Fliwatüt. Vorab: Fliwatüt kann sicherlich nicht nur 2*2 ausrechnen. Wer meint, ihm Schwachsinn vorwerfen zu müssen, sollte es erstmal besser machen.
Zunächst mal zu dem Winkeleinfluß: Natürlich muß man bei einer Kräfteaufteilung den Winkel berücksichtigen. Wenn (wenn!) die Kraft senkrecht auf die unter 45 Grad schräg stehende Fläche einwirkt, dann entfallen auf die beiden Hauptrichtungen (parallel zur Erdoberfläche und senkrecht dazu) jeweils tatsächlich etwa 70% dieser Kraft. Die tatsächlichen Verhältnisse an einem schräg stehenden, "bauchigen" Segel sind aber weitaus komplizierter. Denn die verschiedenen Flächenanteile bringen je nach ihrem Winkel einen unterschiedlichen Anteil zur Vortriebskraft. Ein geblähtes Segel wie bei dem genannten Schiff hat einen Flächenanteil, der unter einem spitzen Winkel zur Erdoberfläche liegt und deshalb nur wenig zum horizontalen Vortrieb beiträgt.
DrShnuggle hat versucht, das ganze komplett vorzurechnen. Allerdings enthält seine Rechnung einen gewaltigen Fehler. Denn die am Segel angreifende und am Schiff ziehende Kraft ergibt sich (wie Fliwatüt richtig geschrieben hat) aus der Geschwindigkeit des Windes relativ zum Schiff, d.h. abzüglich der Eigengeschwindigkeit des Schiffes. DrShnuggle hat bei seiner Rechnung aber nur die Windgeschwindigkeit selbst verwendet. Da die am Segel angreifende Windgeschwindigkeit quadratisch in die Windkraft eingeht, führt das zu einem beträchtlichen Fehler.
So, und jetzt versuche ich mich an einer kompletten Berechnung (mit Quellenangaben für ecki zum Nachrechnen). Annahmen: - Wind von 8 Bft (lassen wir das durchaus gravierende Problem, ob man dabei das Segel handhaben kann, mal außer Betracht). - Eigengeschwindigkeit des Schiffes: 25 Knoten (von Fliwatüt, Rechnung auch für 15 Konten am Ende des Postings). - Segelfläche 1000 qm - cw - Wert 0,9 (von DrShnuggle). - Luftdichte rho = 1,25 kg/Kubikmeter Das ist der Wert bei etwa 10 Grad Celsius. Der von DrShnuggle angegeben Wert von 1,3 gilt für Luft von weniger als 0 Grad, und ich nehme an, daß man mit diesem Schiff wohl nicht nur in der Arktis herumfahren will.
8 Bft entsprechen einer Windgeschwindigkeit von 18,92 m/s (nicht 22 m/s!). http://de.wikipedia.org/wiki/Beaufortskala 25 Knoten entsprechen 25* 1,852 / 3,6 = 12,86 m/s Resultierende Windgeschwindigkeit also 18,92 - 12,86 = 6,06 m/s.
Bei der Berechnung der Windkraft nehmen wir zu Gunsten der Windkraftfreunde mal an, daß die gesamte Kraft in Fahrtrichtung wirkt und daß der Wind freundlicherweise gerade von achtern pustet. Dann ergibt sich:
F = A * cw * 0,5 * rho * v * v = = 1000 * 0,9 * 0,5 * 1,25 * 6,06 * 6,06 = 20657 (Newton), (in "Küchenkraft": 2106 Kilogramm).
Und nun nochmal für Schiffe, die nur mit 15 Knoten fahren: 15 Knoten entspricht 7,72 m/s, also ist dann die resultierende Windgeschwindigkeit 11,2 m/s. Entsprechend ergibt sich dabei dann eine Kraft von 70560 Newton (in "Küchenkraft": 7193 kg).
Das ist zwar mehr, aber immer noch deutlich weniger als das, was DrShnuggle ausgerechnet hat (232.200 Newton Windkraft). Und -wie gesagt- unter den sehr freundlichen Annahmen, daß der Wind netterweise von achtern bläst und daß die gesamte Windkraft in den Vortieb geht. Und unter der ebenfalls sehr optimistischen Annahme, daß man ein 1000 qm-Segel bei Windstärke 8 noch handhaben kann.
Jetzt kann nochmal jemand anderes ausrechnen, wiewiel mehr Schiffe auf den Weltmeeren herumfahren müßten, wenn sie alle nur noch mit 15 Knoten statt mit 25 unterwegs sind. Und was das kostet und welche Nebenprobleme das bringt.
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