozent liegt, der Zinsanteil in den Steuern liegt ja auch bei mehr als 25 Prozent.
Der Punkt ist, daß die investierten Kapitalien oft über viele Jahre abgeschrieben bzw. zurückgezahlt wird, was einen Zinseszinseffekt mit explodierenden Zinskosten bedeutet. Zudem ist der erzielte Umsatz natürlich nicht gleich dem investierten Kapital, sondern häufig niedriger, besonders bei kapitalintensiven Betrieben.
So kommt es durchschnittlich zu einem Zinsanteil in den Preisen von über 30 Prozent.Mit anderen Worten: Jeder, der nicht selbst ein riesiges zinsbringendes Vermögen besitzt, schuftet ein Drittel seiner Arbeitzeit dafür, daß die Wohlhabenden ihre Vermögen verzinst bekommen, ohne daß diese dafür auch nur einen Finger krumm machen. Er beschäftigt sich vier Monate im Jahr damit, die Reichen noch reicher zu machen.
Und dann wundert sich die Welt, daß die Unterschiede zwischen Reich und Arm immer größer werden.
Und dann wird behauptet, wir würden in einer "Leistungsgesellschaft" leben, obwohl es doch offensichtlich bei Zinsen nicht um die Belohnung von Leistung und Arbeit handelt, sondern um die Belohnung von Besitz.
Und dann wird versucht, durch staatliche Umverteilung der Löhne die soziale Gerechtigkeit wieder teilweise herzustellen, anstatt an die Ursache der Ungerechtigkeit zu gehen.
Und dann kommt Karl Marx und behauptet, der Unternehmer sei der Bösewicht, der die Arbeiter ausbeutet und die halbe Welt glaubt den Blödsinn auch noch jahrzehntelang.
Nicht der Unternehmer, sondern das Zinssystem, die Zinswirtschaft ist schuld an der Ausbeutung. Silvio Gesell hat den Weg aus der aubeutenden Zinswirtschaft gezeigt, indem er die Zinsen an der Ursache beseitigt.
Prof. Margrit Kennedy wies in ihrem Buch "Geld ohne Zinsen und Inflation" auf grundsätzliche Mißverständnisse zum Thema Geld hin, die das Gesagte unterstreichen und noch deutlicher machen. Ein Grund für die Schwierigkeit, das Wirken des Zinsmechanismus auf unser Geldsystem vollständig zu verstehen, liegt darin, daß er zu einem Teil verdeckt wirkt. Die meisten Menschen glauben, daß sie Zinsen nur dann bezahlen, wenn sie Geld borgen und daß sie nur das Geldborgen vermeiden müssen, wenn sie keine Zinsen zahlen wollen
in jedem Preis, den wir bezahlen, sind Zinsanteile enthalten. Das sind die Zinsen, die die Produzenten von Gütern und Dienstleistungen der Bank zahlen müssen, um Maschinen, Gebäude usw. anschaffen zu können oder die Zinsen, die sie für ihr Eigenkapital bekämen, wenn sie es der Bank als Spareinlage oder zur sonstigen Anlage überlassen würden. Der Anteil schwankt bei den Gütern und Dienstleistungen, die wir kaufen, entsprechend der Höhe des jeweiligen Kapitaleinsatzes. Einige Beispiele aus dem öffentlichen Bereich, also von Preisen, die wir alle bezahlen, zeigen diesen Unterschied klar auf. Der Anteil der Zins- (= Kapital)kosten in den Müllabfuhrgebühren beträgt ungefähr 12%. Hier ist der Zinsanteil relativ niedrig, da die Lohnkosten preisbeherrschend sind. Dies ändert sich beim Trinkwasser- und Abwasserpreis, bei dem die Anteile der Zinskosten bereits 38% bzw. 47% betragen. In der Kostenmiete im sozialen Wohnungsbau beträgt der Anteil sogar 77%. Das heißt, wir zahlen unser Haus über 20-30 jahre nicht einmal sondern viermal ab.
Im Durchschnitt bezahlen wir 30%-50% Zinsen oder Kapitalkosten in den Preisen für Güter und Dienstleistungen, die wir zum täglichen Leben brauchen. Könnten wir also den Zins abschaffen und ihn durch einen besseren Mechanismus ersetzen, der das Geld in Umlauf hält, dann wären theoretisch die meisten von uns mindestens um die Hälfte reicher, oder sie müßten höchstens zwei Drittel der Zeit arbeiten, um ihren derzeitigen Lebensstandard zu erhalten
Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen denjenigen, die in diesem System gewinnen und denjenigen, die bezahlen. Ein Vergleich zwischen Zinszahlungen und Einkommen aus Zinsen bei 10 zahlenmäßig gleichen Bevölkerungsanteilen in der Bundesrepublik zeigt , daß die ersten 80% der Bevölkerung mehr Zinsen bezahlen als sie erhalten, 10% erhalten etwas mehr als sie bezahlen und die letzten 10% erhalten etwa doppelt soviel Zinsen wie sie bezahlen. Das ist zusammengenommen genau der Teil, den die ersten 80% der Bevölkerung verloren haben. Dies erklärt vorbildlich einfach einen Mechanismus, vielleicht den wichtigsten, der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden läßt. Bei einer 6prozentigen Verzinsung wird die Gruppe der 82 Milliardäre in Deutschland täglich um rund 32 Millionen DM reicher, was dem Nettoverdienst von 438.000 Arbeitnehmern entspricht. Wir haben also mit dem Zins als Umlaufsicherung in unserem gegenwärtigen Geldsystem eine versteckte Umverteilung von Geld, welche nicht auf Leistung beruht, sondern darauf, daß jemand die freie Marktwirtschaft, d.h. den Austausch von Waren und Dienstleistungen, durch Zurückhalten des Austauschmittels behindern kann und für diese Behinderung auch noch belohnt wird. Und so wird ironischerweise ständig Geld verschoben, von denjenigen, die weniger Geld haben als sie brauchen, zu denen, die mehr Geld haben als sie benötigen
...http://www.systemfehler.de/index.htm
und hier kann man sogar das Buch von Professor Margrit Kennedy "Geld ohne Zinsen und Inflation" vollständig lesen !
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Dass es Zinsen gibt, die weit über dem "natürlichen" Zins liegen, liegt ausschliesslich am sozialisierten Geld und der darauf folgenden Inflation.
Der Staat nimmt den Leuten den Wert ihres Geldes, nicht die Kapitalisten.
Was Silivo Gsell wollte ("ablaufendes Geld") haben wir doch schon lange.
Wenn Soziologen (Kennedy) sich mit Wirtschaft beschäftigen...
Grüße
Apfelbaumpflanzer
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1. Sich mal umfassend mit dem Funktionieren der Marktwirtschaft über wirklich alle Ebenen hinweg näher zu befassen.
2. Sich mit den Ausarbeitungen zum Thema Zinsknechtschaft intensiv zu beschäftigen. Gerade in der Nazi-Lektüre (der neueren und der älteren) wird diesem Thema viel Aufmerksamkeit gewidmet und vor allem kerniger auf den Punkt gebracht. Das ist viel aussagekräftiger, als die doch eher vernebelten Begriffe im Sozialismus und Kommunismus (was für mich persönlich ein und dasselbe ist, nur auf unterschiedlichen Stufen der Entwicklung). Das "sozialismus" in Nationalsozialismus kommt nun mal nicht von ungefähr.
