Kali-Aktien - lohnt nach Mega-Rallye noch der Einstieg?
27.05.2008 - Disclaimer: Der nachfolgende Text ist eine Kolumne des Rohstoff Express. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Ende des 20. Jahrhunderts erschien es angesichts der europäischen „Milchseen“, „Butterberge“ und staatlichen Zahlungen für das Nichtbewirtschaften und Ackerflächen geradezu absurd, dass die Menschheit in großem Stil Substanzen benötigt, die in der Landwirtschaft für höhere Erträge und schnelleres Wachstum sorgen. Entsprechend stiefmütterlich wurden Aktien von Kali- und Düngemittel-Produzenten an der Börse behandelt. Seit Frühjahr 2003 jedoch ist alles anders: Die ehemals „hässlichen Entlein“ wurden zu „strahlend schönen Schwänen“ und bescherten Anlegern Kurszuwächse von teilweise deutlich mehr als 1.000 Prozent. Wie konnte es dazu kommen und haben die Anteilscheine aus diesem Segment trotz der gewaltigen Rallye auf dem jetzigen Niveau noch weiteres Aufwärtspotenzial?
Düngemittel heiß begehrt Fest steht: Düngemittel sind weltweit derzeit heiß begehrt. Der kontinuierlich steigende Bedarf an Nahrungs- und Genussmitteln als Folge des nicht enden wollenden Bevölkerungswachstums sowie des wirtschaftlichen Aufschwungs in zahlreichen ehemaligen Entwicklungsländern wird dabei auch künftig für eine sehr hohe Nachfrage nach Kali-Dünger sorgen. Schließlich fallen im „Schlepptau“ der Industrialisierung in früheren Agrar-Staaten immer mehr Ackerflächen weg. Um die Ernährung der Weltbürger künftig zu gewährleisten, ist es daher zwingend erforderlich, den Flächenertrag signifikant zu steigern. Neben dem Einsatz von genmanipuliertem Saatgut kann dieses Ziel vor allem durch eine perfekte Düngung des Bodens erreicht werden. Da gleichzeitig lange Zeit nicht in neue Bergwerke investiert wurde, weist der Kalimarkt gegenwärtig ein massives Angebotsdefizit auf. Kein Wunder also, dass die Preise und damit eben auch die Kurse der Erzeugerfirmen förmlich kein Halten mehr kennen.
Keine „Bewertungsblase“ erkennbar Dessen ungeachtet kann von einer für Anleger gefährlichen „Blasenbildung“ keine Rede sein: Zugegeben: Die Notierungen der Kali-Aktien sind in Schwindel erregende Höhen geschossen, aber nur, weil sich durch die gestiegenen Weltmarktpreise (1.000 Prozent in den letzten fünf Jahren) auch die Gewinne vervielfacht haben. Insofern ist die gewaltige „Hausse“ kein Hype sondern fundamental untermauert. Natürlich sind vor allem die nordamerikanischen Anbieter wie die kanadische Potash Corp oder die beiden US-Titel Mosaic und Agrium mit Kurs/Gewinn-Verhältnissen zwischen 25 und 30 beileibe keine Schnäppchen mehr. In Anbetracht des außerordentlich dynamischen Gewinn-Wachstums und der positiven Zukunftsaussichten erscheint die Bewertung jedoch absolut angemessen. Geradezu spottbillig sind demgegenüber die beiden großen europäischen Produzenten K+S sowie die norwegische Yara International, die für uns unverändert ein klarer Kauf sind.
Was taugen Kali-Explorer? Wie populär Kali derzeit ist, konnte man am vergangenen Wochenende auf der Frankfurter Rohstoffmesse beobachten, der wir natürlich beiwohnten. So gab sich im Kongress Zentrum eine Gesellschaft mit Namen Western Potash Corp die Ehre, die sicherlich zu den bekanntesten Kali-Explorern zählt. Wenngleich das Management auf uns einen durchaus guten Eindruck machte, sollten Anleger sich im Klaren darüber sein, dass derartige Investments mit einem erhöhten Risiko verbunden sind. Zwar ist die Gefahr von Fehl-Bohrungen erheblich geringer als bei anderen Rohstoffen. Dafür kostet der Aufbau einer Kalimine eine ganze Stange Geld. Zwei bis drei Milliarden US-Dollar kommen bei größeren Projekten schnell zusammen. Dass die Mehrzahl der Explorer nicht über eine solche Menge an Kapital verfügen, dürfte auf der Hand liegen. Deshalb werden die entwickelten Projekte über kurz oder lang wohl an Konzerne veräußert werden, wobei das natürlich nicht grundsätzlich schlecht ist. Immerhin lässt sich damit zumindest gegenwärtig in jedem Fall ein ordentlicher Reibach machen. Für risikofreudige Anleger sind Kali-Explorer als Beimischung daher durchaus interessant. Alle anderen sollten eher zu etablierten Erzeugern greifen, die auch auf dem aktuellen Level noch Aufwärtspotenzial besitzen, wobei dieses freilich sicher nicht noch einmal 1.000 Prozent beträgt.
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