So ist das mit den Medien. Etwas an der Oberfläche kratzen, mit Experten sprechen - und dann einen griffigen Artikel mit interessanter Head-Line schreiben. Natürlich kann man nicht verlangen, dass die Redakteurin Expertin auf dem Gebieten der Energiemärkten und der Exploration von Energie ist - man hätte aber erwarten können, dass zumindestens zwischen Gas und Oel unterschieden wird und die jeweiligen Marktentwicklungen beschrieben werden. Genausogut hätte die Autorin einen Artikel schreiben können, dass der Baubereich in Deutschland auf Dauer am Boden liegen wird, weil aktuell keine Büros mehr gebraucht werden (es gibt aber bekanntermaßen weitere Baubereiche wie Wohnungsbau, Industriebau, öffentlicher Bau, Straßenbau etc.).
Wenn man nicht weiß, warum der Gas- und Oelboom (mittels Fraking) in den vergangenen Jahren in den USA so stark war, der wird sich auch schwer daran tun, eine realistische Einschätzung der aktuellen Situation (der einzelnen Energiesegmente) und die daraus möglichen Folgen abzuleiten. Fakt ist, dass in den vergangenen Jahren die Energiepreise (vor allem Gas) so hoch waren, das eine Förderung sehr attraktiv war. Da das Angebot durch den Boom deutlich schneller stieg als die Nachfrage, führte das zu einem stark fallenden Gaspreis, da die USA bis heute aufgrund beschränkter Verlademöglichkeiten kaum Gas exportieren kann. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Autorin darauf eingegangen wäre, wie die Gaspreise in den vergangenen Jahren aufgrund der Marktungleichgewichte auf dem nationalen amerkanischen Markt sich von den Weltmarktpreisen für Gas nach unten abgekoppelt haben.
Leider hat die Autorin in dem Artikel auch keine direkte Aussage darüber gemacht, ob die aktuell nicht befriedigende Ertragslage (bei Gas) sich in der Zukunft fortsetzen wird. Allgemeine Aussagen über die Entwicklung durch einen Experten (leichte Steigerungen bzw. Stagnation) , welche die Autorin wiedergibt, implizieren allerdings, dass die Autorin nicht von einer großen Veränderung (der Marktpreise) ausgeht. Dass die USA demnächst in der Lage ist, deutlich mehr Gas zu exportieren (und damit sich die Preise zwangsläufig in Richtung Weltmarktpreise bewegen werden) - und die Industrie im großen Maßstab auf die Nutzung von Gas als Energieträger umrüstet (und damit die Nachfrage deutlich steigen wird) wird mit keinem Wort erwähnt - es dürfte aber für die Marktpreise für Gas einen posititven Effekt haben (und damit auf die zu erwartenden Investitionen in diesem Sektor).
Richtig dargestellt wurde, dass Energieriesen wie Shell hohe Abschreibungen vorgenommen haben - diese Abschreibungen beruhen im wesentlichen auf zu hohe Kosten beim Landerwerb (und nicht in direkte Investitionen in Bohrungen). Warum die großen Energieunternehmen zum Teil "Mondpreise" für die Grundstücke bezahlt haben - scheint wohl auf einer Fehleinschätzung der kurzfristigen Entwicklung des Energiemarktes zu beruhen (und den "Experten" an der Wallstreet, die sich noch nicht durch langfristige Denk- und Handelsweise hervorgetan haben - im Gegensatz zu Warren Buffett) . Auch wenn die Unternehmen heute große Abschreibungen vorgenommen haben (vor allem aufgrund von steuerlichen und handelsrechtlichen Vorschriften) - langfristig allerdings können sich diese Investitionen als sehr lohnend herausstellen, wenn die Energiepreise sich deutlich erholen.
Eine differenziertere Betrachtung der Marktentwicklungen von Gas und Oel hätten dem Artikel sehr gut getan - das ist zumindestens meine Meinung!
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