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Alte Zeiten an der Wall Street. Am Donnerstag kehrte die viele Monate geltende Zweiteilung des Marktes wieder zurück: Während High-Tech-Werte haussierten verloren traditionelle Titel (bricks-and-mortar-stocks) an Wert. Nasdaq und Dow Jones, die stellvertretend für die Aktien der New Economy bzw. die Blue Chips der Alten Wirtschaft stehen, reagierten damit unterschiedlich auf die katastrophalen Konjunkturdaten. Der Arbeitskostenindex signalisierte mit einem Anstieg von 1,4 Prozent, dies war der größte Zuwachs seit zehn Jahren, zunehmende Inflationsgefahren vom Arbeitsmarkt. Auch die Zahlen des Bruttoinlandsproduktes, das im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 5,4 Prozent gewachsen war, deuteten noch nicht auf die von der Fed herbeigewünschte Abschwächung der Konjunktur und daher ein aggressives Vorgehen der Notenbanker hin.
Trendwende bei High-Tech.-Titeln?
Während es zum Handelsstart noch nach einem Kettensägenmassaker aussah, wurden die Technologietitel wieder einmal von der alten Idee aus dem Tal nach oben gezogen, dass sie im Gegensatz zu Old-Economy-Unternehmen wesentlich inflations- und zinsresistenter sind. Der Nasdaq-Index konnte ein Intraday-Minus von 116,33 Zählern wettmachen und beendete den Tag mit einem Anstieg von 143,94 Punkten oder 3,97 Prozent auf 3774,03 Zähler. Der Dow konnte zwar ebenfalls einen Teil des zwischenzeitlichen 200-Punkte-Minus aufholen, ging jedoch mit einem Minus von 57,40 Stellen oder 0,52 Prozent aus dem Markt. Viele Experten sehen in der Technologie-Rallye trotz der denkbar schlechten Konjunkturdaten eine Art Trendwende. Der Donnerstag könnte das Ende des Platzens der High-Tech/Dot-Com-Blase markieren. Tatsächlich zeigten Tech-Werte nach der moderaten Reaktion auf das Microsoft-Desaster am Montag bereits zum zweiten Mal erstaunliche Resistenz, wenn man bedenkt, dass die Verbraucherpreisdaten am 14. April noch zu einem Mini-Crash geführt hatten. Selbst Richard McCabe von Merrill Lynch, der zum Beginn der Korrektur einer der Bedenkenträger bei den Wachstumstiteln war, schwenkte am Donnerstag ins optimistische Lager über. „Wir könnten in den nächsten Wochen eine Rallye in den Bereich von 4000 Punkten beim Nasdaq sehen“, so der technische Analyst. Andere Analysten verwiesen zudem auf die sehr positiven Unternehmenszahlen. Der fundamentale Trend sei weiter intakt.
Zahlen bei Broadvision erobern Anlegerherzen
Kräftige Kursgewinne von 24 Prozent auf 40 Dollar (nachbörslich bis 41,5 Dollar) verzeichnete nach der Veröffentlichung der Zahlen Broadvision. Der Softwarehersteller konnte seine Nettogewinne gegenüber der Vorjahresperiode auf vier Cents pro Aktie vervierfachen, was zudem zwei Cents über den Erwartungen lag. Die Umsätze schossen um 233 Prozent auf 61,5 Mio. Dollar in die Höhe. Das Wachstum war vor allem auf die Ausweitung des Lizenzgeschäftes zurückzuführen. So konnten im ersten Quartal 110 neue Kunden für die eBusiness-Application-Software gewonnen werden. Pawan Malhotra von CIBC World Markets bestätigte seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 78 Dollar. Broadvision sei ein Kerninvestment in jedem Tech-Portfolio. Broadvision-Konkurrent Vignette zählte ebenso zu den Gewinnern und kletterte um 16,8 Prozent auf knapp 50 Dollar. Insgesamt konnten Internet-Aktien kräftig zulegen. Der ISDEX-Index der 50 führenden Titel zog um 5,4 Prozent auf 748,63 Zähler an. Auch andere Unternehmen profitierten von guten Quartalszahlen. Infospace, die bereits am Mittwoch nachbörslich auf 67 Dollar kräftig zulegen konnten, zogen um weitere zwölf Prozent auf 72 Dollar an. Das Unternehmen, das sowohl im Internet als auch im Bereich Mobilfunk gegenwärtig gut positioniert ist und dem Analysten zutrauen, zu einem Gorilla in der Welt des Mobile Internet aufzusteigen, war im ersten Quartal mit Cents pro Aktie in die Gewinnzone gerutscht und hatte die Analystenschätzungen weit übertroffen.
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