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Depothalbierer Uno-Reform unter Leitung der USA 18.06.05 10:25 17.06.05 16:55
Schepper So funktioniert die kapitalistische Ausbeutung 18.06.05 09:50 17.06.05 23:59
Dr.UdoBroemme So funktioniert die kapitalistische Ausbeutung 18.06.05 01:49 17.06.05 23:59
+ Kicky
(fishing for compliments)
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Schaut man auf die BRD, so wird dies schnell deutlich. Wo sind die Reichen geblieben, die sich heute noch prunkvolle Anwesen leisten können oder eine größere Anzahl Bediensteter im privaten Bereich? Wo sind die Adeligen der Monarchie und wo sind die Thyssens und Krupps der indusriellen Gründerzeit denn hin mit ihren prunkvollen Anwesen und ihrem Hofstaaten? Statt den personenbezogenen Gebilden, sehen wir zunehmend Kapitalunternehmen, die sich mit bis zu 100 Prozent im Streubesitz befinden.
Es gibt da noch die Superreichen und die Ackermänner, wird jetzt sicherlich der eine oder andere einwenden, doch keiner von denen hat eben die Geldsäcke in der Schatzkammer liegen und darf sich Dagobert Duck schimpfen. Die Riesenvermögen stehen nämlich im Gegensatz zu früheren Tagen nur noch auf dem Papier. Ein Bill Gates, sollte er überhaupt auf den Gedanken kommen, kann schon aufgrund der Tatsache von Angebot und Nachfrage garnicht sein Vermögen 1:1 in klingende Münze umwandeln. Ein Vergleich mit Äpfel und Birnen, der da betrieben wird und im Falle einer Finanzkrise sind es genau jene, die prozentual am meisten verlieren werden und wieder aus den Fenstern der Börsenplätze dieser Welt in den Tod springen. Ganz unabhängig davon, daß die meisten Reichen auch während Krise besser über die Runden kommen werden als die Mehrheit, stellt jedoch die Marktwirtschaft auch hier ganz automatisch wieder ein "natürliches" Gleichgewicht her.
Schon irgendwie lustig zu sehen, daß da Menschen erst aus den Folgen des real existierenden Sozialismus ausbrechen, um anschließend wieder rein zu rennen. Dabei haben doch sie mit der Auflösung der Blockbildung erst diese neuen negativen Folgen geschaffen. Da stehen sich jetzt die Folgen der mißwirtschaftlichen Planwirtschaft und der erfolgreichen Marktwirtschaft direkt gegenüber und streben nach Ausgleich. Dieses Streben nach mehr Gleichheit müßte doch eigentlich genau im Sinne der Anhängern des Sozialismus sein. Aber schon irgendwie Übel wenn man plötzlich selber was abgeben muß, was man doch von den angeblich so Reichen immer gerne einfordert.
In diesem Land sind, und nagelt mich jetzt nicht auf den Euro genau fest, 17.000 Euro und für Familien sogar 32.000 plus Zulagen aus Steuergeldern steuerfrei. Das heißt im Klartext, bis zu diesen Beträgen braucht sich keiner mehr aus direkten Steuerabgaben am Gemeinwohl beteiligen. Er wird zum reinen Nehmer aus finanzieller Sicht (indirekte Steuern ausgenommen). Wer jedoch über diesen Sätzen liegt, spürt dadurch eine umso stärkere Belastung mit jedem Cent den er verdient und zwar fühlbar.
Wem dies nicht eindrucksvoll genug erscheint, der kann gerne obige Beträge in DM umrechnen und sie zu Vergleichszwecken inflationsbereinigt der Generation der s.g. Wirtschaftswunderjahre mal vorlegen.
Wer dann immer noch nicht begriffen hat, was Marktwirtschaft wirklich bedeutet und was sie für einen Stellenwert in unseren Demokratien einnimmt, der kann sich dann auch weiterhin an solche Aussagen wie im Eingangsposting hängen, an derartigen Schwachsinn glauben, den Sozialismus herbeisehnen, um sich dann von seinen kargen Erträgen nach 10jähriger Wartezeit den Traum vom Trabant zu erfüllen.
Der Sozialismus nimmt gerne so Attribute, wie Menschlichkeit, Frieden, Gerechtigkeit in Anspruch und das in seiner Überheblichlichkeit auch noch als Alleinstellungsmerkmale. Dabei macht er aus einem falschen Verständnis für das optimale Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft schlichtweg nur eins. Er entzieht der Gesellschaft fast sämtliche Leistungsanreize, was wiederum dazu führt, daß die Verantwortlichen, um ihre Ideologie aufrecht zu erhalten, zwangsläufig dazu getrieben werden, in radikalere Formen abzudriften. Sei da nun aus globalerer Sicht der Kommunismus oder aus regionalerer Sicht Formen wie der Nationalsozialismus.
Gute Nacht (denk)kranke Welt.
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So graste der Nationalsozialismus ebenfalls auf den Weiden der unteren Schichten. DAP und später NSDAP beeinhalten nun mal die Namen der angesprochenen Klientel. Auch die Fängermethode ist die Gleiche. Schaut her, da gibt es böse Reiche, die sind für all euer Elend verantwortlich. Das böse Kapital ist der Schuldige und der Unterschied zum Sozialismus liegt in der nicht allgemeiner gehaltenen Aussage, sondern mit dem Feindbild internationales Judentum wurde eine klarere Kontur geschaffen.
Vergessen sollte man dabei nicht, daß Hitler anfangs dem konservativ bürgerlichen Lager ebenso ablehnend gegenüberstand wie es dieses Lager Hitler gegenüber war. Erst später folgte hier der alles entscheidene Schulterschluß. Hindenburg hat als Vertreter dieser Gilde dies auch immer klar zum Ausdruck gebracht.
Bestrebt war Hitlers Politik, genauso wie die der Sozialisten, dem einfachen Volk, bei Hilter dem deutschen Volk (mit germanischer Ausrichtung kann man diesen Begriff auch weiter fassen), aus dem Joch der Sklaverei zu befreien.
Schau auf die Strukturen der "sozialistischen" Staaten und vergleiche diese mit Nazi-Deutschland. Ob die Organisationen nun HJ oder FDJ, Stasi oder Gestapo heißen ist eigentlich ziemlich egal, leg sie übereinander und sie sind fast deckungsgleich. Sie haben auch die gleiche Zweckbestimmung. Das nach 1945 die Augen etwas aufmerksamer schauten und die Aufklärungsmethoden natürlich wesentlich besser waren, hat allenfalls vergleichbare innenpolitische Auswüchse wie im Dritten Reich verhindert. Ansonsten auch hier, und zur Sowjetunion wohl auch direkt, vergleichbare Methoden.
Der Unterschied zum Sozialismus und so wie wir ihn heute bewerten, hat der Nationalsozialismus allerdings erst viel später erfahren. Entscheidend waren zwei Punke, nämlich
1. daß die Folgen des 1. WK entscheidenen Einfluß darauf genommen haben, daß sich der Nationalsozialismus so gewaltig entwickeln konnte. Nach der Niederlage Deutschlands und der Auflösung der Monarchie entstand ein nationales politisches Vakuum, welches die nationale Ausrichtung des Sozialismus besetzte und zusätzlich durch die in der breiten Öffentlichkeit empfundene Schmach der Versailler Veträge verstärkt wurde.
2. daß Hitler für die Umsetzung seiner Expansionspläne unbedingt auf das bürgerlich konservative Lager angewiesen war. Zum einen brauchte er die (preussiche ausgerichteten) Offiziere der Wehrmacht und logischerweise auch die Schaffenskraft der Unternehmen. Dafür hat er, allerdings erst recht spät, die SA und einen seiner treuesten Anhänger und Mitstreiter Ernst Röhm geopfert. Er hat es geschafft, durch die nun mal bestehenden Berührungspunkte der nationalen Ausprägung auch im bürgerlich konservativen Lager den Schulterschluß zu bewerkstelligen.
