Envio Gruppe will operatives Ergebnis in 2010 im Vorjahresvergleich nahezu verdoppelnDienstag, 09.02.10
Dortmund, 9. Februar 2010: Die Envio AG, ein international tätiger Full-Service-Anbieter im Bereich Umweltdienstleistungen und Recycling, gibt hiermit die Planung der wesentlichen Finanzkennzahlen für das laufende Geschäftsjahr 2010 bekannt. Entsprechend der aktuellen Geschäftsentwicklung, die selbstverständlich unter Berücksichtigung der kaufmännischen Vorsicht sowie der aktuellen Gegebenheiten an den Weltmärkten geplant wurde, geht die Unternehmensgruppe auch in 2010 davon, weiterhin dynamisch zu wachsen. Trotz des immer noch schwierigen Marktumfeldes aufgrund der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise geht die Envio Gruppe damit von einer weiterhin positiven Prognose der eigenen künftigen Entwicklung aus.
Der Umsatz soll korrespondierend in 2010 einen Korridor von EUR 17,5 bis EUR 21,0 Mio. erreichen, was einer Steigerung des Umsatzniveaus im Vergleich zur Vorjahresplanzahl (EUR 12,0 Mio.) um bis zu 75 Prozent entspräche. Die operative Marge soll dabei wieder 25 Prozent und mehr betragen, so dass sich ein operatives Ergebnis von mind. EUR 4,4 Mio. einstellen sollte. Sofern der Konzern-Umsatz die EUR 20 Mio.-Marke überschreitet, würde sich entsprechend der Planung ein operatives Ergebnis von über EUR 5 Mio. ergeben. Aufgrund der unterjährig geringen, dennoch spürbaren Saisonalität im operativen Geschäft geht der Vorstand auch in 2010 davon aus, dass sowohl der Umsatz, als auch das Ergebnis über den Jahresverlauf von Quartal zu Quartal leicht gesteigert werden.
Im Zusammenhang mit der Geschäftsplanung für das Jahr 2010 wurde unterstellt, dass sich keine negativen Ergebnisbeiträge der Biogas-Sparte mehr im Ergebnis widerspiegeln. Aufgrund der aktuellen Auftragssituation und der prosperierenden Entwicklung auch in diesem Bereich ist hiervon entsprechend nicht auszugehen. Darüber hinaus weist die Geschäftsleitung vorsorglich darauf hin, dass sie bei der Planung unterstellt hat, dass die Rohstoffpreise in 2010 keine erheblichen Einbrüche verzeichnen; extreme Volatilitäten (wie beispielsweise Ende 2008) könnten das geplante Ergebnis verständlicherweise negativ beeinflussen.
Anmerkung: Einmalbelastungen aus Vorlaufkosten für Werksneubau in Südkorea, den Ausbau in Dortmund sowie den Anlauf der Biogasparte werden in 2010 nicht mehr anfallen. Umgekehrt sind auch keine Ergebnis- und Umsatzbeiträge der Biogassparte in der Prognose enthalten. Ebenfalls sind gestiegene Kupferpreise nicht in der Prognose enthalten!
Envio zum Biogasbereich: "Wir können sehr schnell Umsatzniveaus von jährlich über 20 Millionen Euro pro Jahr bei operativen Margen von mehr als 20 Prozent mit sich bringen, sofern wir die Anlagen selbst betreiben."
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Neupert, erklären Sie unseren Lesern bitte kurz Ihr Geschäftsmodell.
