Auszug aus der Zeitschrift HZwei (Ausgabe Juli 2020)
DER H2-PROJEKTIERER Apex baut ein eigenes H2-Versorgungsnetz auf Alles aus einer Hand – so ist der Plan von Mathias Hehmann, geschäftsführender Gesellschafter der Apex Energy Teterow GmbH. Neben der Planung sollen auch Projektierung und Installation sowie der spätere Betrieb zukünftiger Wasserstoffanlagen über das Rostocker Unternehmen laufen. Komplizierte und zeitintensive Vorarbeiten und Vertragsverhandlungen sollen wegfallen. Stattdessen will der zur Apex Group gehörende Dienstleister individuell konzeptionierbare Komplettpakete anbieten – von der Stromerzeugung über Elektrolyseure und Speicher bis hin zu Brennstoffzellen oder Blockheizkraftwerken. Wie das aussehen könnte, zeigen die Norddeutschen seit Mai 2020 an ihrem Standort in Rostock-Laage. Direkt am Flughafen Laage hat sich Mathias Hehmann ein mehrere Hektar großes Areal gesichert, um dort exemplarisch seine Vision einer dezentralen Energieversorgung aufzubauen und der Allgemeinheit zu präsentieren. Dafür werden derzeit am Apex-Geschäftssitz alle erforderlichen Komponenten herangeschafft und miteinander verknüpft. So kam am 8. Mai 2020 die Brennstoffzelle von Proton Motor – in einem blauen Container. Nicht weit davon entfernt stand bereits ein grüner Container, in dessen Innerem sich ein Blockheizkraftwerk (BHKW) der Firma 2G befindet. Auf dem Hof diverse weitere Container, alle in weiß. In ihnen befinden sich H2-Tanks, die direkt von der Firma emano angeliefert wurden. Währenddessen erfolgten weiter hinten auf dem Werksgelände die Baumaßnahmen für die Wasserstofftankstelle, die mit Hilfe von McPhy und Resato errichtet wird.
Aber der Reihe nach: INTEGRIERTES VERSORGUNGSKONZEPT Momentan herrscht in den großzügig gestalteten Hallen einer ehemaligen Druckerei, in die der 47-Jährige mit seinem Team vor 18 Monaten eingezogen ist, noch gähnende Leere. Nur knapp ein Dutzend Container stehen aktuell etwas verloren auf der großen, grauen Betonfläche. Zukünftig sollen hier Produktionsanlagen verschiedener Partnerunternehmen aufgebaut werden, um von hier aus komplette Energiesysteme ausliefern zu können. Mathias Hehmann, der sein Unternehmen als Integrator ansieht, will die gesamte Bandbreite einer nachhaltigen Energieversorgung anbieten – von der Photovoltaikanlage bis hin zum H2-Speicher. Als langjähriger Photovoltaik-Experte ist er froh, dass heute mit Wasserstoff das „fehlende Puzzleteil“ zur Verfügung steht, das den Transfer des Solarstroms in den Wärme- und Mobilitätssektor ermöglicht.
Den Grundstein dafür legte er am 1. April 2020, als die aus Heek stammende Firma 2G die Inbetriebnahme des angelieferten Blockheizkraftwerks agenitor 404c H2, das komplett mit Wasserstoff betrieben 115 kWel und 129 kWtherm leistet, vornahm. Das dafür benötigte Gas soll aus einem alkalischen 2-MW-Elektrolyseur von McPhy, der direkt in das firmeneigene H2-Speichersystem einspeisen wird, kommen. Ergänzend zu dem BHKW verfügt Apex über ein Brennstoffzellensystem (fünf PM400-Module von Proton Motor, elektr. Gesamtleistung: 150 kW) sowie – als Pufferspeicher für schnelle Reaktionszeiten – über eine stationäre Batterie mit 1 MWh Kapazität von der Wemag. Die Eröffnung erfolgte am 12. Juni 2020 (nach Redaktionsschluss) mit einem Grußwort von Manuela Schwesig, der Ministerpräsidentin von Mecklenburg- Vorpommern. Ihr Kabinettskollege Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, war bereits wiederholt bei Apex und unterstützt deren Ambitionen.
INTEGRIERTES VERSORGUNGSKONZEPT Laut dem Unternehmen ist diese netzgekoppelte Anlage, die 16 Gigawattstunden im Jahr zu leisten imstande ist, einmalig in Deutschland und das bislang größte H2-basierte Versorgungsnetzwerk Europas. Über ein ringförmig ausgelegtes Rohr- und Leitungssystem will Apex nicht nur die beiden in unmittelbarer Nähe geplanten Hotels versorgen, sondern auch den angrenzenden Gewerbepark sowie den Zivilflughafen. All dies soll nebst der dazugehörigen kritischen Infrastruktur CO2-neutral vom Apex-Gelände aus gemanagt werden. Die öffentliche Tankstelle soll 200 Pkw und 40 Busse versorgen und Bestandteil der geplanten Ost-West-Tangente werden, die die Weiterführung des sogenannten Blue-Line-Vorhabens werden könnte. Das Projekt „Blue-Line“ hatte die Wemag AG im Mai 2019 mit den Stadtwerken Schwerin, dem Transportunternehmen Volker Rumstich und der Industrie- und Handelskammer Schwerin ins Leben gerufen. Der Energieminister von Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel hatte die Anfertigung einer Vorstudie finanziell unterstützt, damit in Westmecklenburg entlang der Hauptinfrastrukturachse A24 der Aufbau von Wasserstofftankstellen initiiert werden kann. So könnte von Schwerin aus eine Tangente gezogen werden, die über Rostock-Laage perspektivisch auch das Erlebnisdorf Karls Erdbeerhof einschließt. Gewisse Ähnlichkeiten zum eFarm-Verbundprojekt in Schleswig-Holstein sind nicht von ungefähr. Man könnte sagen, Apex möchte im Nordosten der Republik etwas Ähnliches aufbauen, wie es GP Joule im Nordwesten bereits in Angriff genommen hat. Das dortige Vorhaben gilt bislang als das „größte grüne Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Deutschland“, bei dem eine H2-Infrastruktur von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Flottennutzung realisiert wird.
