.......endlich mal einer, der erkennt, das OTI nicht von der Krise im Nahen Osten unmittelbar gefährdet ist. Aus der FTD vom 8.2.2001 www.ftd.de/israel Wahlsieg Scharons belastet Israels Märkte Von Torsten Engelbrecht, Frankfurt
Die Aussichten für den israelischen Aktienmarkt haben sich nach dem Sieg des rechtskonservativen Politikers Ariel Scharon vom Dienstag verdüstert.
"Der Markt wollte keinen Scharon", sagt Ira Slomowitz vom IBI Investmenthaus. Der Blue-Chip-Index Tel Aviv 25 verlor 1,4 Prozent, der breitere Tel Aviv 100 gab 1,2 Prozent nach.
Marktteilnehmer befürchten, dass der Friedensprozess durch den Chef der Likud-Partei noch stärker ins Stocken geraten oder gar ganz beendet werden könnte. Zudem sei das von Händlern bevorzugte Szenario einer Regierung der Nationalen Einheit durch den Rücktritt des ehemaligen Premiers der Arbeiterpartei, Ehud Barak, zunächst in weite Ferne gerückt, hieß es. Dadurch würden noch mehr Investoren als ohnehin schon davon abgehalten werden, in israelische Startups und Aktien zu investieren.
Matty Karp von Concord Venture Capital ist zwar der Auffassung, dass mehr die Geschehnisse in den USA beziehungsweise der Nasdaq den Hightech- und Venture-Capital-Sektor in Israel beeinflussen würden als die Ereignisse in Israel selbst. Der Verlauf des Tel-Aviv-25-Index legt aber einen gegenteiligen Schluss nahe.
Zwischen Mitte April und Ende September vergangenen Jahres legte der Blue-Chip-Index um mehr als 20 Prozent zu. Und das in einer Zeit, in der zum Beispiel die Nasdaq rund 15 Prozent verlor, der Dax fast 10 Prozent. Grund für die Hausse an Israels Börse war die prosperierende Wirtschaft, deren Stimmung von einem unerschütterlichem Optimismus geprägt war. Die Produktivität war auf 11 Prozent gestiegen, die Inflation nach 6,5 Prozent im Jahr 1999 auf den Nullpunkt gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war in den ersten sechs Monaten 2000 um 5,4 Prozent gewachsen, nachdem es im Jahr davor nur 2,4 Prozent zulegen konnte.
Doch dann begann Anfang Oktober der palästinensische Widerstand sich wieder heftig zu regen. Sogar von einer "zweiten Intifada" wurde gesprochen. Die Auswirkungen am Aktienmarkt waren geradezu dramatisch. In den ersten beiden Oktoberwochen sauste der Tel-Aviv-25-Index um 85 Punkte oder 15 Prozent auf 473 Zähler nach unten.
Hinzu kam, dass die israelische Regierung mit ihren Reformvorhaben, etwa der Steuerreform, nicht vorankam. Dadurch wurde die Abwanderung junger Hightech-Unternehmen, die erheblich zum rasanten Anstieg des BIP beigetragen hatten, beschleunigt. Experten sprechen von einem "Massenexodus" in die USA, die mit niedrigeren Steuern auf Kapitalgewinne locken. Matty Karp befürchtet, dass sich die Venture-Capital-Investitionen dieses Jahr halbieren könnten. Zudem ist ein Listing an der Nasdaq oder gar ein Firmensitz in den USA attraktiv, weil damit die Glaubwürdigkeit erhöht wird.
Keine Gefahr für Aktien am Neuen Markt
Den Nutzen solcher Maßnahmen demonstriert die Firma Check Point Software, die ihren Sitz in Israel hat, aber an der Nasdaq gelistet ist. Den Entwickler von Sicherheitssoftware ließen sowohl die politischen Turbulenzen in Israel als auch der Crash der Technologie-Werte kalt. Seit April 2000 stieg der Aktienkurs um 126 Prozent. Goldman Sachs ist für Check Point "sehr bullish" und bekräftigte Anfang Februar das "Recommended-List-Rating". Grund: Das Unternehmen werde seinen Innovationsvorsprung dank seiner überragenden Technologie und beeindruckender Kooperationspartner ausbauen können.
Die am Neuen Markt gelisteten Israelis OTI, Advanced Vision, RT-Set und Visionix zog es ins Minus. Doch sei dies allein auf die Entwicklung der Nasdaq und des Neuen Marktes zurückzuführen, hieß es. Wizcom und Orad retten sich sogar ins Plus. "Was in Israel passiert, interessiert OTI nur bedingt, weil ein Großteil der Geschäfte im Ausland abgewickelt wird", meint Michael Bahlmann von M. M. Warburg, der den Wert zum "Kaufen" empfiehlt.
(mit Reuters)
© 2001 Financial Times Deutschland
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