Sonntag, 3. Dezember 2006, 13:04 Uhr „Weltkonzern mit deutschen Wurzeln“
Lanxess will kräftig expandieren
Lanxess hat große Pläne: Die von Bayer abgespaltene Chemiesparte plant für die kommenden zwei Jahre eine deutliche Expansion. Dabei hat das Unternehmen nicht nur einige „größere Übernahmen“ vor. Auch Konzernbereiche der ehemaligen Mutter sind in den Focus von Lanxess gerückt.
HB FRANKFURT. „Ich will aus Lanxess einen weltweit bedeutenden Chemiekonzern mit deutschen Wurzeln bauen“, sagte Konzernchef Axel Heitmann in einem am Samstag vorab veröffentlichen Interview mit dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“. In den nächsten 12 bis 24 Monaten seien auch größere Übernahmen durch das Anfang 2005 von Bayer abgespaltene Unternehmen denkbar.
In dem Interview bekundete Heitmann Interesse an Teilen des bei Bayer verbliebenen Polymer-Geschäftes. „Der hochprofitable Teil des Polymer-Geschäfts ist ja bei der Abspaltung im Bayer-Konzern geblieben“, sagte der Konzernchef. „Sollte Bayer diesen Bereich eines Tages abgeben wollen, dann wäre dies für uns sicherlich von Interesse“.
Auch die deutlich größere Degussa wäre für Lanxess interessant. „Die Degussa ist ein großer deutscher Chemiekonzern, der weltweit eine führende Position in der Spezialitätenchemie einnimmt und auch stark in der Basischemie vertreten ist. In beiden Geschäftsbereichen soll Lanxess wachsen“, sagte er. Allerdings sei ein Zusammengehen mit Degussa derzeit ein hypothetischer Gedanke, da die inzwischen zur RAG gehörenden Degussa-Geschäfte derzeit nicht auf dem Markt seien. Vor Großübernahmen will Lanxess aber keinesfalls zurückschrecken. Grundsätzlich würde für Heitmann auch in solchen Fällen gelten: „Wo ein Wille ist, lässt sich ein Weg finden,“ wie er ausführte.
Lanxess hatte vor wenigen Monaten angekündigt, sich nach einer Phase tiefgreifender Sanierung nun erstmals auch nach Übernahmen umschauen zu wollen. Auf der Suche nach Zukaufzielen will Lanxess auch vor Unternehmen mit Milliardenumsätzen nicht Halt machen. „Die Bandbreite liegt bei einigen hundert Millionen Euro Umsatz bis hin zu ein paar Milliarden Euro“, hatte Heitmann gesagt. Dafür würde Lanxess auch eine zeiteilige Verschlechterung seines Kreditratings bei den Ratingagenturen in Kauf nehmen.
Falls Lanxess in Deutschland nicht zum Zuge kommt, will sich das Unternehmen im Ausland nach Zukäufen umschauen. Lieber täte Lanxess das jedoch in Deutschland, wie Heitmann in dem Interview klarmachte. „Hierzulande genießt die Chemie Standortvorteile“, begründete er. Heitmann betonte in dem Interview zudem, dass er an Unabhängigkeit von Lanxess festhalten will. „Die Unabhängigkeit von Lanxess als börsennotierter Konzern ist wichtig für das Unternehmen, aber auch für mich persönlich“, sagte der Manager.
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