SES Research - freenet kaufen 11:30 11.11.08
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, stuft die Aktie von freenet (Profil) weiterhin mit "kaufen" ein.
Am Freitag, 14. November, veröffentliche freenet die Zahlen für das 3. Quartal 2008. Es werde dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst: debitel werde seit dem 5. Juli 2008 konsolidiert und das DSL-Geschäft werde dekonsolidiert und als "available-for-sale" ausgewiesen. Die beiden Veränderungen hätten einen essenziellen Einfluss auf die Umsatz- und Ertragsstruktur des freenet Konzerns. Rund 90% des Umsatzes würden zukünftig vom Bereich Mobilfunk getragen. Damit wandele sich das Unternehmen von einem integrierten Telekommunikations- und Internetdienstleister zu einem Mobile Service Provider.
Neben den oben erwähnten Veränderungen werde das Ergebnis in Q3/08 durch weitere Verzerrungen beeinflusst: Die Integration von debitel in den freenet Konzern führe zu einem Restrukturierungsaufwand von ca. EUR 50 Mio. Noch sei unklar, ob und wie viel von dieser Summe bereits im 3. Quartal 2008 anfalle. Des Weiteren aktiviere der Mobilfunkbereich von freenet (mobilcom) SAC (Neukundengewinnungskosten) und schreibe sie über die gesamte Laufzeit des zugrunde liegenden Vertrags ab. Bei debitel würden die Neukundengewinnungskosten direkt als Aufwand verbucht. Damit lasse sich das operative Ergebnis nur sehr schwer einschätzen.
93% des erwarteten Konzernumsatzes sollten durch den Bereich Mobilfunk erzielt werden. Auf EBITDA-Ebene dürften 86% des Konzern-EBITDA (exkl. Aktivierung der Neukundengewinnungskosten) durch den Mobilfunkbereich von freenet erwirtschaftet werden. Die Bereiche Portal und Hosting würden nur einen kleinen Anteil zum Konzernumsatz beitragen. Auf EBITDA-Ebene sei der Anteil der beiden Bereiche jedoch deutlich höher als auf Umsatzebene, da diese beiden Segmente über eine starke Profitabilität verfügen würden.
Mit der Veröffentlichung der Zahlen für Q3/08 sollte freenet seine Pläne zur Integration von debitel konkretisieren (Kosteneinsparungen, Markenstrategie, etc.). Neben der Integration von debitel, der Nutzung der Kosteneinsparungen sowie des Synergiepotenzials sei der Verkauf des DSL-Geschäfts entscheidend. freenet verliere weiterhin Anteile am DSL-Markt. Hinzu komme noch, dass das DSL-Geschäft des Unternehmens keine Gewinne mehr mache. Sollte der Verkauf dieses Bereichs scheitern, würde dieses negativen Newsflow nach sich ziehen.
Erstens könne freenet die erwarteten Erlöse aus dem DSL-Verkauf nicht zur Rückzahlung von Krediten nutzen. Dies würde bedeuten, dass die zukünftigen Cash Flows zur Reduzierung der Verschuldung genutzt werden müssten, statt diese in Form einer Dividendenzahlung an die Investoren weiterzugeben. Zweitens würde ein Festhalten am DSL-Geschäft vermutlich eine weitere Abschmelzung der DSL-Kundenbasis nach sich ziehen. Angesichts des derzeitigen Marktumfelds dürfte ein erfolgreiches und profitables Wachstum des Geschäfts nur schwer durchführbar sein.
Unter diesem Aspekt könnte man davon ausgehen, dass die Geschäftsleitung von freenet möglicherweise einen sehr niedrigen Preis für sein DSL-Geschäft akzeptiere, denn ohne einen Verkauf müsste sich freenet mit zwei Restrukturierungsfällen beschäftigen. Dies dürfte das Management von freenet vermeiden wollen. Daher erscheine ein Verkauf noch in diesem Jahr weiterhin realistisch.
Trotz der aktuellen Risiken (DSL, Einfluss der Konsumausgaben auf die Nutzung von Mobilfunkgeräten, Integrationsrisiken durch debitel), würden sich dem Unternehmen große Chancen für den erfolgreichen Aufbau als Mobilfunkanbieter bieten: Es habe ca. 19 Mio. Mobilfunkkunden, sei die Nr. 3 im deutschen Mobilfunkmarkt und habe ca. 25% der gesamten Bruttoneukunden im Mobilfunkmarkt in 2007 für sich gewonnen. Durch die Integration von debitel und freenet ergäben sich hohe Kosteneinsparungen und Synergiepotenzial. Das Unternehmen verfüge über ein breites Vertriebsnetzwerk in Deutschland (> 1000 Vertriebsstellen) und ein starkes Markenportfolio (debitel, mobilcom, klarmobil).
Die neuen Schätzungen der Analysten für den Konzern würden nach Veröffentlichung der Ergebnisse für Q3 2008 veröffentlicht.
Das Rating der Analysten von SES Research lautet bei einem gleich bleibenden Kursziel von 14 EUR unverändert "kaufen" für die freenet-Aktie. (Analyse vom 11.11.2008) (11.11.2008/ac/a/t)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten: Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.
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