Mox Telecom: Hohe Risiken, hohe Chancen
Mox Telecom dagegen lässt bei mir etwas ungute Erinnerungen an die inzwischen insolvente GetGoods.de aufkommen. Ähnlich wie das in Frankfurt/Oder ansässige E-Commerce-Unternehmen weist auch Mox in den Zwischen- und Geschäftsberichten hohe Gewinne aus, ohne dass sich selbige aber in den Cash-Flows widerspiegeln würden.
Auch im ersten Halbjahr 2013 war der Cash-Flow aus der operativen Tätigkeit mit 482.000 Euro negativ. Zudem gab es exorbitant hohe Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von 32,8 Millionen Euro (ein Zuwachs von knapp 600.000 Euro gegenüber dem Vorjahr), die wohl hauptsächlich von der inzwischen übernommenen Kang JSC aus Vietnam stammen. Wie sich das in der Bilanz auswirkt, muss abgewartet werden. Allerdings ist mit dem Geschäftsbericht für 2013 wohl erst wieder Mitte Mai 2014 zu rechnen.
Fakt ist: Um den im letzten Jahr bedrohlich geschrumpften Cashbestand wieder auffüllen zu können, begab Mox eine Anleihe, die inzwischen im Umfang von rund 30 Millionen Euro gezeichnet worden ist. Die Tatsache, dass laut einem Interview (das der Vorstand und Gründer von Mox Telekom, Dr. Günter Schamel, dem Finanzportal kapitalerhöhungen.de gegeben hat), 80 Prozent der Schuldverschreibung von Retail-Investoren (sprich: Privatanlegern) gezeichnet worden sind, trägt nicht dazu bei das Vertrauen ins Unternehmen zu erhöhen.
Das heißt nämlich umgekehrt, dass das Interesse der institutionellen (und meist besser informierten) Anleger an dem Papier eher gering war. Auch die GetGoods-Anleihe, die inzwischen bei nur noch 6 Prozent notiert (d.h. der Markt geht davon aus, dass Anleihezeichner nur noch sechs Prozent ihres Investments zurückbekommen), wurde ganz überwiegend von Privatanlegern gezeichnet.
Sogar operativ gibt es Parallelen. Denn die Mox-Tochter Mox Deals versucht - ähnlich wie GetGoods – im hart umkämpften E-Commerce-Sektor Fuß zu fassen. Der Fokus liegt dabei auf dem Couponing, also der Vermarktung von Sonderangeboten via Coupons.
Die avisierten Märkte sind die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur. Das Problem dabei: Zumindest in den USA ist Mox Deals ein so genanntes „Me too“-Unternehmen, das gegen Marktführer Groupon absolut chancenlos sein dürfte.
Schwer einzuschätzen sind die Marktchancen in den arabischen Ländern und Südostasien. Speziell auf Vietnam legt Mox hier einen Schwerpunkt, was auch mit der Übernahme von Kang JSC deutlich wird. Schamel setzt große Hoffnungen auf den vietnamesischen Telekommunikations-Markt.
Ich zitiere aus dem oben genannten Interview aus dem November:
„Die derzeitige Marktsituation ist mit der in Deutschland 1998/99 kurz nach der Liberalisierung zu vergleichen und bietet enorme Wachstumschancen. Eine weitere Perspektive bietet die sehr junge Bevölkerung, die eine überdurchschnittlich hohe Affinität zum Internet und Mobilfunk hat.
Derzeit gibt es über 130 Mio. Mobilfunktelefone in Vietnam, bei einer Gesamtbevölkerung von über 90 Mio. Einwohnern. In diesem Zusammenhang sind wir in der sehr guten Lage im Besitz eines der begehrten und streng limitieren Short Codes zu sein. Er ist mit dem deutschen Call-by-Call vergleichbar, aber in Vietnam auch im Mobilfunk nutzbar.“
Und weiter: „Bei der Übernahme war besonders wichtig, dass die Lizenz des Short Codes, die an den vietnamesischen Partners gekoppelt ist, im Übernahmepaket enthalten war. ,Wir sind in Vietnam nun einer von insgesamt fünf lizensierten Anbietern und decken in Vietnam das komplette Angebot der Sprachtelefonie ab.
Der Markt ist aufgrund des sehr frühen Marktstadiums und wenigen Wettbewerber sehr attraktiv für uns. Unser Expansionsschwerpunkt wird insbesondere in Vietnam und von dort aus auf Südost-Asien als auch auf dem US-amerikanischen Markt liegen.“
Klingt gut und prinzipiell ist es nahe liegend, dass Mox international nach Wachstumschancen sucht, denn das angestammte Geschäft mit Prepaid-Telekommunikationsdienstleistungen richtet sich vor allem an Migranten, die beispielsweise in den USA leben und in ihre Heimatländer telefonieren.
70 Prozent seiner Umsätze erzielt Mox Telecom derzeit in den USA. Auch die Idee, das vorhandene Produktangebot um weitere Dienstleistungen wie Schnäppchen-Deals zu ergänzen, um den Umsatz je Kunden erhöhen, macht durchaus Sinn.
Die große Frage ist aber, inwieweit es Mox Telecom gelingt sich auf dem vietnamesischen Markt zu behaupten. Immerhin gibt es laut Aussage von Schamel vier einheimische Wettbewerber. Die Tatsache, dass Mox Deals rechtlich an einer Mox-Tochter in Dubai aufgehängt ist, ist ein weiterer Faktor, der einige Anleger abschrecken dürfte, speziell auch die Anleihenkäufer.
Börse Online hat dies sogar dazu veranlasst die Mox Telecom-Anleihe auf die Schwarze Liste zu setzen, weil es fraglich ist, „ob es im Insolvenzfall einen Gläubigerdurchgriff nach Dubai geben kann“.
Die Risiken scheinen alles in allem also beträchtlich. Andererseits ist Mox Telecom immerhin schon seit Ende 2006 börsennotiert und hat in diesem Zeitraum regelmäßige und zuletzt sogar steigende Dividenden bezahlt. In 2012 waren es 0,25 Euro je Aktie. Für 2013 wird sogar eine Steigerung auf 0,30 Euro prognostiziert, was wiederum einer satten Dividendenrendite von aktuell 6,3 Prozent entspräche.
Insofern unterscheidet sich Mox deutlich von GetGoods.de. Kann sich das Unternehmen in Vietnam tatsächlich eine gute Marktstellung aufbauen und läuft es im angestammten Prepaid-Geschäft weiter gut (aktuelles Top-Produkt ist hier das Black Wireless-Angebot http://www.blackwireless.com ) bietet die Aktie einiges an Potenzial.
DW
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