Handy-Weltmarktführer Nokia greift massiv bei mobilen Datendiensten an. Mit seinen neuen Geräten will der finnische Konzern Navigation, Internet-Dienste und auch Handy-Werbung im Alltag der Mobilfunk-Nutzer etablieren. So kündigte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona heute neue, günstigere Modelle mit GPS-Ortungsfunktion an. Sie sollen nicht nur auf Autofahrer, sondern auch speziell auf Fußgänger zugeschnitten sein. Mit dem Nokia-Dienst Share sollen Handy-Nutzer Dateien verschiedener Formate speichern und tauschen können. Außerdem rief Nokia ein Werbe-Netzwerk ins Leben, bei dem zahlreiche Medien- und Mobilfunkunternehmen dabei sind.
Die Navigation sieht Nokia als einen Schlüssel für neue mobile Datendienste auf dem Handy. Neu ist der Fokus auf Nutzer, die zu Fuß mit ihren Handys unterwegs sind. Zum Beispiel auch Gehwege in Parks sollen in der Software erfasst sein. Als Extra-Dienstleistung können Fußgänger und Autofahrer Stadtführer oder aktuelle Verkehrsinformationen sowie Wegbeschreibungen zum öffentlichen Nahverkehr bekommen. Nokia hofft, in diesem Jahr 35 Millionen GPS-Handys zu verkaufen. Damit wäre nahezu jedes zehnte Handy des Marktführers mit der Ortungsfunktion ausgestattet.
Ortungsdienste gelten auch als ein Schlüssel, um Geld mit Werbung auf dem Handy zu verdienen, weil sie gezielte Anzeigen für Kunden in der Nähe erlauben. Aktuelle Verfahren mischen zum Teil reine Navigation mit dem US-amerikanischen GPS mit anderen Verfahren wie Orientierung an Mobilfunk- oder WLAN-Antennen, um den Akku zu schonen. Es war zu erwarten, dass der finnische Handy-Riese ein Hauptaugenmerk auf mobile Navigation legen würde, denn Nokia übernimmt für gut acht Milliarden Dollar den US-amerikanischen Anbieter digitaler Straßenkarten Navteq.
Das zweite Standbein der Nokia-Attacke sind Internet-Dienste, vor allem bei den boomenden Internet-Netzwerken. Das Nokia-Portal Ovi (Deutsch: Tür), das sich gerade erst im Aufbau befindet, wird um den Dienst "Share" erweitert. Mit ihm sollen Nutzer Daten von ihren mobilen Geräten zentral speichern und mit Freunden austauschen können. In Kombination mit der GPS-Funktion können Handy-Fotos automatisch den Orten auf der Karte zugeordnet werden, an denen sie aufgenommen wurden (Geotagging). Um die Qualität der Bilder zu verbessern, soll schon das neue Nokia-Modell 6220 eine 5-Megapixel-Kamera mit Xenon-Blitz bekommen. Das neue Multimedia-Flaggschiff N96 wird mit 16 Gigabyte Speicher und unter anderem mit Fernsehempfang im DVB-H-Standard ausgestattet.
Seinen Musikdienst, der bisher nur in Großbritannien läuft, will Nokia noch im ersten Halbjahr 2008 in zehn weiteren Ländern starten, darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Finnland und Australien. An dem weltweit agierenden Nokia Media Network, das Werbung auf mobile Geräte bringen soll, nehmen unter anderem Medien- und Telekom-Größen wie Discovery, Hearst, Reuters oder Sprint teil, wie Nokia bekannt gab. Auch hier kaufte sich Nokia in den Markt ein: Die Finnen erwarben im Spätsommer 2007 die Firma Enpocket, die sich auf mobile Werbung spezialisiert hat. (dpa) / (anw/c't)
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