Dr. Dirk Neupert: Das Kerngeschäft der Envio AG ist die Entsorgung von PCB-haltigen Transformatoren. Unsere Kunden bezahlen uns für diese Dienstleistung, außerdem gewinnen wir aus den entsorgten Geräten Sekundärrohstoffe wie Eisen oder Kupfer, die wir vom PCB befreien und anschließend verkaufen. Der Biogasbereich hat das Potenzial, sich zum zweiten Standbein des Konzerns zu entwickeln; hier bauen wir Biogasanlagen, die besonders für die Entsorgung organischer Abfälle ausgelegt sind. Dies ist eine interessante Nische, die von den anderen Anbietern, die sich aus historischen Gründen im Wesentlichen auf die Vergärung nachwachsender Rohstoffe (NaWaRos) konzentrieren, kaum bedient wird. Besonders unsere Kompaktanlagen ab 60kW, die schon auf kleinen landwirtschaftlichen Betrieben errichtet werden können, werden seit der Novelle des EEG zum Jahreswechsel stark nachgefragt.
F: Anfang Mai hat Envio einen neuen Großauftrag über 2.000 Transformatoren vom südkoreanischen Energieversorger KEPCO erhalten. Ist damit die Worst-Case-Planung, die für 2009 eine Auslastung der neuen Anlage in Südkorea von nur 34 Prozent unterstellt hat, hinfällig?
A: Hinfällig ist die Prognose aktuell noch nicht. Wir sind aber sehr zuversichtlich kurzfristig, Folgeaufträge für die avisierte Vollauslastung generieren zu können, denn die Verhandlungen laufen bereits. Aber wie wir in der Vergangenheit gesehen haben, können sich immer Verzögerungen ergeben, daher: Solange wir am Ende unser Ziel erreichen, werden alle zufrieden sein!
F: Wie viele Transformatoren können in der südkoreanischen Anlage pro Jahr entsorgt werden?
A: Das hängt grundsätzlich von der Größe der Transformatoren ab. Die Auslegungskapazität unserer Anlage vor Ort beläuft sich auf 10.000 Tonnen pro Jahr. Derzeit bekommen wir viele Geräte, die weniger als eine Tonne Gesamtgewicht haben, aber wir stehen auch in Verhandlungen mit dem Energieversorger über die Entsorgung von Großtransformatoren, die teilweise über 10 Tonnen wiegen.
F: Winken weitere Folgeaufträge von KEPCO oder anderen asiatischen Versorgern?
A: Natürlich, wir sind ja weiterhin der einzige Entsorger im Land mit einer Genehmigung zur Behandlung von PCB-haltigen Transformatoren und den PCB-Ölen aus diesen Geräten. An uns führt somit vorerst kein Weg vorbei. Wir führen aktuell auch entsprechende Verhandlungen zur kontinuierlichen Entsorgung der Transformatoren dieser Kunden.
F: Wie hoch ist der Umsatzbeitrag eines 400 kg schweren Transformators bei aktuellen Rohstoffpreisen?
A: Man kann unterstellen, dass ein 400 kg schwerer Transformator aktuell einen Umsatzbeitrag von rund 500 Euro mit sich bringt. Dieser setzt sich zu etwa 50 Prozent aus Erlösen aus der Dekontaminierung und zu 50 Prozent aus den Rohstoffverkäufen zusammen. Da aktuell beispielsweise der Kupferpreis an den Weltmärkten wieder für 4.500 US-Dollar gehandelt wird (unsere Planung basiert noch auf 3.300 Dollar) können wir auf dem aktuellen Niveau unsere Planung diesbezüglich deutlich übertreffen.
F: Mit welcher EBIT-Marge arbeitet die südkoreanische Anlage im aktuellen Jahr? Welche Marge ist mittelfristig realistisch (unveränderte Rohstoffpreise unterstellt)?
A: Aufgrund der Anlaufkosten in Korea – immerhin muss unser koreanischer Geschäftsführer sich ja erst eine Stammbelegschaft aufbauen und einarbeiten – können wir über die aktuelle Marge noch keine Aussagen machen. Aber angesichts der Kostensituation in Korea sollte die Marge vor Ort bereits kurzfristig deutlich höher liegen, als in Deutschland, wo wir zurzeit durchschnittlich mit EBIT-Margen von über 30 Prozent wirtschaften.