SCHAFFUNG EINER GRÜNEN H2-INFRASTRUKTUR Heute beschäftigt Apex, das von Privatinvestoren unterstützt wird, 35 Mitarbeiter. Das nächste Etappenziel liegt bei 200 Angestellten, die zukünftig das Rein-und-raus all der verschiedenen Komponenten managen sollen. Mit deren Hilfe will Hehmann es schaffen, die Lieferzeit für Elektrolyseure, Brennstoffzellen, Tankstellen oder auch Komplettsysteme deutlich zu reduzieren. Aktuell liegt die Wartezeit zwischen Auftrag und Auslieferung meist bei vielen Monaten – mindestens im zweistelligen Bereich. So betrug auch der Vorlauf zum Aufbau der eigenen Tankstelle 24 Monate. Auf BZ-Busse wartet man gut eineinhalb Jahre. Hehmann, dessen Auftreten ein wenig an das von Tesla-CEO Elon Musk erinnern kann, bezeichnet seinen Standort schon heute als „Wasserstoffzentrum Norddeutschland“. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss sich allerdings zunächst noch zeigen, ob aus den Plänen auch wirklich Taten werden. Der Wille dafür ist unverkennbar vorhanden. So soll beispielsweise durch die Einrichtung von Außenstellen der beteiligten Partner in Rostock eine bedeutend zügigere Abwicklung ermöglicht werden, als wenn alle Akteure allein bei sich am jeweiligen Stammsitz arbeiten. Die Firmen bekommen dafür sowohl Büroräume als auch Produktionsfläche vor Ort, ebenso wie der TÜV, um kurze Wege und schnelle Entscheidungen gewährleisten zu können. Auf diese Weise will Apex (lat.: Gipfel, Spitze) dazu beitragen, „den Weg zu einer grünen Wasserstoffinfrastruktur zu ebnen“. Ein bisschen traurig sei er zwar schon darüber, dass Rostock keinen Zuschlag als HyLand-Wasserstoffregion bekommen hat, so Hehmann, aber immerhin sei Rügen-Stralsund als HyStarter ausgewählt worden. Und vielleicht gelingt es ihm ja wirklich, an der A24 südlich von Rostock ein norddeutsches H2-Zentrum zu etablieren.
https://www.puchheimer-stadtportal.de/...stoffzellen-von-apex-energy/ __________________________________________________
STACKS AUS DEUTSCHER PRODUKTION Eine weitere interessante Kooperation läuft derweil mit deutsch-tschechischer Beteiligung: So hatte bereits Anfang 2019 Proton Motor Fuel Cell die Zusammenarbeit mit Škoda Electric bekanntgegeben. Die beiden Firmen unterzeichneten eine Absichtserklärung, betreffend die Entwicklung, den Verkauf und die Wartung von BZ-Elektrobussen. Dafür sollen die HyRange®-Systeme des Puchheimer Herstellers eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei um Range-Extender-Module, die speziell für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge, kommunale Fahrzeuge und Busse konzipiert wurden. Dr. Faiz Nahab, Geschäftsführer des Mutterunternehmens Proton Motor Power Systems PLC (ehemals Proton Power Systems PLC), erklärte: „Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Škoda Electric a.s., denn dadurch bestätigen sich weiterhin Bedarf und Nachfrage bezüglich unserer HyRange-Anwendungen.“ Zunächst sollen zehn Prototypbusse bei europäischen Betreibern zum Einsatz kommen, allerdings konnte Manfred Limbrunner, Vertriebsleiter von Proton Motor Fuel Cell, dies auf Anfrage nicht bestätigen, da sein Unternehmen mit Škoda „noch immer in Verhandlung“ sei. Darüber hinaus hatte Proton im April 2019 einen 4-Mio.-Deal mit der ebe Europa GmbH vermeldet. Der Memminger Integrator will insgesamt 15 Elektrobusse mit 60-kW-BZ-Systemen ausstatten und diese innerhalb des JIVE-2-Projekts, in dessen Rahmen insgesamt 290 Busse auf europäische Straßen gebracht werden sollen, an vier deutsche Stadtverwaltungen (Frankfurt am Main, Mainz, Münster und Wiesbaden) ausliefern.
https://www.proton-motor.de/...toffzellen-elektrobussen-vereinbart-2/ https://www.proton-motor.de/...tellt-15-wasserstoff-brennstoffzellen/
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