Kurze ;-) Anmerkung solange die Diskussion noch warm ist – nächste Woche ist sie vergessen
Trout hat es auf den Punkt gebracht! Sowas prägt sich ein und man denkt, man hat alles richtig gemacht. Selbst wenn es ein paar Mal gutgeht – irgendwann kommt der Tag, da geht es nicht mehr gut. Wann habt ihr eure größten Verluste eingefahren? Wenn ihr das Risiko vorab kalkuliert habt und einen Stop eingehalten habt oder wenn ihr ihn weggezogen/gelöscht habt? Das psychologisch Fatale an der Börse ist – man kann mit den größten Fehlern einen Haufen Geld verdienen – nur leider nie nachhaltig. Das Gegenteil gibt es auch – Verluste mit einem guten Plan und fachlich sauberen Trades einfahren. Daher erkennt die eigentlichen Fehler und lernt daraus – selbst wenn sie profitabel waren.
Der Stop-Loss ist euer bester Freund, er bewahrt euch vor Gefahren – diese Vorgehensweise macht ihn aber langfristig zu eurem Feind. Hat sich das mal ins Hirn eingebrannt, ist es sehr schwer, das wieder glattzubügeln.
Zum Zeitpunkt des Trades gab es keinerlei Anzeichen für einen Dreh. Und ausschließlich diesen Zeitpunkt der Tradeeröffnung konnte man gestern und auch jetzt im Nachhinein bewerten. Natürlich kann man da fischen und spekulativ auf einen Dreh setzen. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten – ich fische oder gehe unscharf auf Einkaufstour für den Trend, aber irgendwo muss ich dem ein Ende setzen, wenn es nicht aufgeht.
Zum Zeitpunkt des Einstiegs weiß man nicht, wie es weiterläuft – dass es Stunden später geklappt hat, würde ich also nicht pauschal als „alles richtig“ gemacht hinstellen, nur weil daraus ein Plus geworden ist. Finde ich zu kurz gedacht. Es hätte nämlich auch abschmieren können. Die Wahrscheinlichkeit lag und liegt niemals bei 0, dass es anders läuft als erhofft.
Wenn dann mit Scheinchen gehandelt wird, kann man erst am nächsten Morgen reagieren. Der SL zieht im nächtlichen Handel auch nicht. Dann kann schnell aus eingeplanten 50 P Risiko mal eben ein paar hundert Punkte Verlust werden. Kann man als Hobbytrader mit kleiner Posis mal machen – nimmt man Trading ernst, sollte man jeglichem unkalkulierbaren Risiko von vornherein aus dem Weg gehen.
Und darum geht’s – es gibt nur eine Größe, die man bei jedem Trade sicher kalkulieren kann: Wie viel lass ich es mich kosten, wenn’s schief geht? Und es wird regelmäßig schief gehen. Dies muss man zu akzeptieren lernen. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen SL und Positionsgröße, welche natürlich wiederum von der umzusetzenden Idee abhängig ist. Da sind Stops alla: schau ma mal, händisch oder eng nur eine Umschreibung von fehlendem Vertrauen in die eigene Idee oder Versagensangst. Ein Stop ist ein Stop und bleibt ein Stop der lediglich konkret die Idee schützt. Um das Kapital zu schützen dient das MM. Natürlich darf es jeder anders machen und hängt auch davon ab ob er es ernsthaft erwägt Trading zu professionalisieren oder nur mit Minipositionen hantiert wo es keine Rolle spielt ob 100, 500 oder 1000P flöten gehen.
Im Grunde hat er sich ja auch nicht an die Vola angepasst – denn zwar kleinere Posi, aber dafür größerer Hebel kommt unterm Strich aufs Gleiche raus. Insbesondere dann, wenn man die Stops nicht einhält. Es sei denn, von Beginn an ist SL = KO, dann ist es kalkuliert.
Es hat auch nichts speziell mit Pechvogel zu tun – sondern gilt ganz allgemein – war halt ein Muster welches mir bekannt vorkam und jetzt halt als Beispiel genommen wurde. Vor allem war es gut gemeinte ehrliche Kritik, denn er gehört zu einer der wenigen, welche sich die eigenen Fehler auch eingestehen und daran arbeiten. Diese Ehrlichkeit rechne ich ihm hoch an. Ohne diese, kann man nicht besser werden und es werden sicher auch andere etwas aus der daraus resultierenden Diskussion für sich raus ziehen können. Plane deinen Trade und trade deinen Plan. Und der Plan fehlte mir. Deshalb habe ich ja einige mögliche „Pläne“ erwähnt. Bis jetzt ist ungewiss, was der Plan war. Und auch Mike „spekulierte“ ja nur darüber. War es ein Einkaufen in den Trend? Handel der anstehenden Up-Korrektur ? Wir wissen es bis jetzt nicht. So sah es mir – insbesondere nach wochenlangen Short-Versuchen mit Notbremsen – so aus, als wäre spontan irgendwo eingestiegen worden, denn es kann nicht sein, dass es fällt. Und SL versetzen und löschen – dessen Vermutung ja bestätigt wurde – wer es noch nie getan hat, werfe den ersten Stein… Bei wem die Vorgehensweise immer geglückt ist, darf den ganzen Haufen schmeißen!
Wäre kommuniziert worden – short hat sich erledigt, ich möchte jetzt in den übergeordneten Trendlauf – wäre es ganz anders zu beurteilen gewesen.
Wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass mit weiten Stops die Performance steigt, dann liegt es ja nicht am Stop selbst, sondern vielleicht an der Tatsache, dass man ständig viel zu nah am Markt gehandelt hat. Traden bedeutet ja nicht zwanghaft im 1er/5er aktiv zu sein. Dann geht man raus in 60er/240er/daily und setzt über zu Swingtrades.
