Streit zwischen Moskau und Kiew bedroht Gasversorgung
Berlin/Moskau (AFP) - Wegen des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine könnte Gas auch in Deutschland in diesem Winter knapp werden: Die Regierung in Kiew drohte damit, 15 Prozent der russischen Gaslieferungen nach Europa abzuzapfen. Der Streit könnte die Versorgung hierzulande beeinträchtigen, sagte eine Sprecherin von Eon Ruhrgas dem "Tagesspiegel": "Falls der Konflikt andauert und falls der Winter sehr kalt wird, stoßen wir irgendwann an unsere Grenzen." Deutschland bezieht ein Drittel seines Gases aus Russland.
Russland droht seit Wochen damit, der Ukraine zum Jahreswechsel den Gashahn zuzudrehen. Hintergrund ist die Weigerung Kiews, bis zu fünfmal so viel wie bisher für den Rohstoff zu bezahlen. Bislang erhält die Ukraine russisches Gas zu einem Vorzugspreis von 50 Dollar (rund 42,20 Euro) pro 1000 Kubikmeter. Im Gegenzug erlaubt das Land die Durchleitung russischen Gases durch seine Pipelines nach Europa. Nun fordert Russland ab dem 1. Januar den Weltmarktpreis von 220 bis 230 Dollar. Das lehnt Kiew entschieden ab und fordert stattdessen eine schrittweise Angleichung der Preise.
Der ukrainische Ministerpräsident Juri Jechanurow sagte, sein Land habe das Recht, im Gegenzug für die Durchleitung russischen Gases 15 Prozent der für Westeuropa bestimmten Lieferungen als "Transitgebühr" zu entnehmen. Der russische Gasmonopolist Gasprom reagierte empört: Dies käme "Diebstahl" gleich, sagte ein Konzernsprecher in Moskau. "Die Ukraine stiehlt dann der Europäischen Union Gas, der sie doch so gerne beitreten will." Der russische Präsident Wladimir Putin und sein ukrainischer Kollege Viktor Juschtschenko bemühten sich am Dienstag telefonisch um eine Einigung, wie russische Agenturen unter Berufung auf einen Putin-Sprecher berichteten. Details wurden zunächst nicht bekannt.
Unterdessen wurden Forderungen laut, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) solle wegen seiner Beziehungen zu Gasprom in dem Streit vermitteln. "Schröder hat bei Gasprom Einflussmöglichkeiten, die er nutzen sollte", sagte der energiepolitische Sprecher der Grünen, Hans-Josef Fell, dem "Tagesspiegel". Schröder ist Aufsichtsratschef des russisch-deutschen Gaspipeline-Konsortiums. Die Ostseepipeline soll ab 2010 Gas unter Umgehung von Transitstaaten wie der Ukraine direkt nach Europa bringen.
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