F: Wie sieht im Bereich PCB-Entsorgung die Wettbewerbssituation in Europa aus? Sind auch hier weitere Großaufträge in Sicht?
A: So große Aufträge von einem Kunden wie in Korea, wo wir der einzige Dienstleister sind, können wir natürlich in Europa nicht erwarten. Jedoch haben wir auch in Europa einige Rahmenverträge mit großen Energieversorgern im In- und Ausland, die für eine gute Auslastung der Dortmunder Anlage sorgen. Aber natürlich haben wir es hier in Europa schon mit einigen starken Wettbewerbern zu tun. Wir haben in Europa zudem bewusst darauf geachtet, nicht von wenigen Kunden abhängig zu sein. Aktuell führen wir dennoch mit einzelnen Kunden Verhandlungen über die Entsorgung großer Tonnagen, da für diese die PCB-Problematik weiterhin sehr wichtig ist.
F: Um den Geschäftsbereich Biogas ist es zuletzt sehr ruhig geworden. Wie sehen hier die Planungen für die nächsten Monate aus?
A: Wir haben in der letzten Zeit vorerst an der Optimierung unserer Anlagen gearbeitet. Da die Entwicklungsarbeiten jedoch aktuell größtenteils abgeschlossen sind, haben wir nunmehr unterschiedliche Projekte aufgelegt, die zurzeit in die Vermarktung gehen. Diese Projekte beinhalten Kleinanlagen bis 150 kW und Großanlagen bspw. für den koreanischen Markt.
F: Welchen Umsatz- und Ergebnisbeitrag erhoffen Sie sich von der Sparte Biogas?
A: Hierzu kann man zurzeit leider noch keine Detailaussage treffen, da wir aktuell mit sehr unterschiedlichen Projekten im Vertrieb sind. Sofern bspw. unser aktuellstes Projekt umgesetzt wird, könnte der Biogasbereich sehr schnell Umsatzniveaus von jährlich über 20 Millionen Euro pro Jahr bei operativen Margen von mehr als 20 Prozent mit sich bringen, sofern wir die Anlagen selbst betreiben.
F: Kommen wir auf die Planungen für das laufende Geschäftsjahr zu sprechen. Die Rohstoffpreise sind zuletzt um mehr als 30 Prozent gestiegen. Da scheint eine Anhebung der bisherigen EBIT-Prognose von 2,6 Millionen Euro überfällig?
A: Die Rohstoffpreise sind weiterhin leider sehr volatil. In der Presse konnte man kürzlich zudem warnende Stimmen in Bezug auf die weitere Entwicklung der Preise lesen. Da wir - wie schon in der Vergangenheit - konservative Prognosen abgeben, werden wir aktuell noch keine Anhebung der Prognose durchführen. Wenn jedoch die Rohstoffpreise im Durchschnitt des gesamten Jahres oberhalb unserer Planungsgrundlage liegen, was aktuell deutlich der Fall ist, können sich die Aktionäre auf eine positive Überraschung freuen. Sobald wir zudem sehen, dass die Preise mittelfristig wieder kalkulierbar sind, werden wir natürlich unsere Planung entsprechend anpassen und die Prognosen wieder anheben. Gleiches gilt bei einer absehbaren höheren Auslastung in Korea.
F: Besteht mittelfristig Kapitalbedarf zum Beispiel für weitere Expansionsschritte?
A: Derzeit sind im PCB-Bereich keine konkreten Expansions-Projekte in der Pipeline, aber wir beobachten, wie schon in der Vergangenheit, sehr aufmerksam die Märkte, wo und wann sich ein Engagement lohnen könnte. Im Bereich Biogas sehen wir uns vorrangig als Hersteller von Anlagen, mit Ausnahme von Korea, wo wir auch als Betreiber auftreten wollen. Das erste Projekt befindet sich ja in der Vorbereitung, aber die Finanzierung wird dafür wohl größtenteils über koreanische Institutionen dargestellt, so dass auch hierfür momentan kein Kapitalbedarf besteht. Insgesamt sind wir daher aktuell mit einer ausreichenden Liquidität versorgt und unser operativer Cashflow sollte diese angenehme Ausgangslage weiter verbessern.
