Finanzexperte zur BVB-Sanierung
Pyrrhussieg
Ein erstes Echo der Finanzwelt auf die Sanierungspläne von Borussia Dortmund ist niederschmetternd ausgefallen.
Ein aktuelles Gutachten der Hypovereinsbank bezweifelt dass " die Aktivitäten überhaupt den Namen Sanierung verdienen" . Von Freddie Röckenhaus
Ein erstes Echo der Finanzwelt auf die Sanierungspläne von Borussia Dortmund ist niederschmetternd ausgefallen. Während Management und Anhänger des Bundesligisten noch am Montagabend die Zustimmung der Gesellschafter des Stadionfonds „Molsiris“ zur Sanierung als ersten Schritt zur Rettung feierten, gießt ein brandaktuelles Gutachten der HypoVereinsbank literweise Wermut in den Freudenbecher.
Dortmund – Analyst Peter-Thilo Hasler, der als einer der ersten bereits im Winter 2003 vor dem Finanzdesaster in Dortmund gewarnt hatte und seither stets in seinen Einschätzungen richtig lag, bezweifelt in seinem Papier, dass „die Aktivitäten überhaupt den Namen Sanierung verdienen“.
Übliche Geschäftspolitik
Hasler schreibt unter anderem, dass der mit „Molsiris“ – einer Tochter der Commerzbank – am Montag vereinbarte teilweise Rückkauf des Westfalenstadions zwar „zu einer kurzfristigen Entlastung des Liquiditätsengpasses“ führe, dass aber die Aktion ansonsten stark an die schon unter dem Duo Niebaum/Meier übliche Geschäftspolitik erinnere, „Zahlungsströme in die Zukunft zu verlagern“.
Die gefundene Lösung sei ein „Pyrrhussieg“. „Echte Sanierungsschritte“, so das Gutachten, „vermögen wir selbst zwei Jahre nach Beginn der Krise nicht zu erkennen.“ Hasler fehlen vor allem massive Kostensenkungen.
Der HypoVereinsbank-Mann stufte das Kursziel der BVB-Aktie radikal auf nur noch 1,60 Euro herunter. Derzeit schwankt die Aktie zwischen 2,50 und 2,70 Euro.
Hasler hält für einen verhängnisvollen Fehler, das Westfalenstadion nicht komplett mit Hilfe einer Anleihe zurück gekauft zu haben: „Da werden erneut viele, viele Millionen zum Fenster hinaus geworfen.“
Ohne eine erneute Kapitalerhöhung, so Hasler, werde schon im kommenden Geschäftsjahr das Kapital von Borussia Dortmund aufgezehrt sein. Hasler zweifelt besonders die vom BVB angenommenen Transferwerte der prominentesten BVB-Profis massiv an.
Am Mittwoch war der Vizepräsident des eingetragenen Vereins BVB, Henning Kreke, überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Der Chef der Douglas-Holding Kreke gilt als Niebaum-Getreuer, der sich bisher auch für einen Verbleib von Michael Meier in der Geschäftsführung des Klubs stark gemacht hatte.
Neue Schulden
In den letzten Tagen war in Dortmund bekannt geworden, dass auf Grund von fragwürdigen Transaktionen mit einem Aktienpaket auch der eingetragene Verein BVB einen Schuldenstand von etwa sieben Millionen Euro aufweist.
Diese Verbindlichkeiten waren im Schatten der rund hundert Millionen Schulden der börsennotierten KGaA weitgehend unbeachtet geblieben. Sowohl BVB-Präsident Rauball als auch Sanierer Jochen Rölfs hatten am Montag angedeutet, dass im Falle einer Pleite der AG auch die Existenz des Traditionsvereins BVB gefährdet sei.
Aus eigener Kraft kann der Verein die sieben Millionen nie aufbringen.
16.03.2005 13:21
Borussia Dortmund: Sell (HypoVereinsbank) Die HypoVereinsbank stuft die Aktie des deutschen Bundesligatitels Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (Nachrichten) (BVB) in einer Analyse vom 16. März weiterhin mit " Sell" ein. Das Kursziel beträgt 1,60 Euro. Der BVB stecke in einer existenzbedrohenden Situation. Die veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr 2004/2005 würden keine operative Verbesserung zeigen, im Gegenteil: Bei einer Gesamtleistung in Höhe von 37,8 Mio. Euro habe der BVB einen Nachsteuerverlust in Höhe von -55,4 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Teilrückkauf des Westfalenstadions stehe im Einklang mit der bisherigen Geschäftspolitik, Zahlungen aus der Gegenwart in die Zukunft zu verlagern. Echte Sanierungsschritte, die die operative Lage des Unternehmens nachhaltig verbessern würden, vermögen die Analysten selbst zwei Jahre nach Beginn der Krise nicht zu erkennen. Das neue Kursziel, welches die Analysten aus dem von ihnen geschätzten Wert des Spielerkaders abgeleitet hätten, belaufe sich auf 1,60 Euro je Aktie. Für die Geschäftsjahre 2004/2005 und 2005/2006 rechnen die Analysten mit einem EPS in Höhe von –2,20 respektive –1,30 Euro.
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