Und erst ab hier, nämlich der Verbindung aus sozialistischer Massenbewegung und den Eliten aus Militär und Wirtschaft, ist das entstanden, was wir heute als Nationalsozialismus oder Drittes Reich bezeichnen. Ein Gebilde, welches wohl in der Geschichte einzigartig ist und diese in so relativ kurzer Zeit unvorstellbar großes Vernichtungwerk anrichten könnte.
Aber die eigentliche politische Ausrichtung des Nationalsozialmus bleibt eine Sozialistische und erst die Verbindung mit den Eliten hat das Dritte Reich zu dem gemacht was es war. Ohne die Eliten hätte sich auch der Nationalsozialismus selber mehr im Weg gestanden als alles andere. Denn die Wirtschaftstheorien der Nazis waren genauso wenig dazu geeignet Erfolg zu haben, wie mit einer SA einen Krieg zu führen oder gar zu gewinnen.
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Jede Inflation belegt, daß die Annahme, Geld sei wertbeständig, auf der die ganze Theorie basiert, falsch ist. Im Gegenteil: Die OECD hat die EU-Staaten im Sommer 2004 beschworen, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln. Entgegen der vulgärökonomischen Zinsknechtschaftslehre Gesells, die die Ausbeutung in der Produktion ausblendet, halten Banken auch bei niedrigen Zinssätzen das Geld nicht zurück.
Die Theorie Gesells ist absurd bis zur Lächerlichkeit. Aber ihre Vertreter ködern dümmere Linke mit Verweis auf die angeblich durch Zins und Zinseszins ausgepreßten Massen im Trikont oder knüpfen an das Alltagsverständnis der Menschen an. Sie verteilen Bierdeckel, auf denen zu lesen steht, daß Bier zu 30 Prozent aus Zinsen besteht - gemeint ist der Bierpreis. Rechnet man etwa vier Prozent Alkohol im Bier dazu, ist das schon ein Drittel.
Der Gesellianer Helmut Creutz rügt, daß die Wohnungsmieten zu 30 Prozent Zinsen beinhalten. Andere klagen, das Volksvermögen sei ungleich verteilt, weil 30 bis 50 Prozent des Einkommens als "arbeitsfreies Einkommen" an Kapitalbesitzer fließen würden, daß die Umwelt zugrunde gehe, weil erpresserische Zinsnehmer immer mehr Wachstum forderten. Die sogenannte Humanwirtschaftspartei, die sich auf Gesell bezieht, behauptet, in den Preisen aller Güter und Dienstleistungen seien ein Drittel Zinsen versteckt.
Der agitatorische Trick ist, zu behaupten, mit der Abschaffung des Zinses werde alles gut. Wer möchte nicht die Umwelt retten, das Elend in der Welt abschaffen, weniger Miete zahlen und in der Kneipe billigeres Bier trinken? Die Gesellianer wollen sogenanntes Schwundgeld oder eine "Umlaufsicherungsgebühr" einführen, um Horten und Zinsnahme zu verhindern. Die Regionalgeldprojekte setzen diese Idee um, indem das Geld in bestimmten Zeitabständen einen Teil seines Wertes verliert, einige Tauschringe verlangen Zinsen für Guthaben auf den Konten. In jedem Fall ist es sinnvoller, Geld schnell wieder auszugeben, bevor der Wertverlust eintritt - für einen Kaufmann wie Gesell eine naheliegende Idee.
Die Gesellianer verklären Tauschringe und Regionalgeld als Selbsthilfe, als Gegengewicht auf lokaler Ebene zur "Globalisierung der Geldwirtschaft". Die bunten Regionalgeldscheine würden die Wirtschaft vor Ort stärken, die kulturelle Identität stärken und die heimelige Idylle vor den "Unwägbarkeiten globaler Finanzspekulation" schützen, behauptet das Regionetzwerk, ein Zusammenschluß der deutschen Initiativen. Die "Zeit" sprach schon vom "Geld der Antiglobalisierer".
Praktisch ist Gesells Theorie längst gescheitert, wie der Großversuch in Argentinien gezeigt hat. An der Tauschringbewegung dort beteiligten sich bis Sommer 2002 etwa zehn von 36 Millionen Einwohnern. Es entstand ein Netz von Tauschringmärkten, für die zunächst eine Tauschringwährung, der Credito, kreiert wurde, bevor man später das Schwundprinzip ergänzte. Die Propagandisten der Bewegung versprachen blühende Landschaften, die Marktteilnehmer wurden auch von Linken zu "Prosumenten" verklärt. Schon diese Wortschöpfung aus Konsument und Produzent beinhaltet die Prognose, die Beteiligten würden beim Tauschring nicht bloß einkaufen, sondern selbst auch für ihn produzieren.
Das aber setzt voraus, daß eine verarmte Bevölkerung über Produktionsmittel verfügt, über Land, um Nahrung anzubauen, über Werkstätten, Fabriken und Rohstoffe, um Kleidung, Möbel, Medizin, Fahrräder usw. herzustellen. Dazu hätten die Argentinier massenhaft Fabriken und Land besetzen müssen, statt sich an Gesellschen Geldpfuschereien zu beteiligen. Tatsächlich boten die argentinischen Tauschmärkte neben allerlei Dienstleistungen wie Haareschneiden, dem Verkauf billiger Restposten aus Fabriken und Geschäften, nur ein Flohmarktsortiment. Die Teilnehmer spekulierten mit knappen Gütern und Preisunterschieden oder fälschten Creditos. Manche Händler nutzten die Dummheit der Kunden und boten so exotische Produkte wie selbstgemixte Potenzmittel-Tees an. Die Armen verwandelten sich keineswegs in Prosumenten, dringend gebrauchte Nahrungsmittel gelangten nicht zum Tauschring. Das System brach im Herbst 2002 zusammen.
Habseligkeiten zu tauschen, ist eine Überlebensstrategie. Das ist nicht verwerflich, bleibt aber in jedem Fall Teil der kapitalistischen Ökonomie. Tauschringe wie in Argentinien sind eine Form der Armutsselbstverwaltung, die dem Staat hilft, Geld und Ärger zu sparen. Sie funktionieren ohne jede sozialstaatliche Absicherung.
Genau das ist ganz im Sinn ihres Vordenkers. Zwar versprach der Kaufmann Gesell, alle Einkommen würden steigen, wenn Zinsen und Renten entfallen. Verteilt werden soll aber "nach den Gesetzen des Wettbewerbs" gemäß dem Prinzip: "Dem Tüchtigsten der höchste Arbeitsertrag". Gesell redete von einer Rückkehr zum Manchester-Kapitalismus, allerdings ohne Rentiers und Grundeigentümer. Ausgegrenzt wird, wer als unproduktiv und faul gilt. Der Gesellianer und Anarchist Klaus Schmitt spricht von einer Wirtschaftsordnung, die das "eigennützige Streben der Menschen nutzt und die tüchtigen Produzenten belohnt und nicht die unproduktiven Geldverleiher, Grundeigentümer und andere Parasiten bereichert". Parasiten sind hier auch Flüchtlinge, Sozialhilfeempfänger, Erwerbslose, Behinderte, Alte und Kranke. Gesell selbst schrieb von "Arbeitsscheuen" und "Bummelanten". In seiner Utopie wären diese Menschen auf Almosen angewiesen, einen Sozialstaat hat er nicht vorgesehen.
