Nestlé wächst im Halbjahr um 2,8 Prozent aus eigener Kraft
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Nestlé ist auch in der Coronakrise aus eigener Kraft weiter profitabel gewachsen. Vor allem in Nord- und Südamerika konnte der Nahrungsmittelkonzern kräftig zulegen. Als Zugpferde erwiesen sich dabei Purina-Tierfutter und Gesundheitsprodukte. Auch für das Gesamtjahr rechnet Nestlé mit einem weiteren Zuwachs, dieser soll allerdings etwas geringer ausfallen als bislang prognostiziert. Wegen Verkäufen von Unternehmensteilen und dem stärkeren Franken verminderte sich der ausgewiesene Umsatz zwar in den ersten sechs Monaten des Jahres um 9,5 Prozent auf 41,2 Milliarden Franken, wie der Lebensmittelkonzern am Donnerstag mitteilte. Nestlé hat etwa das Hautpflegegeschäft (Skin Health) und das US-Glacégeschäft verkauft.
Um die tatsächliche Leistung des Konzerns einschätzen zu können, achten Investoren jeweils auf das organische Wachstum, das solche Effekte wie auch Wechselkursveränderungen herausrechnet. Demzufolge ist Nestlé um 2,8 Prozent gewachsen, wobei das Mengenwachstum RIG bei 2,6 Prozent und die Preiskomponente bei 0,2 Prozent lag. Onlinekanal boomt Im zweiten Quartal hat sich das Wachstum auf 1,3 Prozent verlangsamt, nachdem Nestlé im ersten Jahresviertel - unter anderem dank Hamsterkäufe in den Industriestaaten - organisch noch um 4,3 Prozent zugelegt hatte. In der Verlangsamung zeigten sich die "gravierenden" Auswirkungen der Mobilitätsbeschränkungen auf das Ausser-Haus-Geschäft sowie der teilweise Abbau der Lebensmittelvorräte bei den Konsumenten, so Nestlé. Insgesamt bekam Nestlé die Auswirkungen der Coronapandemie auf verschiedene Weise zu spüren: So gingen die Umsätze mit Wasserprodukten und Süsswaren zurück, weil der Ausser-Haus-Kanal vielerorts geschlossen war. Umgekehrt schossen die Online-Verkäufe um knapp die Hälfte hoch: Inzwischen macht der Onlinehandel 12,4 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Nach Regionen betrachtet waren die Nestlé-Produkte vor allem in Nord- und Südamerika (+5,3%), aber auch in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika (+2,4%) gefragt, während die Umsätze in Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika (-2,2%) zurückgingen. Vor allem im ersten Quartal hatte die Region unter dem Lockdown in China gelitten. Im zweiten Quartal seien die Umsätze in der Zone wieder in den positiven Bereich zurückgekehrt, heisst es. Diejenigen Produkte, die regionenübergreifend im Bereich "übrige Geschäfte" zusammengefasst sind, wuchsen organisch um 6,1 Prozent. Besonders die Vitamine und medizinischen Produkte von Nestlé Health Science trugen mit einem zweistelligen Plus zum Wachstum bei, aber auch Nespresso konnte trotz der zeitweisen Schliessung der Boutiquen mit einer mittleren einstelligen Rate wachsen. Weniger Marketingkosten Vom Umsatz blieben im ersten Semester 17,4 Prozent als bereinigter Betriebsgewinn übrig, nach 17,1 Prozent in der Vergleichsperiode. Hier rechnet Nestlé jeweils Restrukturierungskosten etc. heraus. Diese beliefen sich laut Mitteilung auf 186 Millionen Franken. Zwar führte die Pandemie zu Kosten von 290 Millionen Franken - unter anderem für Sicherheitsmassnahmen oder Prämien für Mitarbeitende. Zudem übernahm die Gruppe Kosten in Höhe von 120 Millionen für Mitarbeitende und Anlagen, die von Stilllegungen während der Lockdowns betroffen waren. Weniger Ausgaben für das Marketing in den Läden während der Lockdowns und niedrigere strukturelle Kosten glichen diese Kosten sowie die höheren Rohstoffkosten aber mehr als aus. Unter dem Strich verblieb dank den Verkäufen ein um 18 Prozent höherer Reingewinn von 5,9 Milliarden. Erwartungen übertroffen Mit den Zahlen hat Nestlé die Erwartungen der Analysten grösstenteils übertroffen. Sie hatten gemäss einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP im Schnitt mit einem organischen Wachstum von 2,7 Prozent und einer bereinigten operativen Marge von 17,0 Prozent gerechnet. Der Umsatz wurde auf 41,6 Milliarden und der Reingewinn auf 5,5 Milliarden Franken geschätzt. Zudem hielt sich Nestlé beim organischen Wachstum auch deutlich besser als die Konkurrenten Unilever (-0,1%) und Danone (-1,1%). 2 bis 3 Prozent Wachstum 2020
Für das Gesamtjahr hat Nestlé den Ausblick leicht gesenkt: Neu erwartet der Nahrungsmittelkonzern ein organisches Wachstum von 2 bis 3 Prozent. Zuvor war Nestlé davon ausgegangen, das organische Wachstum (2019: +3,5%) und die operative Marge (17,6%) weiter verbessern zu können. Die beiden Konkurrenten Danone und Unilever hatten ihre Jahresprognosen nach dem ersten Quartal ersatzlos kassiert. Weiter geht Nestlé davon aus, dass sich sowohl der zugrunde liegende Gewinn je Aktie zu konstanten Wechselkursen als auch die Kapitaleffizienz erhöhen werden. Dieser Ausblick beruhe auf dem aktuellen Wissenstand über die COVID-19-Entwicklungen und gehe von keiner wesentlichen Verschlechterung der aktuellen Lage aus, heisst es. Gewinnmitnahmen bei Nestlé-Aktien nach guten Halbjahreszahlen Die Aktien von Nestlé leiden am Donnerstag unter Gewinnmitnahmen. Sie sind zwar noch mit klaren Kursgewinnen in den Handel gestartet, aber bereits nach rund einer Viertelstunde ins Minus gefallen. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern aus Vevey hat die Wachstums- und Margenerwartungen von Analysten im Halbjahr zwar (klar) übertroffen. Die bereits starke Performance der Aktie in den letzten Wochen hatte die guten Zahlen allerdings schon etwas vorweg genommen. Im Schweizer Handel verlor die Nestlé-Aktie zum Handelsende 0,69 Prozent auf 109,92 Franken. Die Nestlé-Aktie hatte in den letzten Wochen einen guten Lauf und notierte am Vorabend zum Handelsschluss 5,6 Prozent höher als Ende 2019. Das Allzeit-Hoch vom letzten September bei 113,20 Franken ist ebenfalls nicht allzu weit weg. Die Halbjahres-Zahlen werden bei Analysten denn auch zumeist sehr wohlwollend kommentiert. "Nestlé überzeugt bei Wachstum und Margenentwicklung", heisst es etwa in einem Kommentar der ZKB. Der Westschweizer Konzern schlage sich auch besser als die Konkurrenz und sei auf Kurs. Eindrücklich sei vor allem die Entwicklung im Heimtiernahrungsgeschäft mit einem organischen Wachstum von 12,5 Prozent. "Hunde und Katzen stehen auf Nestlé", kommentiert denn auch der zuständige Analyst der Kantonalbank.
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