F: Wo steht Envio in fünf Jahren?
A: Wir arbeiten immer noch konsequent auf unser Ziel der Weltmarktführung im PCB-Bereich hin, und ich gehe davon aus, dass dieses Ziel innerhalb der nächsten Jahre mit mindestens einer weiteren Entsorgungsanlage im Ausland erreicht sein wird. Der Bereich Biogas hat ebenfalls eine sehr aussichtsreiche Zukunft, gerade mit unserem Konzept der Kompaktanlagen, aber für eine Prognose über die Marktposition von Envio in fünf Jahren ist es in diesem Bereich noch ein bisschen zu früh.
Envio: Starke Zahlen pushen Aktie [11:49, 23.03.10]
Von Tobias Schorr
Insider rechneten schon länger mit guten Zahlen des Entsorgungsunternehmens. Jetzt fielen sie noch einen Tick besser aus. Die Spekulation über ein Listing der Biogastochter sorgt für Phantasie.
Weltweit gibt es immer mehr giftige Materialien, die entsorgt werden müssen. Envio ist spezialisiert auf das Entsorgen von sogenannten PCB-haltigen Transformatoren. Polchlorierte Biophenyle zählen zu organischen Giftstoffen, welche durch die Stockholmer Konvention 2001 weltweit verboten wurden. Doch noch immer gibt es hunderttausende Tonnen verseuchter Transformatoren, die verwertet werden müssen. Für Envio ein ertragsreiches Geschäft. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz im Jahr 2009 von zehn auf rund 17 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte von 2,6 Millionen auf drei Millionen Euro zu. Allerdings fiel die Ebit-Marge. Nachhaltig soll sie jedoch wieder auf 25 Prozent klettern. Envio rechnet damit, dass der Umsatz 2010 konservativ gerechnet zwischen 17,5 und 21 Millionen Euro liegt. Das operative Ergebnis soll dann auf 4,4 Millionen Euro klettern.
Der Umsatz könnte jedoch in eine ganz andere Dimension gehievt werden, wenn die Vorstellungen des Unternehmens wahr werden. Noch macht die Biogas-Sparte des Unternehmens keinen Umsatz. Das könnte sich allerdings bald ändern: Mit dem Versorger Thüga errichtet die Envio Biogas AG bereits eine Biogas-Anlage auf Erdgas-Qualität. Envio liefert eine Anlage zur Gasaufbereitung. Folgeaufträge könnten bald ins Haus flattern. Zudem plant Envio die Bündelung von Kleinanlagen bis zu 200 Kilowatt. Insgesamt ist ein Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe nicht ausgeschlossen. Ein großes Problem stellt für die kleine Firma allerdings die Finanzierung dar. Legt Envio den Banken jedoch ein schlüssiges Konzept vor, könnte der Plan aufgehen. Wie BÖRSE ONLINE aus unternehmensnahen Kreisen hörte, will Envio seine Biogas-Tochter in den kommenden Wochen ausgliedern und listen lassen. Altaktionäre sollen sich dann über Bezugsrechte beteiligen können.
Die Schätzungen für das Jahr 2010 sind sehr konservativ. Die Chancen einer positiven Überraschung stehen gut. Schafft es die Firma tatsächlich, mit ihrer Aufbereitungsanlage für Biogasanlagen eine dicken Fußabtritt zu hinterlassen, könnte das dem Aktienkurs einen deutlichen Schub geben. Legen sich Anleger jetzt die Aktie ins Depot, können sie sich an der geplanten neuen Gesellschaft beteiligen. Doch auch so ist Envio mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund zehn immer noch günstig zu haben.
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