Möglicher NATO-Gegenschlag macht alle Wirtschaftsprognosen fraglich FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein möglicher militärischer Gegenschlag der NATO als Reaktion auf die Terroranschläge in den USA würde alle bisherigen Konjunkturprognosen über den Haufen werfen. Die Auswirkungen auf den Welthandel lassen sich angesichts der unklaren politischen Lage kaum vorhersehen. Vor allem die deutsche Automobilindustrie und der Maschinenbau verdanken bislang ihre robuste Konjunktur der guten Nachfrage aus den USA. Die Branchenverbände halten sich aber mit "seriösen Prognosen" über die Folgen der Anschläge deutlich zurück.
AUSWIRKUNGEN VON GEGEGENSCHLAG NICHT DERZEIT ABSEHBAR
"Panikmache ist kein guter Ratgeber", sagte der Sprecher des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Alexander Batschari. Im Falle eines Vergeltungsschlages sei eine zuverlässige Einschätzung der Folgewirkungen auf die ohnehin fragile Weltkonjunktur kaum möglich.
Für den Maschinenbau sind die Vereinigten Staaten wichtigster Absatzmarkt. Bei einem Exportanteil von 12,5 Prozent werden in den USA für gut 20 Mrd. DM Maschinen und Anlagen in diesem Jahr verkauft. Im ersten Halbjahr nahmen die Lieferungen um 8,1 Prozent auf 10,5 Mrd. DM zu. Da zwischen Auftrag und Auslieferung im Schnitt vier bis sechs Monate vergehen, würden rückläufige Bestellung erst 2002 negative Spuren in den Bilanzen zeigen. Batschari äußerte sich allerdings zuversichtlich, dass die US-Wirtschaft auch weiterhin investiert, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
Auch für die deutsche Autoindustrie spielt der US-Export eine herausragende Rolle. Vor allem die Hersteller VW , Audi, BMW , Mercedes und Porsche konnten im bisherigen Jahresverlauf die relative Schwäche des deutschen Marktes über steigende Lieferungen nach Übersee mehr als ausgleichen. Von Januar bis Juni legten die Auto-Exporte in die USA um 9 Prozent auf 20,3 Mrd. DM zu. Damit geht ein Sechstel des Autoexports auf das Konto der Vereinigten Staaten.
NACHLASSENDES KONSUMVERHALTEN BEFÜRCHTET
In den deutschen Konzernzentralen wird deshalb mit Sorge beobachtet, wie die US-Wirtschaft und die Konsumenten Nordamerikas auf den Schock der Terroranschläge reagieren. Ein deutlich nachlassendes Konsumverhalten könnte über Umwege auch negative Folgen für die Bundesrepublik haben. Die Konjunktur vieler asiatischer Länder ist ebenfalls stark von den US-Importen abhängig.
Die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft waren im ersten Halbjahr unverändert wichtigste Stütze der Konjunktur. Trotz weltweiter Flaute seien die Lieferungen ins Ausland von Januar bis Juni nochmals um 11,4 Prozent auf 626,4 Mrd. DM (320 Mrd Euro) gesteigert worden.
Beachtlich war dabei der überdurchschnittliche Zuwachs der Ausfuhren in die USA mit plus 15,6 Prozent auf 66,7 Mrd. DM. Dabei gab die Schwäche des Euro zusätzlichen Rückenwind. Die Vereinigten Staaten waren mit einem Anteil von 10,6 Prozent zweitwichtigster Handelspartner hinter Frankreich (11,4 Prozent). Mehr als die Hälfte (56,1 Prozent) der deutschen Warenlieferungen ging im ersten Halbjahr in die EU-Länder. Die Ausfuhren in die Europäische Gemeinschaft zogen um 7,8 Prozent auf 351,5 Mrd. DM an./DP/rh
--- Von Wolf Pampel, dpa ---
13.09. - 13:59 Uhr
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