Gilead gibt Ergebnisse aus Phase 3 für Genvoya® (Elvitegravir, Cobicistat, Emtricitabin und Tenofoviralafenamid) bekannt: Einmal täglich einzunehmendes Einzeltablettenregime für HIV in der Prüfphase
Fr, 23.10.15 17:57
– Daten aus 96 Wochen zeigen, dass Genvoya Stribild® nicht unterlegen ist und dass auch bessere Nieren- und Knochenparameter resultieren –
Gilead Sciences, Inc. (NASDAQ:GILD) hat heute die Ergebnisse aus zwei 96 Wochen lang durchgeführten Phase-3-Studien (Studien 104 und 111) bekannt gegeben, bei denen das in der Prüfphase befindliche Genvoya®, einmal täglich einzunehmende Einzeltablettenregime (Single Tablet Regimen, STR) (Elvitegravir 150 mg, Cobicistat 150 mg, Emtricitabin 200 mg und Tenofoviralafenamid 10 mg oder E/C/F/TAF) des Unternehmens für die Behandlung von HIV-1-Infektionen bei behandlungsunerfahrenen Erwachsenen untersucht wurde. Die Studien ergaben, dass Genvoya der Therapie mit Stribild® (Elvitegravir 150 mg, Cobicistat 150 mg, Emtricitabin 200 mg und Tenofovir-Disoproxilfumarat 300 mg oder E/C/F/TAF) statistisch nicht unterlegen war, auf der Grundlage des Patientenanteils mit HIV-1-RNA-Werten (Viruslast) von weniger als 50 Kopien/ml. Patienten, die Genvoya erhielten, wiesen außerdem im Vergleich zu den mit Stribild behandelten verbesserte Nieren- und Knochen-Laborparameter auf. Die Daten wurden auf der 15. europäischen AIDS-Konferenz (European AIDS Conference, EACS) in Barcelona präsentiert (Sitzung: BD 01).
TAF ist ein neuartiger, in der Erprobungsphase befindlicher nukleosidischer reverser Transkriptasehemmer (investigational nucleotide reverse transcriptase inhibitor, NRTI), der in klinischen Studien eine hohe antivirale Wirksamkeit bei einer zehnmal geringeren Dosis als Viread® von Gilead (TDF) sowie verbesserte Nieren- und Knochenwerte im Labor gegenüber TDF in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen ergeben hat.
„Da die Menschen jetzt mit HIV länger leben und ihr ganzes Leben in antiretroviraler Behandlung bleiben, werden neue Therapien für Menschen mit HIV und behandlungsbedingten Komorbiditäten gebraucht”, sagte José R. Arribas, Associated Professor für Medizin am Hospital La Paz Institute for Health Research (IdiPAZ) in der spanischen Hauptstadt Madrid. „Die diese Woche vorgestellten Daten zeigen, dass Genvoya das Potential hat, zur Erhaltung der Gesundheit einer Reihe in Frage kommender HIV-Patienten beizutragen.”
In den kombinierten Analysen der Studien 104 und 111 erhielten insgesamt 1.733 behandlungsunerfahrene, erwachsene HIV-Patienten randomisiert entweder Genvoya oder Stribild. In Woche 96 erreichten 86,6 Prozent (n=750/866) der mit Genvoya behandelten Patienten und 85,2 Prozent (n=739/867; CI -1,8 Prozent +4,8 Prozent, p=0,36) der mit Stribild behandelten Patienten HIV-1 RNA-Werte von unter 50 Kopien/ml. Diese Analysen zeigten, dass die virologische Erfolgsrate der beiden Therapien in allen Patientenuntergruppen ähnlich war (Alter, Geschlecht, Rasse, HIV-1-RNA und CD4-Zellzahl zu Studienbeginn). Es gab in beiden Therapiearmen wenig Behandlungsabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen: 1,2 Prozent (n=10) für Genvoya gegenüber 2,3 Prozent (n=20) für Stribild. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Diarrhöe und Übelkeit.
In der kombinierten Analyse wurde die Wirkung der beiden Therapien auf Nieren, Knochen und Lipid-Laborparameter innerhalb eines Zeitraums von 96 Wochen untersucht. Zur Untersuchung der Nierenfunktion wurden mehrere Labortests der renalen und tubulären Funktion durchgeführt, wobei die Genvoya-Therapie durchweg statistisch bessere Ergebnisse erzielte. Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied bei der mittleren Veränderung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (estimated glomerular filtration rate, eGFR) zwischen Studienbeginn und Woche 96, mit günstigerem Ausgang für Genvoya (-2,0 mL/min für Genvoya gegenüber -7,5 mL/min für Stribild, p<0,001). Bei Patienten, die Genvoya nahmen, waren die Rückgänge der Knochenmineraldichte (KMD) im Vergleich zu Patienten, die Stribild nahmen, geringer, wie das DXA-Verfahren zeigte (Rückgrat: -0,96 gegenüber -2,79, p<0,001; Hüfte: -0,67 gegenüber -3,28, p<0,001). Patienten, die Genvoya nahmen, wiesen insgesamt statistisch stärkere Anstiege der Gesamtwerte für LDL- und HDL-Cholesterin gegenüber Studienbeginn auf als Patienten, die Stribild nahmen. Währenddessen gab es keinen signifikanten Unterschied des Gesamtverhältnisses von Gesamt-Cholesterin und HDL zwischen den Armen. Schließlich gab es beim Genvoya-Arm keine Berichte über proximale renale Tubulopathie (inklusive De-Toni-Fanconi-Syndrom), während es beim Stribild-Arm zwei derartigen Fälle gab.
