Subprime-Krise wird für die Banken zum Problem ohne Ende
Von Torsten Riecke
Mit dem Führungswechsel bei Merrill Lynch und der Citigroup ziehen die beiden Banken nicht nur die personellen Konsequenzen aus dem mangelhaften Risiko-Management der Top-Banker. Wichtiger noch ist, dass sowohl die Aufsichtsgremien als auch die Investoren das Vertrauen in den Stanley O’Neal und Charles Prince verloren hatten.
NEW YORK. Beide waren nicht in der Lage, die Auswirkungen der Subprime-Krise auf ihre Häuser einzudämmen. Im Gegenteil: die Furcht vor weiteren Abschreibungen in Milliardenhöhe auf riskante Hypothekenprodukte hat den Abgang der beiden Wall-Street-Größen noch beschleunigt.
„Wir haben zunehmend das Vertrauen in die Finanzkennzahlen von Merrill verloren“, schreibt Michael Mayo. Der Analyst bei der Deutschen Bank in New York schätzt, dass die Investmentbank noch einmal bis zu zehn Mrd. Dollar auf ihr Portfolio aus riskanten Collateralized Debt Obligations (CDOs) und anderen strukturierten Finanzprodukten abschreiben muss. Die Aktie von Merrill ging daraufhin um acht Prozent in den Keller. Der Börsenwert des Unternehmens ist seit Ende 2006 um fast 40 Prozent auf 49 Mrd. Dollar gesunken.
Merrill hatte erst vor zwei Wochen Wertberichtigungen von 8,4 Mrd. Dollar eingeräumt. Um ihre noch offenen Risiken zu verbergen, soll die Bank nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ im Wert gesunkene Vermögensteile an Hedge-Fonds weitergereicht haben, nur um sie nach einem Jahr wieder in die Bücher zurückzunehmen. Merrill bestreitet die Vorwürfe: „Unsere Bewertung spiegelt alle unsere Risiken wider, egal ob sie sich innerhalb oder außerhalb der Bilanz befinden“, sagte Konzernsprecherin Jessica Oppenheim. Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass die Bank Geschäfte gemacht habe, um finanziellen Belastungen zu verbergen. Dennoch soll die US-Börsenaufsicht SEC eine Un-tersuchung in die Bilanzvorgänge eingeleitet haben.
„Wir sind von den Märkten abhängig, es bleiben also Risiken“, räumte Merrill Co-Präsident Greg Flemming ein. Ende September hatte die Bank noch insgesamt rund 20 Mrd. Dollar and CDOs und Hypothekenanleihen mit geringer Bonität in ihren Büchern. Merrill war Markführer bei der Verbriefung riskanter Baudarlehen in CDOs und wurde von der Subprime-Krise auf dem US-Immobilienmarkt kalt erwischt.
Ähnlich geht es der Citigroup. Die größte US-Geschäftsbank hatte nach dem dritten Quartal bereits 1,6 Mrd. Dollar auf ihr Portfolio mit strukturierten Finanzprodukten abgeschrieben. Nach einem Bericht der „Business Week“ drohen der Bank weitere Belastungen in Milliardenhöhe aus Finanzierungszusagen für etwa ein Dutzend CDOs, darunter drei Kreditpools, die vom ebenfalls angeschlagenen Konkurrenten Bear Stearns gemanagt werden.
Deutsche-Bank-Analyst Mayo schätzt den Abschreibungsbedarf der Bank im vierten Quartal auf etwa vier Mrd. Dollar. Meredith Whitney, Expertin bei der kanadischen Bank CIBC World hat die Aktie der Citigroup angesichts der drohenden Verluste herabgestuft. Nach Schätzungen der Analystin fehlen Citi etwa 30 Mrd. Dollar in der Bilanz. Eine Kürzung der Dividende sei nicht ausgeschlossen.
Weitere Risiken für Citi liegen jedoch bei sogenannten „Structured Investment Vehicles“ oder SIVs. Dabei handelt es sich um Zweckgesellschaften die sich mit kurzfristigen Schuldverschreibungen auf dem Markt für Commercial Paper finanzieren und das Geld in länger laufende Schuldtitel wie Hypothekenanleihen anlegen. Durch die Krise auf dem Immobilienmarkt ist der Wert der gehaltenen Schuldtitel erheblich gesunken, so dass die Investmentvehikel enorme Schwierigkeiten haben, sich auf dem Geldmarkt zu refinanzieren.
Citigroup ist mit sieben SIVs und einem Portfolio von rund 80 Mrd. Dollar der größte Akteur auf diesem Markt. Die Investmentableger werden zwar außerhalb der Bilanz geführt, Citi steht jedoch unter enormen Druck, für die Verluste seiner SIVs gerade zu stehen.
Um sich die Risiken vom Hals zu schaffen hatte die Bank kürzlich zusammen mit Bank of America und JP Morgan Chase einen Rettungsfonds ins Leben gerufen, der den SIVs zunächst einen Teil der riskanten Schuldtitel abnehmen und diese später, wenn sich die Märkte beruhigt haben, an Investoren weiterreichen soll. Auch hier untersucht die Börsenaufsicht SEC, ob die Verlagerung der Risiken außerhalb der Bilanz rechtens ist.
http://www.handelsblatt.com/News/Unternehmen/...roblem-ohne-ende.html Gruss Ice
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