Smartbroker rechnet sich vom Trade-Republic-Rivalen zur Frittenbude.
Glänzende Perspektiven also gäbe es nicht ein Dokument, das mit ganz anderen Zahlen aufwartet, wie Recherchen von Fxxxxxxxx zeigen.
Wurden die Ziele deutlich übertroffen oder nicht erreicht ?
Das delikate Schriftstück stammt aus dem vergangenen Dezember, war Ende letzten Jahres kurzzeitig auf der Internetseite des Unternehmens einsehbar und trägt den Namen WOC Prüfbericht. Wozu man wiederum Folgendes wissen muss:
Das Kürzel WOC steht für Wallstreet Online Capital AG
Diese Wallstreet Online Capital AG ist eine Tochtergesellschaft der schon erwähnten Wallstreet Online AG
Vor allem aber ist die WOC die Betreiberin des Smartbrokers und weiterer Portfolien und steht damit für einen beträchtlichen Teil des Umsatzes der Gesamtgruppe
Und was man ebenfalls wissen muss: Die Wallstreet Online Capital AG war bis 2014 an der Börse notiert und schleppte seit jener Zeit eine Reihe von Kleinaktionären mit sich herum. Diese hielten bis Dezember letzten Jahres noch 3,5% der Aktien wurden dann allerdings per Squeeze-Out herausgedrängt.
Hintergrund: Um ein Squeeze-Out zu vollziehen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein
Der Mehrheitsgesellschafter ( also die Wallstreet Online AG) benötigt mindestens 95% der Aktien was hier des Fall war. Die Gesellschaft selber (also die Wallstreet Online Capital AG) muss einen fairen Unternehmenswert ermitteln und sich diesen von einem Bewertungsgutachten bestätigen lässt.
Bei dem von Fxxxxxxx aufgetanen Dokument, also bei dem WOC Prüfbericht, handelt es sich nun um genau dieses Gutachten. Und was bei der Lektüre verwundert: Während die Wallstreet Online AG und ihr CEO die Perspektiven des eigenen Unternehmens öffentlich stets in hellsten Farben zeichnen, ist der Zungenschlag des Gutachtens ein gänzlich anderer:
Ein paar Gegenüberstellungen:
Während sich die Wallstreet Online AG bei der Vorstellung ihrer vorläufigen 2021er-Ergebnisse kürzlich brüstete, die Umsatzziele deutlich übertroffen zu haben, merkt das Gutachten zur Wallstreet Online Capital AG in Bezug auf das identische Geschäftsjahr an, die geplanten Erlöse würden nach Angaben des Vorstands nicht erreicht, weil insbesondere die Handelsaktivitäten der Kunden (Zahl der Transaktionen) zurückgegangen sind.
Während Wallstreet Online-Chef Hach bei der jüngsten Hauptversammlung (trotz Ukraine-Krieg und drohender Rezession) für 2026 eine Verdreifachung des konzernweiten Umsatzes auf eine Größe zwischen circa 140 Mio. und 180 Mio. Euro in Aussicht stellte, prognostiziert der WOC Prüfbericht (der zu einer Zeit erstellt wurde, als die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch viel bessere waren, nämlich Ende 2021) für die wichtigste Tochter und das identische Jahr gerade mal auf Provisions- und sonstige Erträge in Höhe von 68,4 Mio. Euro bei ab 2024 nur mehr stagnierenden Umsätzen.
Während Hach bei besagter Hauptversammlung auf das skalierbare Geschäftsmodell verwies, diagnostiziert das Bewertungsgutachten einen erhebliche(n) Preisdruck, der sich durch den Markteintritt international erfolgreicher Broker, die bisher nicht in Deutschland aktiv sind, weiter verschärfen könnte bis hin zur Senkung der Ordergebühren auf Null. Sobald der Markt verteilt ist, wird sich das Wachstum verlangsamen, so dass nur noch niedrige einstellige Wachstumsraten zu erwarten sein dürften.
Während sich die Wallstreet Online AG im Dezember als gemessen an AuM-Höhe bereits jetzt größte[r] Neobroker-Betreiber in Deutschland feierte und Hach bei der HV Ende Juni betonte, der Smartbroker werde in absehbarer Zeit der größte Umsatz- und Ertragsbringer für das Unternehmen sein, warnt das Gutachten insbesondere davor, das Risiko durch das sogenannte Peer Group Beta zu unterschätzen: Im Hinblick auf die Neuausrichtung des Geschäftsmodells auf das Produkt Smartbroker als Neobroker ist quasi von einer Startup-Situation auszugehen, wogegen die Vergleichsunternehmen über etablierte Geschäftsmodelle verfügen.
Der Firmenwert? Och, irgendwo zwischen 30 Mio. und 300 Mio. Euro
Zusammengefasst: Für 2025 rechnet das Gutachten erstellt von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer namens Volker Hülsmeier mit einem Vorsteuergewinn von 5.000 Euro (was eher nach Frittenbude als nach Trade-Republic-Rivale klingt) und ein Jahr später von 509.000 Euro. Erst 2030, so Hülsmeier, werde das Unternehmen mit prognostizierten 8 Mio. Euro Ergebnis überhaupt mal signifikant Geld verdienen.
Folge: Während die Wallstreet Online AG an der Börse momentan mit 263 Mio. Euro bewertet wird (vergangenen Sommer waren es sogar 460 Mio. Euro), ermittelte das Wertgutachten für die Wallstreet Online Capital AG (also für die wichtigste Tochter inklusive des Smartbrokers) eine Taxierung von gerade mal 32 Mio. Euro. Und zwar per Januar 2022. Also vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine.
Selbst der Prüfbericht von Volker Hülsmeier zu Smartbroker war zu optimistisch, was man jetzt schon erkennen kann. Vor allem schon deswegen weil ab Jan/2026 die Rückvergütung entfällt.
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