Redaktion / 05.07.20 / 13:46 Steinhoff vor Settlement: Der Durchbruch ist zum Greifen nah! Es sind News, auf die der skandalgebeutelte Handelskonzern Steinhoff (WKN: A14XB9) seit Jahren hofft: eine Einigung mit seinen Milliarden-Klägern. Neuesten Berichten zufolge rückt ein Deal offenbar in greifbare Nähe. Wir fassen die Situation zusammen und skizzieren die spekulativen Chancen für Anleger.
Das hochverschuldete Unternehmen kämpft seit seines Bilanzskandals Ende 2017 um eine Zukunft. Einer der entscheidenden Faktoren dabei ist es, die anhängenden Klagen gegen den Konzern im Gesamtwert von über 9 Milliarden Euro aus dem Weg zu schaffen. Lange zeiechnete sich keine Lösung ab, die hohen Rechtskosten belasten bis heute signifikant das Ergebnis.
Wie die gewöhnlich exzellent unterrichtete Nachrichtenagentur Bloomberg zunächst weitgehend unbeachtet am Freitagnachmittag berichtete, steht eine Einigung der Pateien offenbar vor der Tür. Ein Deal sei laut zwei mit der Situation vertrauten Personen „nah“, so Bloomberg. Der 78-jährige Ex-Chairman Christo Wiese, der mit rund 3 Milliarden Euro den größten Anspruch gegenüber Steinhoff geltend machen möchte, hat anscheinend auch keine Lust mehr auf einen sich weiter hinziehenden Prozess. Wiese sei hoffnungsvoll, „bald“ einen Deal zu haben, wollte den Fall aber nicht näher kommentiert.
"Global Peace" im Anmarsch
Die Hoffnung vieler Anleger war stets ein "Global Peace", eine globale Einigung mit allen Klägern, ein Settlement auf einen Schlag. Genau danach sieht's jetzt aus. Steinhoff-Finanzchef Theodore de Klerk sprach in einem Interview zuvor von „Fortschritten“, die man mache, wollte sich zum Timing aber ebenso wie Wiese nicht näher äußern. De Klerk wies jedoch klar darauf hin, dass man in der Tat auf ein „Global Settlement“ schiele. Dieses wäre ein Durchbruch im Sanierungsprozess.
Billig-Lösung wahrscheinlich
Bloomberg-Informationen zufolge soll den Klägern eine Kombination aus Cash und Aktien der erfolgreichen Tochter Pepkor angeboten worden sein, Afrikas größtem Bekleidungshändler, an dem Steinhoff noch rund 70% der Anteile hält. Statt den über 9 Milliarden Euro an Klageforderungen schätzen wir, dass ein Settlement am Ende einen Gesamtwert von deutlich unter einer Milliarde Euro umfasst.
Auffällig: Bereits Ende letzten Monats wies ein Gericht in Südafrika die Klagen von Pensionsfonds und Privatanlegern zurück. Haftbar seien die alten Wirtschaftsprüfer von Deloitte und das alte Management, hieß es. Dass ausgerechnet jetzt Bewegung in die größeren Fälle kommt, könnte damit zu tun haben, dass sich Kläger nun ihrerseits lieber mit dem Spatz in der Hand zufrieden geben möchten. Steinhoffs Verhandlungsposition geschadet hat das Urteil jedenfalls nicht.
Einigung wäre Befreiungsschlag
Im jüngsten Geschäftsbericht bekräftigte Steinhoff, dass eine Einigung mit den Klägern den entscheidenden nächsten Schritt auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft darstellt. Es sei der beste Weg, Werte für alle Stakeholder zu schützen und zu steigern sowie Schulden abzubauen und Finanzierungskosten zu senken.
Klar ist: Steinhoff wird derzeit von seinem Schuldenberg erdrückt. Mit rund 10 Milliarden Euro steht man weiterhin bei seinen Kreditgebern in der Kreide, zahlt Wucherzinsen von 10 Prozent. Zwar muss Steinhoff diese aufgrund eines Gläubigerabkommens bis Ende 2021 nicht leisten, sie addieren sich jedoch weiter auf. Was dringend nötig ist: neue Konditionen!
Einigt man sich mit seinen Klägern, geht man davon aus, Kredite neu zu marktüblicheren Konditionen verhandeln beziehungsweise Schulden restrukturieren zu können. Damit wäre das Überleben des Konzerns wohl nachhaltig gesichert.
Aktionäre mit berechtigten Hoffungen
Keine Frage: Bei Steinhoff sitzen Gläubiger am längeren Hebel. Letztendlich werden diese darüber entscheiden, wie stark Alt-Aktionäre an einer sanierten Steinhoff partizipieren. Es gibt jedoch einige Pluspunkte, die für Steinhoff und seine Anleger sprechen. Zum einen ist der Konzern derzeit nicht insolvent und damit weiterhin verpflichtet, im Sinne seiner Eigentümer zu agieren. Ein Blick in den Geschäftsbericht reicht aus, um zu sehen, dass auch aktuelle Aktionäre mit in die Gedanken einbezogen werden.
Die Aufsichtsratsvorsitzende Moira Moses bedankt sich ausdrücklich auch bei Aktionären für ihre andauernde Unterstützung auf Steinhoffs „Erholungsreise“. An einer Stelle im Jahresbericht ist gar davon die Rede, „Wert für Aktionäre“ freizusetzen. Überhaupt sei es das klare Ziel, Werte für alle Stakeholder zu wahren und zu steigern.
Zum anderen liefert die neue Konzernführung vorbildliche Arbeit ab und kann bereits wichtige Erfolge im Gesundungsprozess verbuchen.
Im Kern starke Zahlen
Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt eindeutig: Steinhoff ist ein im Kern sehr gesundes, sogar wachsendes Unternehmen. Im Ende September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2019 wurde das EBITDA aus fortgeführten Geschäften um 3 Prozent auf 791 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz kletterte von 11,4 Milliarden auf rund 12 Milliarden Euro.
Das sieht erstmal nach einem hochsoliden Investment Case aus, wären da nicht noch die hohen außergewöhnlichen Belastungen und Finanzierungskosten. Zusammen mit Abschreibungen drückten sie das 2019er-Ergebnis auf Konzernebene am Ende auf -1,84 Milliarden Euro. Bilanziell ist Steinhoff längst überschuldet.
Die Corona-Krise hatte selbstverständlich auch auf Steinhoff einen negativen Einfluss, doch ist man offensichtlich stärker und schneller aus den Lockdowns hervorgekommen als selbst ursprünglich vermutet. So heißt es unter anderem im Geschäftsbericht:
Da die Umsatzentwicklung nach der Sperrung wesentlich besser war als unsere prognostizierten Annahmen, war die Cash-Position des Konzerns Anfang Juni deutlich stärker als bei Ausbruch der Pandemie erwartet.
Usw gut geschrieben und zusammen gefasst
https://www.sharedeals.de/...ment-der-durchbruch-ist-zum-greifen-nah/
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