von Lars Winter, Euro am Sonntag 22.10.2013 12:30
Die Schlammschlacht um den Kunststoffteile-Hersteller Balda geht in eine neue Runde.
Transparenz sieht anders aus. Sechs Wochen nachdem Großaktionär Thomas van Aubel den Machtkampf um den Posten des Aufsichtsratschef für sich entscheiden konnte, entlässt der Neu-Oberaufseher nun Vorstandschef Dominik Müser. Nach Bekanntgabe der Nachricht fiel die Aktie der Ostwestfalen um gute 14 Prozent und hat sich seitdem kaum erholt. In Frankfurter Finanzkreisen ließ die Personalie Spekulationen um van Aubels wahre Motive wieder aufflammen. Die Abberufung Müsers scheint dabei all jene zu bestätigen, die in den Vorgängen Parallelen zum 80er-Jahre-Kultfilm Wall Street und seinem Hauptcharakter, Raubtier-Kapitalist Gorden ¬Gekko, sehen.
Denn Balda sitzt auch nach zwei Sonderdividenden weiter auf einer über 280 Millionen Euro großen Barreserve, erlöst aus dem Verkauf seines Aktienpakets am taiwanesischen Touchscreen-Hersteller TKP. Weitere 88 Millionen Euro sollten in einer dritten Ausschüttung an die Aktionäre fließen. Den Restbetrag wollte der Manager Müser für die strategische Neuausrichtung des Unternehmens verwenden. Van Aubel hingegen hat die Frage nach seiner Vision für Balda bisher nie eindeutig beantwortet.
Die Vermutung: Aubel von Gekko — so die scherzhafte Bezeichnung des Rechtsanwalts in Marktkreisen — sei nur hinter den TKP-Millionen her, am Unternehmen selbst jedoch nicht interessiert. Denn mit seinem 30-Prozent-Anteil an Balda profitiert van Aubel am meisten von den Extradividenden. Dass nun zudem die Umstände zweier Unternehmensübernahmen überprüft werden sollen, heizt in Frankfurter Finanzkreisen Spekulationen an, van Aubel wolle Balda auf den Solarsektor ausrichten. Eine Branche, in der er als ehemaliger Großinvestor der insolventen Q-Cells weiter mit eigenen Unternehmungen aktiv ist. Bei den zu prüfenden Müser-Akquisitionen handelt es sich um jene US-Firmen, die Balda beim Wandel zum Medizintechnik-Hersteller helfen sollten. Will van Aubel Balda tatsächlich auf das Solargeschäft ausrichten, muss der Geschäftszweck in der nächsten Hauptversammlung mit einer 75-Prozent-Mehrheit geändert werden. Diese wird nicht vor Dezember stattfinden. Van Aubels Motive bleiben also vorerst weiter verborgen.
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