Interessant ist eine Einschätzung, die die Journalistin Gaby Weber zitiert, die im Sommer 2002, also auf dem Höhepunkt der Entwicklung, mit Sympathie aus Argentinien berichtete. "Wenn sich die Menschen nicht mehr über die Tauschklubs ernähren könnten, würden sie alle auf die Barrikaden steigen", erklärte ihr ein Geschäftsmann. "Deshalb sehen es die argentinische Regierung und die internationalen Finanzorganisationen mit Wohlwollen, daß sich die Armen selbst über die Runden bringen und nicht länger dem Staatshaushalt zur Last fallen." So sei eine informelle Wirtschaft entstanden, "mit privaten Tauschtickets, wo keine Steuern erhoben werden und wo vom Staat nichts erwartet wird, keine Krankenkassen, Renten und die Förderung von sozial Benachteiligten. So kann sich der Staat aus der Sozialarbeit herausziehen, können Finanzmittel und Beamte eingespart werden."
Niemand könnte Geld auch nur für kleinere Anschaffungen oder Krankheitsfälle sparen, wenn, wie vorgesehen und praktiziert, Strafzinsen verhängt oder Schwundgeld eingeführt wird. Das entspricht Gesells sozialdarwinistisch-rassenhygienischem Ziel. Er teilte die damals verbreitete Vorstellung, die Menschheit würde durch die moderne Zivilisation degenerieren. Seine "natürliche Wirtschaftsordnung" ermögliche einen "Kampf ums Dasein", in dem der wirtschaftliche Erfolg zeige, welche Männer die besten Erbanlagen hätten. Diese Typen würden von Frauen bevorzugt, sich am stärksten fortpflanzen und ihr Erbmaterial verbreiten. Frauen sind in Gesells Horrorvision Gebärmaschinen und erfolgreiche Männer Samenspender. Er prophezeite eine "Hochzucht" der Menschheit, durch die die "Minderwertigen" verschwänden.
Das Land wollte Gesell in öffentliches Eigentum überführen und an Bauern verpachten. Auch dieses sogenannte Freiland dient eugenischen Zielen. Die Pacht sollte an den Staat gezahlt "und restlos an die Mütter nach der Zahl der Kinder verteilt" werden, als "Mutterrente", forderte er. Diese "Rückkehr der Frau zur Landwirtschaft" war für Gesell "die glücklichste Lösung der Frauenfrage". Die "Vorrechte bei den Geschlechtern" wären aufgehoben, die Grundrente als ökonomische Sicherheit gewähre den Frauen "das freie Wahlrecht ... und zwar nicht das inhaltsleere politische Wahlrecht, sondern das große Zuchtwahlrecht, dieses wichtigste Sieb der Natur". Die Frauen würden den schädlichen Einfluß der Medizin ausgleichen, die die "Erhaltung und Fortpflanzung der fehlerhaft geborenen Menschen" bewirke. "Soviel Krankhaftes auch der Auslesebetätigung der Natur durch die Fortpflanzung der Fehlerhaften zugeführt wird, sie wird es bewältigen. Die ärztliche Kunst kann dann die Hochzucht nur verlangsamen, nicht aufhalten."
Die rassenhygienischen Ideen werden bis heute von Gesellianern vertreten, meist verbrämt, etwa von Margrit Kennedy. Die eifrige Propagandistin von Tauschringen und Regionalgeld stellte in einem Beitrag für den "Gesundheitsberater", das Blättchen des braunen Müslipapstes und ehemaligen SA-Mannes Max Otto Bruker, Gesells Konzept als "Lastenausgleich" für Kindererziehung dar. Regina Schwarz vom Kölner "Netzwerk gegen Konzernherrschaft", einer Mitgliedsorganisation von Attac, und Mitbegründerin des Kölner Sozialforums, präsentierte im Infobrief des Netzwerks im Januar 2003 die Lehre Gesells. Auch sie behauptet, Gesell habe ein "Entgelt für Erziehungsleistungen" vorgeschlagen, um die Frauen aus der ökonomischen Abhängigkeit der Männer zu befreien. Daß Gesells "Lösung der Frauenfrage" mit NS-Lebensborn und Mutterkreuz kompatibel ist, verschleiert Regina Schwarz.
Werner Onken berichtet über Gesells Bodenreformpläne und schreibt, die "freie Liebe" würde endlich verwirklicht, weil alle Mütter nach der Zahl ihrer Kinder Unterhalt aus den Pachterträgen bekämen. "Die vom Kapitalismus körperlich, seelisch und geistig krank gemachte Menschheit (wird) in einer ... freien, natürlichen Wirtschaftsordnung allmählich wieder gesund werden und zu einer neuen Kulturblüte aufsteigen können." Auch dieser Text wurde im Infobrief des "Netzwerks gegen Konzernherrschaft" veröffentlicht, wie sich die Gruppe um Maria Mies nennt. Wissen sie nicht, mit wem sie kooperieren, oder sind diese patriarchalen Menschenzuchtphantasien kompatibel mit ihrer eigenen reaktionären Subsistenzperspektive?
Ganz offen vertritt Klaus Schmitt das Menschenzucht-Programm. "Immerhin ist dieser Gedanke einer für die Gesunderhaltung des Erbguts und für die Evolution der menschlichen Art vorteilhaften und von den betroffenen Individuen selbstbestimmten Eugenik eine diskutable Alternative zu den auf uns zukommenden, von Staat und Kapital fremdbestimmten Genmanipulationen", schrieb Schmitt in dem Buch Silvio Gesell - Der Marx der Anarchisten?, das im anarchistischen Kramer-Verlag in Berlin erschienen ist.
Leider, so Schmitt, seien die "ausdrücklich staatsfreien und naturverbundenen Eugenik- und Wahlzuchtvorstellungen ... heute in linken Kreisen äußerst verpönt". Die Kritik der Linken schiebt er einer "lust- und lebensfeindlichen, aus christlich-masochistischer Moral gespeister Ideologie" zu. Dabei sollten wir zur Kenntnis nehmen, daß "durch den Schutzraum der Kultur der Ausleseprozeß ausgeschaltet (ist), die weiterwirkenden Mutationen führen jedoch zur überwiegend negativen Veränderung der menschlichen Natur: zu Domestikationserscheinungen". So formulierte 1943 der Nazibiologe Konrad Lorenz, bei dem sich Schmitt in seinem Buch ausdrücklich bedankt.
Tauschringe und Regionalgeld sind kein bißchen emanzipatorisch, im Gegenteil. Sie dienen als praktisches und propagandistisches Vehikel für Schwundgeld-Utopien und Zinsknechtschaft-Phantasien - ein strukturell antisemitischer Ansatz. Wenn Gesell alle Übel der Welt auf Zins und böse Geldbesitzer projiziert und ihnen die schaffende Gemeinschaft der Werktätigen und Unternehmer gegenüberstellt, trennt er, wie heute die Globalisierungskritiker, was untrennbar verflochten ist: Industrie- und Finanzkapital. Die Nazis brachten den scheinbaren Gegensatz auf die Parole raffendes versus schaffendes Kapital, wobei sie die Raffer in christlich-abendländischer Tradition als Juden identifizierten.
Ganz in dieser Tradition wurde in der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" im Frühjahr 2004 eine revolutionäre Neuordnung des Geldwesens propagiert. "Macht die Völker frei - brecht die Zins-Sklaverei" lautete die Parole. Durch Schwundgeld solle eine "Gesundung des deutschen Volkes" erreicht und die Macht der "Geldkapitalisten der Wall-Street" gebrochen werden. Die Chiffre bezeichnet für Nazis, Islamisten und so manche Globalisierungskritiker die Weltherrschaft der Juden.
