Dutschke-Straße an der Springer-Zentrale?
Von Dorothée Junkers
Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte. Die Berliner Kochstraße wird aller Voraussicht nach in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt und würde damit an der Zentrale des Springer-Verlags grenzen: das Symbol der 68er-Studentenrevolte dicht vereint mit dem damaligen Klassenfeind. Die Dutschke-Familie unterstützt das Vorhaben.
DPA Dutschke: Neuer Straßenkampf um den Studentenführer Berlin - "Mein Vater wollte als Mensch, nicht als Mythos wahrgenommen werden", sagt Dutschkes jüngster Sohn, Rudi-Marek Dutschke, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Doch sei er nun seit 25 Jahren tot, weshalb seine Familie die Umbenennung einer Straße in Berlin nach ihm befürworte: "Wir finden die Idee schön, wenn man bedenkt, was mein Vater für die Gesellschaft getan hat", so der 24-Jährige, das jüngste der drei Kinder Dutschkes.
"Rudi Dutschke verkörperte die damalige politische Bewegung", betont auch der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg-Friedrichshain, Riza Baran.
Seine Partei, die Bündnisgrünen, hatte zunächst einem PDS-Antrag für die Straßenumbenennung im Berliner Bezirk skeptisch gegenübergestanden, wie auch die SPD. Doch am Mittwochabend zeichnete sich auf einer Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein Kurswechsel ab - nun soll der Antrag mit Unterstützung von Grünen und SPD zunächst in den Ausschüssen beraten und ein möglicher Kompromiss gesucht werden.
Dutschke, Symbolfigur der Studentenbewegung, war 1968 von einem Hilfsarbeiter auf dem Kurfürstendamm niedergeschossen worden und elf Jahre später an den Spätfolgen gestorben. Die drei Schüsse lösten die bis heute schwersten Unruhen der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland aus. Dutschke selbst, der mühsam das Sprechen und Schreiben wieder erlernen musste, floh mit seiner Familie anschließend vor der Sensationspresse ins Ausland, lebte bis zu seinem Tod vorwiegend in Dänemark, engagierte sich aber in seinen letzten Lebensjahren wieder verstärkt in den damaligen neuen sozialen Bewegungen.
Für den Grünen Baran wäre die Umbenennung ein gutes Zeichen. Die Studentenbewegung habe zur Demokratisierung der Gesellschaft und Emanzipierung der Frauen geführt, betont Baran, 1968 selbst einer der "Protestler". Dutschke, der bis zu seinem Tod am 24. Dezember 1979 im dänischen Aarhus die Gründung der Grünen in Deutschland unterstützt hatte, habe "Einfluss auf die gesamte Gesellschaft" gehabt. Die Berliner CDU hält von der Idee wenig. Sie ist gegen eine Umbenennung - unter anderem habe ja Dutschke das parlamentarische System der Bundesrepublik abgelehnt.
Nun soll am 26. Januar der Antrag zunächst an die Ausschüsse in der BVV verwiesen werden. Denn zu klären ist neben den Kosten noch die Umbenennung der U-Bahnstation Kochstraße nahe dem ehemaligen Alliierten- und Ausländer-Grenzübergang Checkpoint Charlie und eine mögliche Bürgerbeteiligung. Trotz der Hindernisse - der Grüne Baran geht davon aus, dass die Umbenennung am Ende stattfinden wird - und wenn es nur einen Teilbereich der Straße betreffe.
In der Kochstraße flogen Molotow-Cocktails
DDP Die "taz" im "Bild"-Layout: Die beiden Blätter symbolisieren den alten Klassenkampf Der Plan zur Umbenennung stammt ursprünglich von der linksalternativen "die tageszeitung (taz), die seit dem Frühjahr 1989 in einem altehrwürdigen Gebäude in der Westberliner Kochstraße residiert. Das flache Dach, wo eine riesige Fahne mit der berühmten "taz"-Pfote weht und im Sommer das eine oder andere Fest steigt, bietet eine hervorragende Aussichtsplattform: Nach links reicht der Blick bis auf das Reichstagsgebäude - und nach rechts geradewegs auf das Hochhaus des Axel-Springer-Verlags. Der Inbegriff des einstigen Klassenfeindes residiert schräg gegenüber, nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt. Dort gilt zwar die offizielle Anschrift "Axel-Springer-Straße 65", aber auch in der Kochstraße gibt es einen Eingang des Großverlags.
Die "taz" selbst, für deren Gründung sich Dutschke stark machte, erinnert seit langem mit einer Plakette vor dem Haupteingang ihres Gebäudes an den einstigen Studentenführer und an das, was im Frühjahr 1968 vor dem Springer-Hochhaus geschah.
Am 11. April 1968, dem Tag des Attentats auf Dutschke, flogen Steine, gingen Wagen in Flammen auf. Auch in Hamburg, München und Essen brannten die Auslieferungslaster der Springer-Blätter "Bild" und "Welt". Der Vorwurf der Demonstranten: Der Verlag habe gegen den Studentenführer gehetzt und damit den Anschlag provoziert.
Beim Springer-Verlag zeigt man sich heute gelassen. Die "taz" und die Kollegen im goldglänzenden Hochhaus leben heute einträglich miteinander. Als die Zeitung im April 2003 ihren 24. Geburtstag feierte, überließen die tazler ihr Blatt für einen Tag einer bunt gewürfelten Redaktionsmannschaft unter dem "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. Der hievte damals ein viel beachtetes Interview mit Altkanzler Helmut Kohl in die linke Zeitung.
"Wie auch immer die BVV entscheidet - wir gehen nicht auf die Barrikade und rufen: Enteignet die "taz"!", sagt denn auch eine Springer-Sprecherin mit Blick auf die Studenten-Losung von 1968 "Enteignet Springer!"
ZUM THEMA IN SPIEGEL ONLINE
Prominente Absolventen: Was von den 68ern übrig blieb (28.10.2004)
Bleibt die Frage, was aus dem Mann werden soll, an den die Kochstraße bis dato erinnert, den verdienten Meierei-Besitzer und Berliner Vize-Bürgermeister Johann Jakob Koch, der 1734 verstarb. Denn die Kochstraße weckt bis heute nostalgische Erinnerungen - hier war bis 1945 das Zeitungszentrum der damaligen Reichshauptstadt, das vor der Machtübernahme der Nazis seine Glanzzeit erlebte.
Der BVV-Vorsitzende Baran hat eine mögliche Lösung parat: "Man könnte nur die eine Hälfte umbenennen und den westlichen Teil als Kochstraße belassen - dann hätte man auch das Problem der U-Bahn-Station gelöst." Das Springer-Hochhaus freilich liegt auf der Osthälfte der Kochstraße. Käme es so, wie es Baran vorschwebt, hätten Stadtführer einen Ort, an dem sie deutsche Geschichte trefflich schildern könnten: An jener Ecke, wo die Axel-Springer-Straße auf die Rudi-Dutschke-Straße stößt.
fürchterlich, der terror darf sich straßennamen geben.
wie unter den kommunisten in der sbz, straßennamen von schwerstverbrechern und schlägern, die zu ikonen der kommunisten stilisiert wurden.....
DESHALB MÜSSEN DIE "GRÜNEN" BEKÄMPFT WERDEN! SIE SIND DIE FORTSETZUNG DES TOTGEGLAUBTEN MÖRDERISCHEN KOMMUNISMUS!
gruß gl
|