Die Grafik sagt doch zuerst mal überhaupt nichts aus, denn es sind ja keine Angaben zu finden wie viel Stromverbrauch von der EEG-Zulage überhaupt befreit war/sind. Deshalb kann man natürlich diese Grafik nicht als Argumentationsgrundlage heranführen für irgendwelche Berechnungen.
Zur deiner Info Tony: 18% des deutschen Stromverbrauchs laufen über die Regelung "besonderen Ausgleichsregelung". Du setzt bei "deiner Rechnung" aber den komplett verbauchten Strom der Industrie an (ca. 60%). Ist natürlich falsch, denn "nur" 730 Unternehmen kommen in den Genuss der "besonderen Ausgleichsregelung" und die restlichen zahlen wie alle anderen Verbaucher auch die komplette EEG-Zulage.
Diese 730 Unternehmen zahlen nur 0,4 Cent/kWh für die EEG-Umlage, also gerade mal 11% von den üblichen 3,6 Cent/kWh. Die durch die Ausgleichsregelung bedingte Begünstigungs- und Umverteilungswirkung ergab für 2011 2,2 Mrd. € Mrd. €, in 2012 werden 2,5 Mrd. € geschätzt. Würde man diese "besonderen Ausgleichsregelung" abschaffen, dann würde die 2012er EEG-Umlage laut des Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) um 0,6 Cent/kWh fallen und bei 3 Cent/kWh liegen, also 17% niedriger. Also doppelt so hoch wie von Tony "brechnet". Ist ja auch logisch, dass diese "Rechnung" von Tony nicht stimmt, denn er tut ja gerade so, also ob alle deutschen Indstrieunternehmen keine volle EEG-Umlage zahlen müssen. Dem ist natürlich nicht so. Die deutsche Textilindustrie klagt ja gegen die EEG-Umlage, weil sie der Auffassung sind, dass der Ausbau der EEs über Steurern bezahlt werden muss und nicht von den Stromverbaucher. Es ist jetzt halt eine Frage bei dieser "besonderen Ausgleichsregelung"ob man in Deutschland weiterhin noch Stahlwerke, Zementwerke, produzierende Chemiebetriebe, Gießereien, Spritzgußunternehmen oder Metallverdelungsbetriebe haben will oder nicht. In diesen Bereichen spielt der Strompreis halt eine sehr große Rolle. Solarworld könnte ohne diese Ausnahmeregelung in Deutschland ihre sehr stromintensive Waferproduktion wohl dicht machen, wenn sie die die komplette EEG-Umlage bezahlen müssten. Wacker Chemie könnte ihre deutsche Polysiliziumproduktion bei Bezahlung der kompletten EEG-Umlage auch dicht machen, denn die wären nie und nimmer mehr wettbewerbsfähig. Das muss man dann halt auch miteinbeziehen, wenn man von "wunderbare Verarschung der Bürger und Schönrechnerei" schreibt. Ist halt alles gar nicht so einfach. Wobei man schon auch ganz klar festellen muss, dass diese Härtefallklausel mit der "besonderen Ausgleichsregelung" immer mehr aufgeweicht wird. 2010 profitierten nur 600 Unternehmen von der Härtefallklausel und 2011 waren es schon 730.
Was ich aber für einen richtigen Skandal halte ist die Regelung des in der Öffentlichkeit fast unbekannten Eigenstromprivilegs. Der sollte eigentlich in diesem Jahr schon gestrichen werden, wurde er aber aus mir unbekannten Gründen nicht. Das hat wohl die FDP ihre Macht ausgespielt. Beim Eigenstromprivileg müssen Industrieunternehmen für ihren Strom, den sie selbst erzeugen, keine Umlage zahlen. Anstatt den Strom zu kaufen, mieten deshalb einige Großunternehmen einfach Kraftwerke an und kommen so in den Genuss des sogenannten „Eigenstromprivilegs“. Das hat teilweise dazu geführt, dass alte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen wurden. Ist das alleine für sich genommen schon ein Skandal, so werden aber die Unternehemen, die von dem Eigenstromprivileg profitieren, nicht animiert z.B. Solaranlagen sich auch aufs Dach zu setzen um so ihre Stromkosten runter zu bringen. Dieser Eigenstromprivileg hat einen negativen Kosteneffekt von rd. 1,8 Mrd. € pro Jahr und erhöht laut des Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) die EEG-Umlage um rd. 0,4 Cent/kWh bzw. 12%. Wenn die Pollitik den Eigenstromprivileg weiter verlängern wird (Übergangsvorschrift des § 66 Abs. 15 EEG 2012), dann ist das für mich ein richtiger Skandal und dann müsste man die Regierung schon fragen ob sie uns alle verarschen wollen oder nicht.
Meine hier aufgeführten Zahlen stammen vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Der Bund der Energieverbraucher hat andere Zahlen errechnet.
Das große Problem des EEGs ist die hohe Komplexitität. Vor allem weil sie auch aus vielen Anahmen bzw. Schätzungen und aus Ausnahmeregelungen besteht und am EEG kann an verschiedenen kleinen und großen Schrauben leicht gedreht werden, um die Umlage zu erhöhen. Deshalb gibt es ja auch so viele verschiedene Berechnungen.
Das EEG war mal eine sehr gutes Gesetz, aber mittlerweile wird die Solidargemeinschaft für die Energiewende zunehmend kleiner und das kann es dann letztendlich auch nicht mehr sein. Wobei aber der ungebremste und unkontrollierte Solarausbau wie in den letzten beiden Jahren und wohl auch noch in diesem Jahr mit über 7 GW im Jahr, so nicht mehr weiter gehen darf. Das sieht ja selbst die Solarlobby so.
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