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Wenn schon Kapitalismuskritik, dann bitte nicht auf der Oberfläche des Geldzirkulationswesens.
Schon allein die sogenannte "Eigenkapitalverzinsung" - ein reiner Vergleichswert in Relation zum allgemeinen Zinsniveau und alles andere als die reale "Ursache" der Geldvermehrung durch Kapitaleinsatz - ist ein grobes Missverständnis der Prozesse, die in einer Volkswirtschaft Wert schaffen und Mehrwert produzieren. Da hat Marx wirklich wesentlich mehr zum Verständnis des Kapitalismus beigetragen und bietet genug Angriffspunkte für eine (wesentlich fundiertere, gleichwohl in der Konsequenz falsche) Kritik, als dass man sich mit solchen verschwurbelten Oberflächentheoretikern auseinandersetzen müsste.
Gruß BarCode
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selbst wenn geld wieder abgeschafft wird, wird es leute geben, die andere übern tisch ziehen. nehmen wir nur mal den schweinezüchter und den holzfäller. selbst wenn der reale wert eines schweines sich auf einen festmeter holz beläuft, so wird der schweinebauer schnell feststellen, wenn er das angebot an schweinen verknappt, dann ist der holzfäller schnell bereit mehr zu zahlen, weil er sein holz nicht fressen kann, und der endeffekt? der holzfäller liefert 1,5 festmeter holz für's schwein. was passiert dann? klar, diejenigen die in abhängigkeit zum holzfäller stehen, wie z.b. der bäcker, der holz für seinen backofen braucht, die müssen natürlich alle mehr für ihr holz zahlen, weil ja der holzfäller den halben festmeter mehrzahlung fürs schwein auch wieder rein haben will und zack, ohne das nur ein funken geld im spiel war haben wir wieder einen zinseffekt.
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Die Marxsche Mehrwerttheorie?
Nein. Es gibt keinen realen Wert. Der Preis eines Gutes ist der Betrag, zu dem sich freiwillig ein Käufer und ein Verkäufer findet.
Was hindert irgendeinen anderen Schweinezüchter, anders anzubieten, damit er das Geschäft machen kann?
Ganz genau - Zünfte, Berufsverbände, Aufsichtsbehörden, Gewerkschaften - der Staat.
Und die Probleme, die daraus erwachsen, werden dem Kapitalismus zugeschrieben.
Pervers.
Grüße
Apfelbaumpflanzer
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hatte zufällig den Link gespeichert und fand es zumindest interessant,vermutlich hat Apfelbaumpflanzer und Karlchen recht,die verstehen sicher mehr davon als ich.Trotzdem ist ja wohl klar,dass man irre viel Geld an die Banken zahlt im Laufe der Jahre,wenn man mit Hypotheken baut....oder gar den Dispo benutzt
Interessant ist ja ,dass ursprünglich die Mohammedaner keinerlei Zinsen nehmen durften und warum waren es eigentlich die Juden,die Geld verleihen durften?"Anfangs v.a. religiös motiviert, wurden Juden in einen Berufszweig gedrängt, der den Christen offiziell verboten war: den Geldverleih gegen Zinsen "
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an Margrit Kennedy vom 29. Juni 2004
Anmerkung: Eine Antwort, die mehr enthält als den Verweis, derzeit gerade mit Vorbereitungen für eine Vortragsreise vollauf beschäftigt zu sein, habe ich bis heute nicht erhalten. E.D., 20.12.2004
Liebe Margrit Kennedy!
Das Anliegen dieses Mails hätte ich auch in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen in St. Pölten vorbringen können. Ich habe mich aber dann entschieden, es auf diesen Weg zu tun, kann doch dabei das Thema Ihrerseits ohne Zwang zu einer sofortigen Antwort reflektiert werden. Denn es geht mir ja nicht darum, Ihnen vor dem Publikum einen Denkfehler nachzuweisen, sondern um Nachhaltigeres im Sinne Ihrer positiven Bemühungen. Und bleibt zudem für mich als Fragesteller mehr Raum, das Problem breiter darzulegen.
Mein Vater Alois Dorfner hat 1935 als Arbeitsloser Silvio Gesell und seine NWO kennen gelernt. Er blieb ein vehementer Vertreter Lehre bis zu seinem Tod im Jahr 1983.
Ich selbst war zwei Jahre alt, als mein Vater Freiwirt wurde. Die Freiwirtschaft -- für die ich später selbst aktiv tätig war -- begleitet mich so mein ganzes Leben. Und so kann ich mich auch zeitlebens eines Argumentes erinnern, dass ich bis heute immer und immer wieder - bis zum Überdruss – höre: Der Anteil des Zinses in den Preisen, der immer so zwischen 30 und 50 Prozent angesetzt wird, der den Arbeitenden von ihren Einkünften entzogen (oder auf die Preise der Waren aufgeschlagen) wird. War es früher ein deutscher Professor, der irgendwo einmal so eine Ziffer verkündet hat, die dann immer und immer weiter gereicht wurde, so ist es heute Helmut Creutz, auf dessen Rechnungen sich alle Aussagen stützen. Ohne die einfache rechnerische Logik dieser Aussage zu überprüfen.
Auch Sie haben in St. Pölten in diesem Sinn argumentiert. Dabei wäre doch ganz einfach nur folgende (vereinfachte) Überlegung anzustellen: Die Lohnempfänger würden ohne Zinsbelastung insgesamt 100 (Prozent) an vollem Arbeitsertrag (volle Lohnsumme) erhalten. Dieser vollen Lohnsumme entsprechen gleichermaßen die Kosten der Unternehmen, die sie – noch ohne Gewinnaufschlag -- über die Preise der Erzeugnisse bei ihrem Verkauf wieder hereinbringen müssen. Wenn nun aber 40 (Prozent) von der vollen Lohnsumme an Zinserträgen an die Geldbesitzer abgehen, die dann gehortet werden und so brach liegen, so bleiben den Lohnempfängern nur 60 (Prozent). Damit aber stellt sich die Frage: Wie können die Lohnempfänger mit 60 (Prozent) die Waren mit einer volkswirtschaftlichen Preissumme von 100 kaufen??
Das geht wohl so nicht: Entweder bleiben mindestens Waren im Wert von 40 liegen, oder die Waren werden verlustbringend weit unter Kosten verkauft. Damit aber würde das ganze System schon in kürzester Frist zum Scheitern verurteilt sein.
Nun wird ins Treffen geführt, dass eben deshalb die Bemühungen um Aufrechterhaltung des Systems dazu zwingen, die 40 Prozent an Zinseinkünften eben nicht brach liegen zu lassen, sondern wieder in Netto-Investitionen hinein zu stecken und so wieder zu Lohneinkünften der Beschäftigten im Investgüterbereich zu machen. Wobei eben diese Zusammenhänge den Zwang zum Wirtschaftswachstum hervorriefen.
Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings geht es dabei vorerst einmal nur um das Recycling einer bestimmten Summe an Geldeinkommen bei einer stetig wachsenden materiellen Fülle an Produktionsmitteln, in die investiert wird, und damit an Sachvermögen. Eine Akkumulation an Geldvermögen aber tritt dabei nicht ein. Es wird ja immer nur die gleiche Geldsumme verwendet. Wobei bei immer mehr Produktionskapazität immer mehr Waren hergestellt werden, denen eine konstante Summe an gesamtvolkswirtschaftlichen Lohneinkünften gegenübersteht. Die Folge wäre ein deflationärer Verfall der Preise.
