26.10.2004 Drillisch kaufen GBC-Research
Die Analysten von GBC-Research empfehlen die Aktie von Drillisch (ISIN DE0005545503/ WKN 554550) zu kaufen.
Mit Wirkung zum 25. November 2003 habe die Drillisch AG die VICTORVOX AG übernommen, einen ehemaligen großen Konkurrenten. Die Übernahme habe der Drillisch AG einen Zuwachs der Kundenzahl von 567.000 auf 1,6 Mio. beschert. Damit habe die Drillisch AG deutlich ihre Position am Markt verstärkt.
Nach der Übernahme sei Drillisch nun der viertgrößte Wettbewerber auf dem deutschen Markt und halte einen Marktanteil von ca. 9%. Zusätzlich habe die Übernahme das Vertriebsnetz deutlich erweitert. Bedingt durch die Übernahme des größeren Konkurrenten VICTORVOX ergebe sich zum 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2004 ein verzerrtes Bild. So seien im 1. Halbjahr 170,1 Mio. Euro umgesetzt worden; im Vorjahr habe der Umsatz dagegen nur bei 55,9 Mio. Euro gelegen. Diese Umsatzsteigerung um über 200% sei also nicht organisch, sondern durch die dazu gekauften Umsätze der VICTORVOX AG bedingt.
Anzeige Folglich seien auch die Ergebniskennzahlen in gleicher Weise enorm gestiegen. Zum Beispiel habe das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,7 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2003 auf nunmehr 6,2 Mio. Euro gesteigert werden können. Das entspreche einem Zuwachs von über 260%!
Hinsichtlich der Verbesserung dieser Zahlen müsse man zudem einen Blick auf die Veränderungen der Margen werfen. So sei die EBIT-Marge von 3,0% im Vorjahreszeitraum auf 3,7% im 1. Halbjahr 2004 gestiegen. Drillisch habe folglich aus der Übernahme heraus eine Steigerung der Profitabilität erreicht, so zum Beispiel im Bereich Personal. Übernahmebedingt sei die Zahl der Mitarbeiter im Laufe des vergangenen Geschäftsjahres um 208 auf 373 angestiegen. Auch die Kosten hätten sich infolgedessen um 240% erhöht.
Jedoch sei der prozentuale Anteil der Personalkosten, gemessen am Umsatz von 7,2% auf 5,6% gesunken, was einen deutlichen Rückgang bedeute. Durch Synergieeffekte habe das Unternehmen hier schon erste Erfolge erzielen können, was maßgeblich zu der verbesserten EBIT-Marge beigetragen habe. Unterm Strich seien bei der Drillisch nach der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2004 3,5 Mio. Euro Gewinn übrig geblieben. Das entspreche einem Ergebnis pro Aktie von 0,10 Euro. Im Vorjahr habe dieser Wert lediglich 0,03 Euro pro Aktie betragen.
In der Bilanz der Drillisch AG würden sich kaum Kritikpunkte finden lassen. Das Unternehmen verfüge über liquide Mittel in Höhe von 15 Mio. Euro, was eine solide Cash-Ausstattung darstelle. Zudem hätten sämtliche Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten zurückgeführt werden können. Es bestehe demzufolge keine Zinsbelastung für Drillisch. Durch einen hohen operativen Cashflow, allein 6,6 Mio. Euro im 1. Halbjahr, sei sichergestellt, dass reichlich liquide Mittel ins Unternehmen fließen würden, womit Drillisch weitere Investitionen und Projekte durchführen könne.
Einziger Wermutstropfen seien die Firmenwerte in Höhe von 35,9 Mio. Euro, die insbesondere durch die VICTORVOX-Übernahme entstanden seien. Dieser Bilanzposten entspreche einem Anteil am Eigenkapital von 70%. Nach den neuen Bilanzierungsregelungen, die ab Januar 2005 gelten würden, würden Firmenwerte nicht mehr regulär abgeschrieben, sondern mittels eines so genannten Impairment-Tests jährlich auf die Werthaltigkeit überprüft.
Bei einem hohen Firmenwert bestehe also das potenzielle Risiko, dass eine größere Wertanpassung vorgenommen werden könnte, und damit das Ergebnis deutlich belastet werde. Aktuell und in näherer Zukunft sei dieses Risiko jedoch als gering einzuschätzen, da das Geschäft der Drillisch AG hoch profitabel sei.
Als Wettbewerber der Drillisch AG in Deutschland seien Debitel, Talkline sowie die im TecDAX notierte mobilcom zu nennen. Zudem gebe es kleinere Anbieter, die insgesamt einen Marktanteil von 8% halten würden. Der größte Anbieter sei dabei die Debitel AG, die jüngst die Entscheidung verkündet habe, sich von der Börse zurückzuziehen. Zuvor habe der Finanzinvestor Permira die Mehrheit an der Gesellschaft gekauft. Der Marktanteil von Debitel belaufe sich auf 47%.
Mit 9% Marktanteil sei Drillisch zwar der kleinste der 4 großen Wettbewerber, allerdings sei durch die VICTORVOX-Übernahme diese Marktposition überhaupt erst möglich. Nun stünden die Chancen gut, Talkline vom 3. Platz zu verdrängen. Talkline habe aktuell einen Marktanteil von 12%. Nach eigener Prognose des Unternehmens werde die Drillisch AG zum Gesamtjahr 2004 einen Umsatz in Höhe von 355 Mio. Euro erwirtschaften und dabei ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 22 Mio. Euro erzielen. Dabei würden sich schon verstärkt Synergieeffekte aus der VICTORVOX-Übernahme bemerkbar machen. Auf Basis dieser Angaben sei nach Schätzungen der Analysten ein Jahresüberschuss von circa 8 Mio. Euro, also 0,23 Euro pro Aktie, realistisch.
Demnach ergebe sich eine günstige Bewertung für das Unternehmen. Zwar werde das Eigenkapital der Drillisch AG aktuell mit dem 1,8-fachen an der Börse bewertet, jedoch sei dies durch eine Eigenkapitalrendite von 13% gerechtfertigt. Auch im Vergleich zu den Wettbewerbern sei Drillisch günstig bewertet. Während die Wettbewerber auf Basis der Schätzungen für 2004 ein KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von durchschnittlich 16 hätten, liege das KGV von Drillisch mit 14 am tiefsten und unter dem Durchschnitt. Auch könne keines der Wettbewerbsunternehmen eine Bilanz ohne Verschuldung vorweisen.
Die Drillisch AG sei auf aktuellem Kursniveau von 3,03 Euro sehr günstig. Die hohen Erwartungen für die kommenden Quartale seien an der Börse noch nicht vorweggenommen worden. Schon wenn man die erwarteten Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2004 ohne weiteres Wachstum für die Folgejahre unterstelle, errechne sich ein fairer Wert pro Aktie von 4,50 Euro.
Die Drillisch-Aktie wird von den Analysten von GBC-Research zum Kauf empfohlen.
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