Mobilität im Zeichen des deutschen Klimawandels und eines entfernt geführten Krieges
Die letzten Tage war ich mal wieder in unserem Heimatland unterwegs. Auch als nicht ganz so guter Mensch natürlich ökologisch korrekt mit der Bahn. Selbstverständlich nicht mit dem 9-Euro-Ticket. Ich bin ja nicht blöd. Aus dem selben Grund auch nicht zu den regulären Preisen der Bahn. Aber selbst die Privatwirtschaft kann Marktwirtschaft und damit auch günstig. Wo ein Wille ist, da geht auch eine günstige Zugfahrt zu halbwegs zivilisierten Bedingungen.
Ich hatte sogar ein ökologisch besonders wertvolles Gefährt. Einen ICE und auf dem stand sinngemäß drauf, dass er mit 100% Ökostrom angetrieben wird und damit Deutschlands schnellster Klimaschützer sei. Ich habe mich gleich gefragt, warum bei uns im Land nicht ein Jeder so ein tolles Fahrzeug sein Eigen nennt? Keine Steckdose, immer Antriebssaft, einfach den Stromabnehmer nach oben und so eine schienengeführte Fahrweise lädt ja gerade zu dazu ein, so ein Teil völlig autonom zu betreiben.
Da hätten wir gleich viele Probleme gelöst. Auch habe ich mich gefragt, wir die das bei der Bahn hinkriegen? Mit der gleichen Oberleitung werden ja schließlich auch all die anderen, nicht so sauber betriebenen E-Lokomotiven, versorgt. Aber egal, jedenfalls ist die Stromtrennung mindestens ein so gelungener Schritt, wie schon Jahre zuvor die Nummer mit dem Hausmüll. Aber das wirklich Geniale daran, wir Bürger müssen das nicht mal selbst erledigen.
So ein Vorzeigegefährt ist sich selbstverständlich viel zu fein, um auch im hintersten Winkel der Republik vorstellig zu werden. Und so durfte ich trotzdem hier und da die Auswirkungen des vielgepriesenen Günstig-für-alle-Tickets hautnah miterleben. Obwohl der Karl den Todesschnupfen noch lange nicht weggeimpft hat, müssen sich Bundesbürger und sonstiges Volk wie Sardinen in die Dose zwängen. Positiv dabei war, wieviel Einsatz meine sonst eher träge wirkenden Mitbürger bei der Ergatterung eines der begehrten Sitzplätze zeigen.
Weniger positiv hingegen, dass so mancher Radfahrer mit seinem Ross auf dem Bahnhof geblieben ist. Nach Weiterkommen und echtem Fortschritt in die richtige Richtung sah das nicht gerade aus, aber der Mut sich in solch bewegten Zeiten samt mehr oder weniger muskelbetriebenen Anhangs ins Getümmel zu stürzen, das ist Klimaschutz in seiner extremsten Form. Einsatz und Überzeugung, die, so wie ich mein Land kenne, schon bald mit der Gleichstellung von Mensch und Drahtesel belohnt werden.
Bemerkenswert an diesem 9-Euro-Ticket, aber auch längst typisch, wie schnell und ohne Vorbereitungszeit es eingeführt wurde und wie schwer sich die Politik jetzt tut irgend etwas Brauchbares nachzuschieben. Zumal die Zeit, wo Menschen echte finanzielle Unterstützung benötigen, ja erst noch kommen soll.
Da ist die Volksgemeinschaft mal wieder tief entzweit, in jene, die genau so ein Günstigticket für ihr naturgegebenes Recht ansehen, in solche, die billig wollen, aber denen dieses Ticket nun politisch allzu billig gestrickt wurde, wiederum anderen, die immer der Meinung sind, praktisch alles solle der Markt regeln und so einem wie mich, der sich fragt, ob in wirklichen Notzeiten die Leute echt nix Besseres zu tun haben, als aus lauter Jux und Dollerei mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchs ganze Land zu juckeln?
Jedenfalls habe ich die Zeit im ICE genossen, entspannt aus dem Fenster geschaut und dabei festgestellt, dass die Rotoren so mancher Windräder sich drehen und andere wiederum zur gleichen Zeit am fast gleichen Ort nicht. Die, die rotierten, trieben es nicht allzu bunt, sondern drehten sich im Uhrzeigersinn. Irgendwie merkwürdig, aber wohl doch im Sinne des Baerbock'schen Koboldsgesetz.
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