Gehört mit zu dem Prozess seinen eigenen Trading-Stil zu finden, der immer nur individuell sein kann. Denn jeder hat seine eigene Psyche, sein eigenes Konto, seine eigene Wohlfühlzone und somit einen eigenen Rumrutschfaktor.
Jetzt noch kurz speziell zu Pechvogel. Dieser hatte nämlich vor kurzem die Überlegung in den Raum geworfen, seinen Job aufzugeben und hauptberuflich Trader zu werden. Dies funktioniert aber nur mit striktem, peniblem mm/rm, da gibt’s kein „schau ma mal, wie’s läuft“. Auch wenn es einzeln betrachtet immer nur ein einzelner Trade ist, welcher im Gesamten immer null Bedeutung haben darf – so war es dennoch mindestens der 3. in Folge. Notbremse – Verlust begrenzt – Bauchgefühlstrade ohne klares RM. Ist auch überhaupt nicht schlimm, sogar eher die Regel, aber man muss es akzeptieren können. Es kommen auch mal Serien, da laufen 10 in den SL – so denn hoffentlich einer gesetzt ist. Wenn man dann irgendwann abliefern muss, weil der Druck steigt, dass da irgendwie Kohle reinkommen muss … entwickelt sich ein Teufelskreis der Nachlässigkeit. Bis hin zu: Jetzt kommt’s auch nicht mehr drauf an...
Vielleicht ein etwas doofer Vergleich, aber Trading ist eine Art Handwerk. Und wie im Handwerk, wo zur Lösung einiger Probleme ständig wechselndes Improvisationstalent und Anpassung an den Markt gehören, so gelten doch gewisse Rahmenbedingungen und Qualitätsanforderungen ständig. Diese kommen beim Trading aus der Finanzindustrie in Form von Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Risikokalkulationen und erfordern penibles Kalkulieren und Einhaltung dieser Regeln und Grenzen. Die können selbstverständlich je nach eigenem Stil und der Marktsituation angepasst werden. Ein Maler muss auch gleichbleibende Qualität leisten, um zu bestehen. Er kann Problemfälle individuell lösen, aber ein Grundkonzept muss doch vorhanden sein. Man kann nicht bei jedem Auftrag den Kunden aufs Neue im Unklaren lassen, welche Farbe das Haus nach Fertigstellung wohl hat bzw. ob überhaupt das Haus, oder doch das Auto mit Innenraumfarbe gestrichen wird.
So fehlt es mir allgemein ganz häufig an klaren Plänen, Strategien, Setups, Regeln usw. Meist ist nur ein Einstieg – manchmal noch ein Stoplevel zu lesen – seltenst die Idee dahinter. Macht es dann für dritte auch schwierig einzuschätzen was da eigentlich gerade getradet wird. Oft kommt es mir zumindest so vor: jetzt mach ma mal, dann schau ma mal… Es geht zu oft darum wer recht hat, nicht wie man die Situation unter Berücksichtigung des Risikos am besten meistert.
Obwohl ich es gestern gar nicht gehandelt habe und somit gar nicht davon profitiert habe, wusste ich anhand meines Stils und anhand meiner Regeln ganz genau wie ich in den Markt eingestiegen wäre und was es mich im Falle des Scheiterns gekostet hätte. Daher der Vergleich mit dem 11. Februar. Auch das heutige Retrace mit Bildung einer möglichen SKS und die Spekulation auf eine ABC als abgeschlossene Korrektur oder sogar den möglichen Beginn eines Trendwechsels war gestern schon der grobe Plan, denn die Ideen folgen ja immer dem gleichen Muster. Somit wusste ich gestern bereits was ich heute bei dem sich inzwischen als eindeutig korrektiven herauskristallisierten upmove zu tun hatte. Lediglich die Marken ergaben sich erst heute. Rest sieht und ergibt sich erst später. Wenn dann jemand mit frühzeitigen Hinweisen auf anstehende Muster – wie heute achter (gern geschehen) – einen Vorteil daraus ziehen kann oder jemand anderes lediglich sein eigenes Bild vom Markt mit einem Szenario erweitert welches er noch nicht auf dem Schirm hatte, passt es doch für alle Seiten. Da geht es auch gar nicht um hellseherische Fähigkeiten und das Recht haben – nein, es geht um die Ausarbeitung eines Planes anhand von Wahrscheinlichkeiten bei wiederkehrenden Mustern und daraus abgeleitet, die Möglichkeiten dies in sinnvolle Trades mit begrenztem Risiko zu packen oder wie beschrieben die Risiken eines solchen in die eigenen Ideen zu integrieren. Jedoch sei der Plan auch noch so gut kann er jedes mal schief gehen. Sieht man bei mir ja regelmäßig. Sorry achter ;-) (Hensoldt). Aber auch wenn es zig mal eng schief geht – läuft einer nach Plan – geschenkt. Des Weiteren gehört zu einem vollständigem Plan auch immer ein Alternativszenario und idealerweise Bedingungen welche Plan A von Plan B früh unterscheiden lassen. Denn es kann immer anders kommen und dazu einen Plan B fertig in der Schublade zu haben kann jedenfalls nicht schaden. Denke, dies sind Punkte, welche mancher sich verinnerlichen muss.
Vieles schon oft hier gestanden – aber alle paar Monate darf man so manches gerne wiederholen. Denn es gibt immer ein paar neue und auch erfahrenere neigen zu Betriebsblindheit. ;-)
Solche Diskussionen sind mir persönlich hier dann auch lieber als das ständige Politikgeschwafel.
PS: Wieder was gelernt. Am 9. März ist Funkensonntag in Vorarlberg – vielleicht vollendet der Dax ja deshalb den Tannenbaum so spät ;-)
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