von Harald Weygand Dienstag 29.05.2012, 10:52 Uhr Download - + Übergeordnet ist der Kapitalfluß in den Rohstoff-Basiswert aller Rohstoff-Basiswerte intakt. Der zum Zeitpunkt der Analyseerstellung bei 91,80 $ pro Barrel notierende Ölpreis (WTI) hat aus charttechnischer Sicht im Bereich von 80 $ und 75 $ potentielle mittelfristige Trendwendepunkte nach oben. Langfristig läßt sich ein charttechnisches Kursziel oberhalb von 120 $ ermitteln. Alles ist relativ. Sie sehen, dass Öl innerhalb seines mehrjährigen, flachen Aufwärtstrendkanals bis zum Erreichen der eingangs genannten Trendwendepunkte durchaus noch 12% bzw. 18% mögliches Korrekturpotential aufweist.
Werfen Sie während der nun folgenden charttechnischen Standortbestimmung des Ölpreises einen Blick auf die beigefügte Chartgrafik, die die Preisentwicklung seit März 2006 zeigt. Lesen Sie die Grafik wie eine Landkarte. Dargestellt ist der bisherige, zurückgelegte Weg, eingezeichnet in blau ist darüberhinaus der erwartete Weg der kommenden Monate und Jahre. Mittels der technischen Analyse werten wir Preis- und Zeitdimension sowie Intermarketfaktoren und Marktstimmungsdaten in bezug auf einen Basiswert aus. Dominieren die Bullen, die Käufer den Ölpreis oder sind es die Bären, die Verkäufer? Wie ist das Verhalten der Marktteilnehmer im Öl ? Auf welchen Preisniveaus werden eingestreute Korrekturen aufgefangen und wieder gekauft ? Auf welchen Preisniveau wird wieder Material in den Markt gegeben und verkauft ? Nicht wir als einzelne Marktteilnehmer sind relevant im Marktgeschehen, sondern die Gesamtheit aller Marktteilnehmer. Mittels der Charttechnik werten wir genau das aus: Kumuliert gesehen die Einschätzungen aller Marktteilnehmer und kumuliert gesehen die Transaktionen aller. Dabei wird das Verhalten der Marktteilnehmer jeweils in die Zukunft projiziert.
Seit Juli 2009 spielt sich das Ölpreisgeschehen oberhalb zweier flacher Aufwärtstrendlinien ab. Aufwärtstrendlinie 1 ist in der beigefügten Grafik grün markiert, sie verläuft derzeit bei ca. 80 $ pro Barrel. Aufwärtstrendlinie 2 ist schwarz markiert und verläuft bei ca. 75 $. Beide Trendlinien stehen für die Kraft der Bullen, seit Juli 2009 wurde immer dann wieder gekauft, wenn der Ölpreis eine der beiden Trendlinien erreichte. Auf den Trendlinien bildeten sich mittelfristige Trendwende aus. Anleger, die Öl handeln, sind seit 2009 auf diese beiden Trendlinien psychisch konditioniert worden. Und je mehr darauf konditioniert sind, desto besser. Denn dann steht mehr Kapital genau auf diesen Preisniveaus bereit, um in den Markt zu strömen. Sollte der Ölpreis 80 $ bzw. 75 $ erreichen, wäre Öl aus charttechnischer Sicht ein Trading Buy. Anleger handeln den Ölpreis entweder direkt über den Future, über Zertifikate oder CFDs. Insbesondere Privatanleger setzen die beiden zuletztgenannten Handelsinstrumente ein. Aktive Anleger können Öl bei Erreichen der 80 $ Marke mit einem Hebelzertifikat (Knock-Out Produkt) handeln, das sein Knock-Out Level unter 78 $ hat. Bei Erreichen der 75er Marke würde sich ein Hebelzertifikat mit Knock-Out Level unter 73 $ anbieten. Bei dieser Vorgehensweise bietet es sich dringend an, den eingesetzten Kapitaleinsatz sehr gering zu wählen. Nämlich lediglich 1-3% des für aktiven Handel vorgesehenen Kapitals, das Ihnen zur Verfügung steht.
Kurzfristig gesehen, steht Öl derzeit direkt im Bereich einer wichtigen parallel projizierten Rasterlinie im 91 $ Bereich, die ebenfalls das Potential hat, eine mehrtägige oder gar mehrwöchige Erholung einzuleiten. S. blauer gestrichelter Prognosepfeil. Die Chartgrafik zeigt Ihnen auch folgendes: Wenn Sie als Anleger Öl bei 80 $ bzw. 75 $ kaufen, haben Sie ein gutes Chance/Risiko Verhältnis vorliegen. Sie haben die Möglichkeit sich im Bereich eines potentiellen Wendepunktes nach oben einzukaufen, den Stoploss relativ eng zu platzieren, und das sich dann anschließende Potential, - vorsichtig formuliert -, in Richtung 120 $ pro Barrel anzugehen.
Bei der charttechnischen Besprechung von Öl gilt es immer auch einen Blick auf den US-Dollar zu werfen. Tendenziell liegt zwischen Öl und Greenback nämlich eine gegenläufige Korrelation vor. Um den Ölpreis prognostisch einschätzen zu können, müssen Sie also immer auch den US-Dollar prognostizieren können. Charttechnisch erwarten wir mittelfristig eine weitere US-Dollar-Aufwertung. Die vor sich hinschwelende Euro-Verschuldungskrise führt zu anhaltenden Repatriierungsaktionen, was den US-Dollar stützt. Das ist auch der wesentliche Grund, weshalb Öl im Mai dieses Jahres so stark verkauft wurde. Die US-Dollarstärke führt den Ölpreis in einen flacheren Aufwärtstrendkanal. „Netto“ dürfte es aber so aussehen, dass der Ölpreis übergeordnet weiter steigt, obwohl der US-Dollar aufwertet.
Öl darf ab jetzt den 70 $ Bereich nicht mehr nachhaltig unterschreiten! Wenn doch, würde dies einen massiven größeren Abverkauf einleiten, der Öl sogar unter 30 $ treiben könnte. Wie kann das denn sein ? Doch ein Deflationsscenario ? Weltweite starke Rezession ? Öl wird durch Entwicklung neuer Technologien obsolet ? Wir wissen es nicht. Wir wissen basierend auf unseren charttechnischen Auswertungen nur, dass eine Aufgabe der 70 $ Marke sehr negativ für den weiteren Ölpreisverlauf zu werten wäre.
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