So aber ist die Sachlage ja nicht, wird erklärt. Und Sie selbst heben ja immer hervor, wie extrem die Geldvermögen automatisch über den Zinseszinsmechanismus wie von selbst wachsen. Die Preise verfallen also nicht, weil ja nicht nur das über die Zinsen angeeignete Geldvermögen immer wieder investiert wird – und werden muss – sondern auch die auf das Vermögen anfallenden Zinseszinsen, so dass das gesamtvolkswirtschaftliche Einkommen eben nicht gleich bleibt, sondern wächst.
Dieser Zinseszins-Mechanismus wird nun aber mit der Hortungsfähigkeit von Geld erklärt, das so den Zins erpressen würde. Das heißt, Geld wird von der Nachfrage zurückgehalten, denn damit könnte die Überlegenheit des Geldbesitzers über den Warenbesitzer zur Wirkung kommen und von diesem einen Mehrwert erzwingen, so wie es Gesell beschrieben hat:
„Wenn nun die Nachfrage die Freiheit, die sie genießt, sich zunutze macht und vom Markt fernbleibt? Dann wirkt der Zwang, dem das Angebot unterliegt, dahin, daß das Angebot die Nachfrage aufsucht, ihr entgegeneilt, sie heranzulocken sucht durch Anbieten eines Vorteils. Das Angebot braucht die Nachfrage, und der Nachfrage ist diese Notlage des Angebots bekannt. Folglich wird die Nachfrage der Regel nach auch eine Sonderleistung zu fordern imstande sein für das Vorrecht, vom Markte fernbleiben zu können. ......
Nehmen wir an, Müller und Schmied, durch Raum und Zeit getrennt, wollen ihre Erzeugnisse, Mehl und Nägel, austauschen und brauchen zu dem Zweck das Geld, das Meyer verfügbar hat. Meyer kann den Tausch, wenn er will, vermitteln, er kann den Tausch aber auch verzögern, unterbinden, einfach verbieten, denn sein Geld lässt ihm die Freiheit, den Zeitpunkt für die Vermittlung des Tausches auszuwählen. Ist es da nicht selbstverständlich, daß Meyer sich diese Macht bezahlen lässt und dass Müller und Schmied in einen Abzug an ihre Forderungen für Mehl und Nägel einwilligen müssen? ... Verweigern sie dem Geld ihre Abgabe, so zieht sich das Geld einfach vom Markt zurück, und Müller und Schmied müssen unverrichteter Sache ihre Habe mit schweren Unkosten wieder nachhause bringen.... Wir können also sagen: unser heutiges Geld vermittelt der Regel nach den Austausch der Waren nur unter Erhebung einer Abgabe.
Wir können also sagen: Unser heutiges Geld vermittelt der Regel nach (also kaufmännisch) den Austausch der Waren nur unter der Bedingung eines Tributes. Ist der Markt die Straße, auf der die Waren ausgetauscht werden, so ist das Geld der Schlagbaum, der nur nach Zahlung des Wegegeldes gehoben wird. Das Wegegeld, der Profit, der Zins oder wie man es nennen mag, ist die allgemeine Voraussetzung” (GW6, S. 117ff, GW9, 309ff, GW11, S.182ff)
Ich gebe nun zu, dass auch ich die Mängel in der Logik dieser Überlegungen lange Zeit nicht gesehen habe. Auch ich habe nie gefragt, wie denn Müller und Schmied jemals mehr an Meyer zurückzahlen können, als sie von ihm erhalten haben? Sie können an Meyer zwar etwas von ihren Waren abtreten, aber kein Mehr an Geld, das ja allein im Besitz von Meyer ist.
Interessanter Weise ist das nun eine Frage, die – wie ich selbst erst viel später entdeckt habe -- auch Silvio Gesell selbst beunruhigt haben muss, die er aber – so scheint es -- dann durch „ein aus dem Mittelpunkt rücken“ „gelöst“ hat. So heißt es in der NWO:
”Die Ware wird mit Geld gekauft und, mit Urzins belastet, an den Konsumenten gegen Geld wieder verkauft ..... Hiernach müsste der Konsument regelmäßig mehr Geld ausgeben als er als Produzent einnimmt.
Dieses Mehr, aus dem Urzins bestehend, verschafft sich der Produzent dadurch, daß er mehr Waren produziert und verkauft, als er kauft. Das Mehr, das so die Produzenten erzeugen, wird von den Geldbesitzern für persönlichen Bedarf gekauft, und zwar gerade mit dem Geld, das sie als Zins erheben. Mit den Handelsspesen verhält es sich ebenso.” (GW6, S. 214, GW9, S. 368, GW11, S. 338)
In der Urfassung der NWO, der Neuen Lehre von Zins und Geld“ steht der zweite Teil dieses Zitates noch im Haupttext, in der NWO in allen Auflagen aber wandert er dann in eine Fußnote. Und eben diese Fußnote blieb auch außerhalb der Betrachtung aller Generationen von Freiwirten. Und ich gestehe: Auch ich habe das nie gelesen geschweige denn beachtet. Auch ich habe deshalb nie den Schluss daraus gezogen, dass das zwar die Ausbeutung des Lohnarbeiters beschreibt, dem ein Teil seines Arbeitsertrages buchstäblich vom Geldgeber weggefressen wird, nie aber den Zinseszinsmechanismus.
Bis mir eines Tages das Buch von Paul C. Martin, „Kapitalismus, ein System, das funktioniert“ in die Hände fiel. Und dort fand ich dann ein Zitat von Karl Marx, das mich seitdem begleitet:
„Die Frage ist nicht: Wo kommt der Mehrwert her? Sondern: Wo kommt das Geld her, um den Mehrwert zu versilbern? [...] Das in Form von Geldkapital vorgeschoßne zirkulierende Kapital von 500 Pfd. St. [...] sei das zirkulierende Gesamtkapital der Gesellschaft. Der Mehrwert sei 100 Pfd. St. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig 600 Pfd. St. aus der Zirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 Pfd. St. hineinwirft?“ (Das Kapital II, S. 330/331)
Dieses Zitat gab mir heftig zu denken. Und führte mich letzten Endes dazu, mein bisher erworbenes Gedankengebäude einer gründliche Revision zu unterziehen. Die ich seither immer wieder mit der Lektüre von P. C. Martin begründe.
Um so mehr war ich daher erstaunt, dass sie in St. Pölten so positiv auf dieses Buch von P.C. Martin für das Verstehen unseres Wirtschaftssystems hingewiesen haben, die Lehre, die ich daraus zog, aber nicht gezogen zu haben.
Ich habe damals – es ist schon an die zwanzig Jahre her -, Karl Marx zur Hand genommen und nicht nur dieses Zitat heraus gesucht, sondern dort auch weiter gelesen. Was nun aber Marx zur Antwort gibt, begründet aber nur das, was er ‘einfache Reproduktion’ nennt, nicht aber die ‘Akkumulation’ oder ‘erweiterte Reproduktion’:
„In der Tat, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitalistenklasse selbst wirft das Geld in Zirkulation, das zur Realisierung des in den Waren steckenden Mehrwertes dient. Aber nota bene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuellen Konsumtion.“ (Das Kapital II, Dietz 1953, S. 335).
