EM.TV - SLEC-Beteiligung der Autohersteller möglich München, 26. Feb (Reuters) - Der Münchener Filmrechtehändler EM.TV & Merchandising AG hält einen Verkauf von Anteilen an der Formel-Eins-Holding SLEC an die Autohersteller, die an der Rennsportserie beteiligt sind, für durchaus möglich. Eine Beteiligung der Formel-Eins-Konstrukteure an der Holding "würde Sinn machen", sagte EM.TV-Sprecher Michael Birnbaum am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Man führe Gespräche mit den Autoherstellern, aber keine Verhandlungen, weil noch kein konkretes Angebot der Gegenseite vorliege, fügte er hinzu. Ford-Manager Wolfgang Reitzle, verantwortlich auch für die Formel-Eins-Marke Jaguar, kritisierte den geplanten Einstieg der Kirch-Gruppe[KRCH.UL] in die Rennsportserie. EM.TV hält derzeit 50 Prozent an der SLEC, will diesen Anteil aber zusammen mit der Kirch-Gruppe durch die Ausübung einer Kaufoption auf 75 Prozent anheben. Damit würden die beiden Medienunternehmen die Holding, die die begehrten Fernsehrechte für die Rennsportserie vergibt, kontrollieren. Das stößt allerdings auf Widerstand bei Formel-Eins-Funktionären wie Bernie Ecclestone, der noch die restlichen 50 Prozent an der SLEC hält, und bei Vertretern der Autohersteller. Diese haben in der Vergangenheit wiederholt Interesse an einem Einstieg bei der SLEC signalisiert, aber immer betont, sie wollten mehr als 25 Prozent besitzen.
"Unser Ziel ist es, die Formel-Eins als Event zu erhalten", sagte Birnbaum. Deshalb sei man an einer einvernehmlichen Lösung mit den Funktionären und den Autoherstellern interessiert. Wie genau diese aussehen könnte, wollte er aber nicht sagen. "Da müssen sich erst einmal die Autohersteller zusammenfinden und ein konkretes Angebot vorlegen", sagte er. EM.TV-Chef Thomas Haffa hatte bereits im vergangenen Jahr Gespräche mit den Konstrukteuren geführt. Damals war eine Aufteilung der SLEC zu je einem Drittel für EM.TV, Ecclestone und die Autohersteller angedacht worden.
Ein Sprecher der Kirch-Gruppe bekräftigte noch einmal, dass der Konzern die Kaufoption zusammen mit EM.TV ausüben werde. "Das geht jetzt alles seinen Gang, wie wir das mit EM.TV vereinbart haben", sagte er. Die Option zum Kauf von 25 Prozent an der SLEC für 987 Millionen Dollar läuft am Mittwoch aus. Kirch will von EM.TV auch knapp 25 Prozent an der SLEC für 550 Millionen Dollar übernehmen. Der Medienkonzern des Unternehmers Leo Kirch hatte sich von den Banken die Finanzierung der Kosten des Einstiegs - insgesamt rund 1,5 Milliarden Dollar - am Freitag gerade noch rechtzeitig gesichert.
Zu möglichen Verhandlungen mit den Autoherstellern oder zu erwartenden Widerstände von Formel-Eins-Funktionären gegen den Einstieg der Kirch-Gruppe wollte der Sprecher keine Stellung nehmen. Kirch ist bei der strategischen Partnerschaft mit EM.TV, die den Filmrechthändler aus einer finanziell schwierigen Lage befreit, vor allem an dessen SLEC-Beteiligung interessiert, weil die Holding die Fernsehrechte für die Rennsportserie vergibt. Kirch betreibt die Privatsender Sat.1 und ProSieben sowie das Pay-TV Premiere. Die Rechte für das werbefinanzierte Fernsehen an der Formel Eins liegen bis 2003 beim Konkurrenzsender RTL.
Ford-Manager Reitzle übte unterdessen Kritik an dem geplanten Einstieg des Medienkonzerns in die Rennsportserie: "Wir können nicht wollen, dass die Formel Eins unter den Einfluss einer Mediengesellschaft kommt. Dann besteht die Gefahr, dass sich die Grand-Prix-Rennen zu einem reinen Medienspektakel entwickeln und der Sport sekundär wird", sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Auf die Frage, wie die Autohersteller einen Einstieg der Kirch-Gruppe verhindern wollten, sagte er: "Es sind noch viele Varianten denkbar. Die Verhandlungen gehen weiter".
Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe) denkt auch der Weltmotorsportverband FIA über einen Einspruch unter Berufung auf das so genannte Concord Abkommen nach. Danach könne die FIA der SLEC die Alleinrechte an der Formel Eins entziehen, wenn seine Verschiebung der Machtverhältnisse nicht "im Interesse des Motorsports wäre".
Am Neuen Markt legten die in der Vergangenheit arg gebeutelten Aktien von EM.TV in einem allgemein freundlichen Marktumfeld um 8,5 Prozent auf sieben Euro zu.
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