Kunden treiben größte US-Bank in die Pleite (0) Von Sebastian Jost 26. September 2008, 11:27 Uhr
Es ist die größte Bankenpleite in der Geschichte der USA: Die Washington Mutual ist zusammengebrochen. Deren Kunden haben einen Gutteil dazu beigetragen. Sie räumten ihre Konten leer – weil sie das Vertrauen in ihre Bank verloren hatten. Deutsche Sparkassenkunden müssen hingegen keine Angst haben.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hätte wohl kaum damit gerechnet, dass ihm die Finanzkrise so schnell Recht geben würde. Nichts werde mehr so sein, wie es war, warnte er. Und schon in der Nacht darauf folgt ein Beweis, dass er damit richtig liegen dürfte: Auch Banken, die vor kurzer Zeit noch als grundsolide galten, brechen auf einmal zusammen. Die Pleite von Washington Mutual (WaMu) zeigt dabei, dass die Krise nicht nur Milliardenzocker an der Wall Street und ihre Helfershelfer trifft – sondern eben auch eine Großsparkasse im Tausende Kilometer entfernten Seattle. Das ist einerseits nicht überraschend, weil die Turbulenzen schließlich ihren Ursprung im Häusermarkt der amerikanischen Provinz haben – und in diesem Markt war Washington Mutual einer der großen Spieler. Andererseits beweist der Zusammenbruch, dass die Krise nicht nur wenige Investmenthäuser in Gefahr bringt, sondern das gesamte Bankensystem der USA.
Denn Washington Mutual ist letztlich nicht an hohen Abschreibungen auf Hypothekenkredite zugrunde gegangen – sondern weil die Kunden ihr Geld von Konten und Sparbüchern abzogen, so dass die Bank nicht mehr an genug flüssige Mittel kam. Und ohne Liquidität trocknet jede Bank binnen kürzester Zeit aus.
Das straft all jene Experten Lügen, die in den vergangenen Tagen pauschal predigten, im Einlagengeschäft mit Privatkunden liege die Zukunft der Banken, weil es zu unsicher sei, sich alleine über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Der Absturz von Seattle zeigt vielmehr: Entscheidend ist und bleibt das Vertrauen in eine Bank. Geht es verloren, droht das Aus – weil das Institut dann nirgends mehr Geld bekommt.
Für deutsche Sparer besteht freilich nun kein Anlass, den hiesigen Banken dieses Vertrauen zu entziehen. Washington Mutual war eine rein amerikanische Bank, und die unmittelbaren Auswirkungen der Pleite werden auch nur dort spürbar sein. Anders als die zusammengebrochene Investmentbank Lehman Brothers hat das Institut nicht in großem Stil Zertifikate an Privatkunden in Europa verkauft. Auch in Geldmarkt- oder Rentenfonds oder den Depots der deutschen Banken selbst dürften WaMu-Papiere keine wahrnehmbare Rolle spielen.
Und auch wenn das Institut oft als größte Sparkasse Amerikas bezeichnet wird – mit den gleichnamigen Instituten in Deutschland hat die Bank nichts zu tun. Die Einlagen deutscher Sparer sind nicht in Gefahr.
Die WaMu-Pleite dürfte keine vergleichbare Schockwelle durch das Weltfinanzsystem senden wie der Zusammenbruch der weltweit vernetzten Kapitalmarktgröße Lehman Brothers. Aber sie ist ein Alarmsignal, weil sie zeigt, wie gefährlich eine Panik unter Bankkunden ist. Der Druck auf die US-Regierung steigt damit weiter: Sie muss den Vertrauensverlust nicht nur bei den Finanzprofis stoppen – sondern auch bei den amerikanischen Kleinsparern.
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