Dies alles veranlasste mich zu einem gründlichen Nachdenken, wobei ich vorerst einmal zu folgenden Erkenntnissen kam:
1. In den üblichen volkswirtschaftlichen Kreislaufmodellen wird immer so der Eindruck vermittelt, dass mit den im Produktionsprozess erworbenen Geldeinkommen gerade auch die in eben diesem Prozess hergestellten Waren gekauft werden. Tatsächlich ist das aber unmöglich. Denn diese Waren sind ja noch in Fertigung und können noch gar nicht verkauft werden. Was mit dem Geld aus dem heute laufenden Produktionsprozess gekauft wird, sind die schon fertigen Waren, die gestern gefertigt wurden und heute fertig am Markt sind. Hier ergibt sich also eine Verknüpfung der Vergangenheit mit der Gegenwart, und der Gegenwart mit der Zukunft. Es kommt die Zeit mit herein in die Betrachtung – und mit der Zeit auch erst das Thema „Schulden“. Denn Schulden gibt es nur in der Zeit.
2. Daraus ergibt ich aber dann auch die Erkenntnis, dass die Geldnachfrage nach den heute fertigen und gestern erzeugten Waren davon abhängt, wie viel Geld heute in die laufende Produktion hineingesteckt wird. Was aber zur Frage führte, ob wir denn nun ein geschlossenes Geldsystem hätten, in dem eine bestimmte, von Außen vorgegebene Summe Geldes zirkuliert, die wohl unterschritten, aber nicht überschritten werden kann --- oder ob wir ein offenes Geldsystem haben, in dem die Geldmenge verändert und so auch erhöht werden kann.
3. Diese letzte Meinung konnte dann auch dadurch bestätigt werden, dass unser Geldsystem als ein System erkannt wurde, in dem Geld aus Krediten hervorgeht, Geld Kredite zur Voraussetzung hat, und nicht umgekehrt, wie die Neoklassik und auch die Freiwirtschaft meint, das Vorhandensein von Geld (Geldersparnissen) die Voraussetzung für die Vergabe von Krediten ist.
Damit konnte die Frage nun beantwortet werden, die Karl Marx gestellt hatte. Und, so wie ich erst viel später entdeckte, inhaltlich fast gleich, auch Silvio Gesell. Aber auch Gesell löst damit das Rätsel der Akkumulation von Geldvermögen nicht. Auch er bleibt bei der „Einfachen Reproduktion“ (Marx) hängen. Eine erste stimmige Antwort geben erst die Keynesianer Michal Kalecki und Joan Robinson.
„Der Überschuss der Einnahmen aus dem Verkauf von Konsumgütern über deren Lohnsumme ist gleich der Lohnsumme im Investitionssektor. Die Gewinnspanne beim Verkauf der Konsumgütern hindert die Arbeiter daran , ihr gesamtes eigenes Produkt zu konsumieren und ermöglicht den Arbeitern im Investitionssektor, am Konsum teilzuhaben. Je größer der Investitionssektor ist, desto höher sind die Gewinnspannen und desto niedriger ist das Reallohniveau.
Der Gewinn aus der Tätigkeit während jeden Jahres ist gleich dem Wert dessen, was während des Jahres zum Kapital dazugeschlagen wurde, aber da die Wirtschaft sich jedes Jahr ausweitet, sind die Investitionen in jedem Jahr größer als im Vorjahr: ........Daher müssen die Unternehmer ständig über ihre Gewinne hinaus finanzielleMittel investieren. Es muß daher eine ständige Expansion des Kreditvolumens geben. Solange die Unternehmer fortfahren zu investieren, erzielen sie ständig Gewinne, und die Tätigkeit in jedem Jahr befähigt sie, die Darlehen zurückzuzahlen, mit denen diese Tätigkeit finanziert wurde. So kann die Wirtschaft ständig expandieren.“ (Joan Robinson, "Über Keynes hinaus" / Europa-Verlag 1962 S. 99 )
Damit aber beschreibt Robinson das Verschuldungssyndrom, das als idealtypischen Akteur der Verschuldung die Unternehmen, die Wirtschaft vorsieht. Wobei bei deren mangelnder Bereitschaft lange Zeit der Staat als Schuldner einspringen musste, bis die Überstrapazierung der Staatshaushalte mit den Zinslasten -- und auch die Maastricht-Kriterien – zur gegenwärtigen Situation führten, wo nu der Staat mangels ausreichender Steuereinnahme zu Folge mangelnder Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu Tode gespart wird.
Aus dieser Situation heraus haben wir von newmoney-Liste den Taxos-Vorschlag (www.taxos.info) entwickelt.
Soweit meine kritische Anmerkungen zu Ihrem Referat, auch eingedenk ihres Hinweises am Anfang Ihres Referates, dass es Ihnen auf eine ganz genaue Wortwahl und ganz präzise Darstellung des Sachverhaltes ankommt.
Mit freundlichem Gruß
Ernst Dorfner
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Junge, Junge, Junge ... jetzt geht die Umverteilungsmasche wieder los ... wir werden umverteilen die nächsten jahre, aber anders als die meisten denken ...
;-))
MaMoe ...
Optionen
1
abs. 1:
"die schere zwischen arm und reich war nie so klein, wie heute."
soso, aber in afrika sterben jedes jahr immer noch hunderttausende an unterernährung, während sich die vermögen der reichen weiter vergrößern.
abs.2 :
ja, wo sind sie geblieben, die armen reichen?
in der schweiz, in monaco und sonstwo wo sich das mobile kapital angenehmer ausgeben läßt.
abs.3
"die riesenvermögen ... stehen nur auf dem papier"
jo, alles klar und die megayachten in st. tropez, die jedes jahr ein paar meter länger sind, werden mit papiergeld aus dem monopoly-spiel bezahlt, hahahaha.
abs.4
ein gerechtes steuersystem, in dem jeder, der mehr als 13000 €/a verdient, davon 25 % bezahlt, ohne irgendwelche abschreibungsmodelle, wäre wohl im sinne aller, nur nicht von denen, die dabei so richtig sparen und ihre vermögen weiter vergrößern.
auch die marktwirtschaft habe ich wohl falsch verstanden, denn warum sonst gibt es auch heute noch in allen westlichen eu-ländern schwachsinnige planwirtschaft in der landwirtschaft??????????????????????????????? oder kohlesubventionen????
oder warum werden haufenweise blödsinnige großprojekte mit steuergeldern gefördert, die von vornherein zum scheitern verurteilt sind???
chipfabrik brandenburg, cargolifter, space center bremen usw.
das leistungsprinzip hat für a l l e zu gelten, auch für die überbezahlten manager, die haufenweise kapital vernichten.
rest morgen.
0
1. Welches System sollte die allgemeine Lage denn entscheidend verbessern und wenn es denn eins gibt, welche (negativen) Folgen erwachsen denn im Einzelnen dann wieder da heraus?
2. Sind die von dir angeführten (und von dir als negativ bewerteten) Beispiele denn wirklich Folgen einer (der) Marktwirtschaft?
Nun, Frage 1 habe ich für mich beantwortet und jeder kann oder muß dies für sich selber tun und hoffentlich in einem demokratischen Prozess zum Ausdruck bringen.
Zu 2 werde ich, wenn auch etwas kurz und mit einer allgemein gehaltenen Einführung zum weiteren Selber(nach)denken, Stellung nehmen.
Was ist Geld? In meinen Augen ein allgemein gültiges Tauschmittel, welches erst ein praktikabeles Tauschen ermöglicht. Doch wie bemißt sich der Wert des Geldes? Jetzt wird es schon schwieriger, denn ist ein Euro nun der (Gegen)Wert von drei (oder besser gesagt 500 gr. Bananen) oder von 0,75 l Normalbenzin oder sonst irgendetwas? Das Metall, das Papier oder die Bits und Bytes, die in der heutigen Zeit unser Geld repräsentieren, stellen den direkten Wert (mit Ausnahme vielleicht von Edelmetallen) nicht mehr dar.
