Was treiben die Chinesen da?
Einige der Regulierungen in China sind durchaus sinnvoll. Verbesserung des Kartellrechts und Förderung des Wettbewerbs. Überwachung der Datensicherheit und Verhinderung des Datenmißbrauchs. Bekämpfung der grasierenden Spielsucht, die insbesondere Jugendliche deformiert. Auch Chancengleichheit im Bildungswesen und Reduzierung des Leistungsdrucks der Jugendlichen auf ein vernünftiges Maß erscheint sinnvoll. Permanent überforderte Menschen werden krank. Wobei die Verstaatlichung börsenorientierter Unternehmen zu diesem Zweck der falsche Schritt ist. Wenn große Internetkonzerne wie Baba oder Tencent nur 10% Steuern zahlen und damit Vorteile gegenüber Wettbewerbern haben, sind das verdeckte Subventionen, die zu Recht gestrichen werden sollten. Der Xi muss aber aufpassen, dass er es nicht übertreibt, nicht zu willkürlich eingreift und neue Fehlentwicklungen erzeugt. Wenn er die Wirtschaftsmacht Nummer 1 werden will, dann braucht er die Gier der Macher nach Erfolg und muss deren Ego nutzen und belohnen. Klar, darf er keine neuen feudalen Eliten mit einer grauen dumben Masse züchten, muss Chancengleichheit wahren. Aber eine Gesellschaft von Angepassten, die alle einer offiziellen Linie nur Jasagen und sich in Nischen unauffällig einrichten, erwürgt jegliche Dynamik. Ideologen reden viel und klug, erschaffen aber nichts Verwertbares. Wenn sich Leistung durch zu viel Umverteilung nicht lohnt, dann werden sich die kleinen Chinesen auch nicht mehr anstrengen. So, wie in den USA und Europa die Mittelschicht unsäglicherweise abgebaut wird, sollte in China der Binnenkonsum und die Mittelschicht aufgebaut und gestärkt werden. Durch reine Umverteilung schafft man das nicht, durch Manchesterkapitalismus auch nicht. Über hochwertige Produkte und hochwertige Arbeitsplätze mit qualifiziertem Personal, welches untereinander im Wettbewerb steht und eigenständig Forderungen gegenüber Auftraggebern und Arbeitgebern durchsetzt, kann das schon etwas werden.
Aktuell wird bei jedem umgefallenen Sack Reis in China, im Westen Hysterie verbreitet und die zum Anlaß genommen, Kurse zu drücken. Quer durch die Bank und ohne Selection. Ich denke schon, dass die Chinesen in der Lage sind die eigenen Fehler und die des Westens zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sie denken zumindest langfristig, was prinzipiell positiv ist. Solange sie den Markt und das Leben laufen lassen und nur offensichtliche Fehlentwicklungen korrigieren ist es ok. Wenn sie übertreiben, laufen sie Gefahr selbst Fehlentwicklungen zu erzeugen und den Markt und den Fortschritt abzuwürgen.
Unser Problem ist es, dass wir kaum an verlässliche Informationen herankommen und fremde Kulturen und Denkweisen zu wenig verstehen. Das erzeugt Unsicherheit und beim Downmove von Aktienkursen Angst und Panik.
In Deutschland haben wir ja ebenfalls mit gewaltigen Regulierungsproblemen zu kämpfen, die weniger diskutiert werden und weniger die Kurse beeinflussen. Energiewende und Energiekonzerne, Wohnungskonzerne enteignen, Eingriffe in die Automobilindustrie, Mindestlohn, Banken-Basel 1,2,3. Umverteilung von Nord nach Süd, US-Milliardenstrafen gegen deutsche Konzerne, Sanktionen gegen deutsche Konzerne. Davon ist sicherlich einiges berechtigt und sinnvoll, es löst aber nicht die gleiche Panik aus, wie bei den chinesischen Werten.
Für uns ist eben die Frage, wer löst die Panik warum aus, stecken wir mitten in einem kalten Krieg der Chinesen und der Amis um die Weltvorherrschaft und wie weit wirkt sich das auf dem Aktienmarkt wider gegen jegliche normale wirtschaftliche Beurteilung aus.
Das Fintec Qudian wurde heute mit -5% auf ein KGV von 1,67 gedrückt. Die haben eine Marketcap von 394 Mio und Cash in Höhe von 1,11 Mrd. Zahlen aber keine Dividende. Könnten jedoch alle ausstehenden Aktien (29% Instis und 45% Public) mit 40% des vorhandenen Cash kaufen. Keine Ahnung warum das nicht erfolgt. Die haben zwar rückgängige Umsätze, machen damit aber weiter Gewinn, verbrennen also kein Geld. Ich kann mir da einfach keinen Reim drauf machen, das passt alles nicht. Chinesische Aktien eben.
Sollte jemand aus dem Forum hierzu eine fundierte Meinung haben, wäre ich für Infos sehr dankbar. Vielleicht verstehe ich dann auch Cango besser.
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