Ich hab's an anderer Stelle schon selbst versucht, aber hier eine Einschätzung gefunden, die IMHO besser nicht zu schreiben wäre. Lesen lohnt sich! _____________________ Spreeblick 03.06.07 15:28 _____________________ Ich war’s nicht  Für Spiegel-Online standen die Schuldigen für die zahlreichen Verletzten in Rostock früh fest. [18:30] Auf der Kundgebungsbühne stachelt ein Redner die militante Szene auf: „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.“. Der Spiegelfechter ordnet diese Worte Walden Bello zu, seines Zeichens Träger des alternativen Nobelpreises. Gesagt hat dieser Folgendes: “We have to bring the war right into this meeting - because without peace there can be no justice”. Hatten die Spiegel-Praktikanten in der Schule einzig und allein Altgriechisch oder haben sie nur gehört, was sie hören wollten? Ich denke eher, sie sehen sich als Künstler, als Borderliner, die die Welt nach ihrem Bild modellieren. Der Frage allerdings, wie es zu der Eskalation in Rostock kam, bringen uns die Kunstschmiede von Spiegel Online nicht näher. Was sagen die Unabhängigen, was sagt IndyMedia? <!--more--> Dort wird keine Kunst betrieben, dort wird gebastelt. An Verschwörungstheorien. Die Gewalt wurde von der Staatsmacht in die Demonstration gebracht. Als ‘Autonome’ verkleidete Polizisten schmissen Steine gegen bereitstehende Robocops, um Gewalt zu provozieren. Teilweise fielen Demoteilnehmer darauf rein und machten mit, andere Demoteilnehmer versuchten, sie davon abzuhalten. Weiter heißt es: Zum anderen trugen saemliche Mitglieder dieser Gruppe VOELLIG NEUE Kleidung, auf ‘autonom’ getrimmt — es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese Klamotten brandneu aus dem Kaufhaus stammten, und zwar bei allen Mitgliedern dieser Gruppe. Den Autonomen, die ich kannte, und die sich in ihrer geistigen Reichweite von Hooligans nur unwesentlich unterschieden, denen sah man schon aus hundert Metern Entfernung an, wenn einer von ihnen einen VOELLIG NEUEN Pullover trug. Und die hätten auch nienieniemals einen Stein auch nur in die Hand genommen. Die gingen nämlich mit Tonfas aus dem Haus und kamen mit den Skalps erledigter politischer Gegner wieder zurück. Die Welt könnte so schön sein, wenn man sie mit der Brille seiner bevorzugten politischen Haltung betrachten könnte. Dann wären hier die bösen Bullen oder dort die niederträchtigen Autonomen, man könnte sich zurücklehnen und endlich die neue Staffel von 24 schauen. Aber wie immer, wenn blutende Kinder mit dem Finger aufeinander zeigen, haben beide ihren Teil dazu beigetragen, dass es Tränen gab. Die erste Gewalt, die Max miterlebt hat, spielte sich vor einem der wenigen nicht-verbarrikadierten Gebäude in Rostocks Innenstadt ab. Dort tauchten Polizisten auf, was einige Demonstranten zu spontanen Steinwürfen trieb. Möglicherweise waren das die von IndyMedia beschriebenen Provokateure, Max hat kein Auge für Mode und kann daher nicht sagen, ob die Pullis neu waren. Max konnte jedoch dem dringenden Impuls, auch Steine zu schmeißen - denn das ist es laut IndyMedia, was man halt tut, wenn einige Provokateure anfangen: mitmachen - widerstehen und hat stattdessen beobachtet, dass den weglaufenden Polizisten Steine hinterhergeworfen wurden. Typischerweise kommt man vor Gericht mit der Behauptung, in Notwehr gehandelt zu haben, nicht durch, wenn das Opfer eine Schussverletzung im Rücken hat. Auf der Veranstaltung selber kreiste dann beharrlich ein Polizeihubschrauber, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Das hat die Stimmung sicherlich nicht verbessert. Und auch die von Max beobachteten Wasserwerfer wurden - anders als vorgeschrieben - ohne Vorwarnung eingesetzt. Es bestand also keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Die Polizei hat nicht nach einem bestimmten Muster gehandelt - sie folgte weder strikt einer Deeskalationsstrategie noch haben alle Polizisten bedenkenlos geprügelt. Und ebenso wurde von Seiten der Organisation weder zur Gewalt aufgerufen noch wurde gezielt beschwichtigt. Also ist im Grunde wieder alles nicht so kompliziert. Wie schon im Kindergarten: Alle, die geprügelt haben, sind schuld. Keiner hat die andere Wange oder auch nur die andere Seite seines Wasserwerfers hingehalten. Alle bekommen keinen Kakao. Auch Spiegel und IndyMedia nicht. Und die Nachrichtensender erst recht nicht. Die haben zu der Zeit Dokus gesendet, die Welt der Wunder hießen und gar keine Wunder gezeigt haben. Nachtrag: Der Spiegel hat sich mittlerweile ausführlich korrigiert.
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