Wer garantiert mir, daß ich die 500 gr. Bananen auch morgen noch für einen Euro erhalte und welche (Markt)Bedingungen sind dafür verantwortlich, daß die Wertrelationen schwanken? Gerne wird das Beispiel vom Omas Sparstrumpf oder dem Kleinanleger gebracht, der während einer Inflation all sein (Klein)Vermögen verliert, daß im Gegenzug sich die Schulden dabei ebenfalls quasi in Luft auflösen wird jedoch sehr gerne unterschlagen.
Da wir uns an einem Börsenboard befinden, möchte ich es in diesem Zusammenhang auch etwas plastischer darstellen. Weshalb wird in einem Jahr für eine Aktie eines x-beliebigen Unternehmens der Wert y bezahlt und 3 Jahre später, obwohl sich die fundamentalen Daten allenfalls gerinfügig geändert haben der Wert von 3y auf den Banktresen gelegt? Welcher fühlbare Wert gehört dem Anteilseigner an diesem Unternehmen? Sind es irgendeine Türklinke, 30 Bleistifte oder 10 kg irgendeines Rohstoffes?
Also kurz gesagt oder besser gefragt: Wie bemessen sich Vermögen und gleichzeitig natürlich auch Schulden und was sind sie gemessen in Geld wirklich wert?
Und nun noch kurz Antworten auf deine Anmerkungen:
Stichwort Indien: Indien hat sich von einen Nahrungsmittelimporteur zu einem Nahrungsmittelexporteur entwickelt. Indien exportiert heute Wissen z.B. in der Softwareentwicklung und wir als scheinbar gebildetes Land importieren dieses und zwar direkt (denken wir noch an die Versuche der Greencard) oder indirekt, weil wir dort entwickeln lassen. Ohne Marktwirtschaft hätten sich die teilweise immer noch vorherrschenden Bedingungen jedoch überhaupt nicht zum Besseren entwickeln.
Stichwort Afrika, als direkte Ableitung von Indien: Ist für die katastrophalen Bedingungen in Afrika die Marktwirtschaft verantwortlich oder sind es die dort Herrschenden, die sich zwar an der (globalen) Marktwirtschaft berreichern, die Menschen in ihrem Einflußgebiet jedoch hieran nicht teilhaben lassen, bzw. nicht die Möglichkeiten schaffen, daß die Marktwirtschaft die Bevoökerung erreicht? Für Teile Afrikas gelten jedoch auch klimatische Bedingungen als Mitursache.
Und ganz speziell möchte ich im Zusammenhang mit Afrika noch etwas hinzufügen, weil es gerade politisch sehen zu einem der kommenden Probleme wird. Wir können es heute unmittelbar an unserem Straßenbild ablesen. Ich hatte oben schon mal die Verwässerung durch die Gesamtbevölkerungsentwicklung angesprochen. Die Menschen dieses Kontinents werden verstärkt zu uns drängen, eben wegen der Bevölkerungsentwicklung und der nicht vorherrschenden Marktwirtschaft (und damit der Verbesserung der Zustände aus eigener Kraft). In meinen Augen haben wir die Pflicht, und jetzt mag mich der eine oder andere auch als Kriegstreiber beschimpfen) unseren Einfluß und dies notfalls mit militärischer Gewalt zu nutzen, damit in Afrika endlich auch marktwirtschaftliche Verhältnisse herrschen. Wir sollten dies schnell tun, denn dies wird die "menschlichste" aller Alternativen sein, endlich die Bremsklötze (Herrschenden) unter Druck zu setzen oder gar zu beseitigen, die marktwirtschaftliche Verhältnisse dort auch weiterhin nur zu ihrem persönlichen Vorteil verhindern. Handeln wir nicht, dann werden uns die Folgen so oder so einholen und langfristig viel mehr Leid anrichten.
Stichworte Yachten etc.: Wer sagt dir, daß diese Yachten aus Vermögen erworben wurden? Was schätzt du wieviele der auf deutschen Boden fahrenden Autos garnicht zu 100 Prozent deren angeblichen Besitzern gehören? Warum sollte es bei den angeblich so Reichen anders sein? Ich verweise auch nochmal auf die Einleitung.
Stichwort Steuersystem: Ich hatte in meinem Text oben auf unser Steuersystem hingewiesen. Bedenke, daß wir in Deutschland keine (freie) Marktwirtschaft sondern eine Soziale Marktwirtschaft installiert haben. Die steuerlichen Belastungen ergeben sich dort verstärkt und progressiv, wo die Freigrenzen überschritten werden. Für die meisten von uns deutlich spürbar. Wer die Möglichkeit hat, wird dem so gut es geht natürlich entfliehen (Marktwirtschaft unter Staaten). Im Sinne einer reinen Marktwirtschaft, dürfte allenfalls ein fester Steuersatz erhoben werden, der unabhängig von der Einkommenshöhe von jedem verdienten Cent seinen Anspruch erhebt. Ob es die bessere Alternative wäre?
Stichworte Subventionen, unsinnige Projekte: Hier kann ich dir im Großen und Ganzen zustimmen. Subventionen im Großen wie im Kleinen widersprechen eigentlich der Marktwirtschaft und verzerren sie. Bedenke jedoch, daß es gerade die sozialen Ansätze in der politischen Landschaft sind, die diese Subventionen hervorrufen. Bei Subventionen muß man jedoch auch etwas aus staatlicher Sicht berücksichtigen. Sie können durchaus auch Unterschiede durch ungleiche (unfaire) Marktbedingungen ausgleicheen und es ist immer auch eine Überlegung wert, wie weit man sich von Importen abhängig machen will. Kippt dort z.B. im aussenpolitschen Bereich etwas zu den eigenen Ungunsten, steht man auch schnell mit leeren Händen da und hat ganz andere Probleme.
In der Marktwirtschaft gehört es dazu, daß Unternehmen kommen und gehen. Eine Art der gesunden natürlichen Auslese. Wenn Marktbedingungen vorherrschen, die in einem regionalen Raum keine Ansiedlung von Neuunternehmen zulassen (weil schlichtweg zu teuer), ist man politisch immer versucht (weil man es ja dringenst braucht), marktwirtschaftlichen Unsinn zu "produzieren". Auch dies läßt sich i.d.R. auf soziale Ansätze zurückführen.
Mein persönliches Fazit: Soviel Marktwirtschaft wie möglich und soviel soziale Ansätze wie nötig. Also eine Soziale Marktwirtschaft, wie sie die Gründungsväter der BRD einst konzipiert haben. Dies beeinhaltet aber mehr Aufgaben für den Staat, als nur für eine soziale Grundversorgung zu sorgen, sondern auch eine Verteidung nach außen, gegen marktwirtschaftliche Umstände, die diese Soziale Marktwirtschaft bedrohen. Die Kunst der Politik wird es sein, die BRD auf diesen Grundansatz zurückzuführen. Dies wird schwer genug sein, denn für Punkte wie Subventionen allgemein, Volkasko-Versorgung im sozialen Bereich als Überbau oder die drastische Verringerung von Kindergeld, Abschaffung von Pendlerpauschalen oder Eigenheimzulagen als einige wenige Einzelpunkte, wird es schwer werden in einem demokratischen System Mehrheiten zu finden. Aber lieber diesen schwierigen Weg beschreiten, als auch nur in die Nähe von sozialistischen Ansätzen zu gelangen, ist allemal besser, weil uns der andere Weg unweigerlich in die Katastrophe führt oder an den Bettelstab bringt.
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