„Die Daten aus zwei Jahren, die diese Woche präsentiert wurden, stützen den langfristigen Nutzen von Genvoya angesichts der anhaltenden viralen Suppression und kontinuierlicher Verbesserungen der Nieren- und Knochenwerte im Labor weiter”, sagte Dr. Norbert W. Bischofberger, Executive Vice President für Forschung und Entwicklung sowie Chief Scientific Officer bei Gilead. „Vorbehaltlich der Zulassung in den USA und in Europa freuen wir uns darauf, Genvoya und unsere anderen TAF-basierten Therapien der nächsten Generation so schnell wie möglich für die Patienten verfügbar zu machen.”
Weitere zu untersuchende Studienergebnisse aus Phase 3 für Genvoya, die auf der EACS präsentiert werden sollen, sind eine über 48 Wochen durchgeführte Analyse von Studie 109 bei erwachsenen Patienten, die von verstärktem Atazanavir (ATV) plus F/TDF zu Genvoya wechseln (Sitzung: PS10), Subanalysen von Studien 104 und 111, bei denen Genvoya gegenüber Stribild bei behandlungsunerfahrenen erwachsenen Frauen nach 48 Wochen untersucht werden (Poster: PE7/13), sowie die Medikamentenresistenz über 48 Wochen bei behandlungsunerfahrenen Personen, die Genvoya erhielten (Poster: PE9/5).
Zum 24. September 2015 gab der Ausschuss für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA), eine positive Stellungnahme zu Gileads Marktzulassungsantrag für Genvoya ab. Die positive Empfehlung des CHMP wird jetzt von der Europäischen Kommission geprüft, bei der die Entscheidungsgewalt über die in den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verwendeten medizinischen Produkte liegt. Auf der Grundlage der ersten Ergebnisse der Studien 104 und 111, die im September 2014 bekannt gegeben wurden, hat Gilead am 5. November 2014 einen Zulassungsantrag für Genvoya bei der US-amerikanischen Arzneimittelagentur (Food and Drug Administration, FDA) eingereicht. Die Agentur hat gemäß Prescription Drug User Fee Act den 5. November 2015 als Zieldatum festgelegt.
Genvoya ist ein Prüfpräparat, dessen Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht endgültig festgestellt wurde.
Zu den Studien 104 und 111
Die Studien 104 und 111 waren ursprünglich auf 96 Wochen ausgelegt, wurden jedoch kürzlich auf 144 Wochen verlängert. Es handelt es sich um randomisierte, kontrollierte Phase-3-Doppelblindstudien, die mit 1.733 nicht vorbehandelten Erwachsenen mit HIV durchgeführt wurden. Bei der Anmeldung für die Studie waren 15 Prozent der Personen Frauen, 25 bezeichneten sich als schwarz oder afrikanischer Abstammung, und 23 Prozent wiesen eine Viruslast von ≥100.000 Kopien/mL auf. Die Patienten wurden 1:1 randomisiert und erhielten ein STR mit Genvoya oder Stribild. Zur Randomisierung zählte die Schichtung nach CD4-Wert (< 50 Zellen/µL, 50 bis 199 Zellen/µL oder ≥ 200 Zellen/µL) und Region (USA oder früher USA) zum Untersuchungszeitpunkt. Nach 48 Wochen wurden in beiden Studienarmen hohe virale Suppressionswerte beobachtet (Genvoya 92 Prozent und Stribild 90 Prozent), und Genvoya konnte das Hauptziel einer Wirksamkeit erreichen, die Stribild nicht unterlegen war, definiert als das Verhältnis der Teilnehmer mit HIV-1 RNA < 50 Kopien/mL mit dem FDA Snapshot Algorithm.
Die Studien laufen verblindet weiter. Nach 144 Wochen erhalten die Probanden weiterhin ihr verblindetes Studienmedikament, bis die Behandlungszuordnungen entblindet werden. Zu diesem Zeitpunkt erhalten alle Probanden die Wahl, an einer nicht verblindeten Verlängerungsphase mit Genvoya teilzunehmen, bis das Medikament im jeweiligen Land zugelassen wird. Weitere Informationen über die Studien finden sich unter www.clinicaltrials.gov.
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