14. Januar 2004 Redaktioneller Beitrag aus dem Wirtschaftsblatt 14.01.2004 Plaut: Einmal wird`s noch krachen, aber dann… Eines ist fix: Wenn Ende März bzw. Anfang April das Consultinghaus Plaut sein Jahresergebnis für 2003 veröffentlicht, werden bei vielen Plaut-Aktionären noch einmal die Nerven flattern. Das wird sich wohl auch im Kurs der Aktie niederschlagen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Aktie seit der letzten Ad-hoc-Mitteilung über den wirtschaftlichen Turnaround sehr gut gelaufen ist und seit Ende November fast 54 Prozent zugelegt hat. Der im letzten Jahr erwirtschaftete Umsatz und das EBIT – das wegen der zu erwartenden Abschreibungen wohl noch einmal im roten Bereich landen wird – werden alles andere als berauschend ausfallen.
Angesichts der Radikalkur, mit der sich Plaut im letzten Jahr selbst aus dem Schuldensumpf gezogen hat, darf das allerdings nicht verwundern. Mit dem Verkauf der Österreich-Tochter sowie der dazugehörigen osteuropäischen Gesellschaften und des US-Geschäfts an IDS Scheer wurde ein ziemlicher Umsatzbrocken abgegeben. Inklusive der Management-Buy-outs in Spanien und Italien hat das Consultingunternehmen rund 50 Prozent seines 2002er-Umsatzes im vergangenen Jahr abgestossen.
Weil Börsianer ebenso wie Journalisten darauf gedrillt sind, bei der Ergebnisbekanntgabe zuerst auf Umsatz- und EBIT-Entwicklung zu blicken, ist es beinahe zwingend, dass die Plaut-Aktie die Bekanntgabe der Ergebniszahlen 2003 nicht unbeschadet überstehen wird. Trotzdem lohnt sich im Fall Plaut speziell für Anleger ein zweiter, genauerer Blick.
Anstatt nur auf die Gewinn- und Verlustrechnung zu schielen, sollte man die Bilanz zerpflücken. Denn da wird sich Erstaunliches auftun. Durch den Verkauf von Unternehmensteilen – der im Fall der österreichischen Tochter " das Herz bluten liess" , wie es im Haus Plaut heisst – wurden die hohen Bankschulden um rund 80 Prozent reduziert. Das senkt in den kommenden Jahren den Zinsendienst, für den allein 2002 beinahe fünfeinhalb Millionen Euro aufgewandt wurden, deutlich.
Dieser positive Aspekt wird sich in den Ertragszahlen der nächsten Jahre niederschlagen. 2004 rechnet das Consulting-Unternehmen, das weiterhin den Holdingsitz in Österreich haben wird, bei einem Umsatz von 70 bis 75 Millionen Euro mit einer EBIT-Marge von etwas mehr als fünf Prozent. Das entspricht einem EBIT von 3,5 bis 3,75 Millionen Euro.
Auf Basis dieser Eckdaten drängt sich ein Vergleich mit dem deutschen Beratungsunternehmen AC Service auf, das ebenfalls in der SAP-Beratung tätig ist und mehrheitlich der österreichischen Beko-Holding gehört. AC Service wird – laut eigenen Angaben – heuer auf einen etwas unter dem des Vorjahres liegenden Umsatz (52 Millionen Euro) kommen. Aktuell wird AC an der Börse mit einem Marktwert von 27,9 Millionen Euro bewertet. Das entspricht – auf Basis eines geschätzten Umsatzes von rund 50 Millionen Euro – dem 0,56fachen des Umsatzes. Bei Plaut liegt diese Kennziffer weit tiefer. Derzeit wird der Consulter mit dem 0,35fachen des für 2004 geplanten Umsatzes (70 Millionen Euro) bewertet. Um auf eine ähnlich hohes Kurs-Umsatz-Verhältnis wie AC zu kommen, hätte die Plaut-Aktie ein Potenzial von rund 58 Prozent.
Noch krasser die Situation beim EBIT. AC erwartet für heuer ein EBIT von rund zwei Millionen. Auf Basis dieser Erwartung wird AC aktuell mit dem knapp 14fachen des EBIT bewertet. Bei Plaut ist die Bewertung nur halb so hoch, allerdings auf Basis der Planziffern fürs kommende Jahr. Und genau darin liegt ein Restrisiko. Wenn Plaut die angepeilten Planziffern erreicht, wird sich die Radikalkur auch im Kurs der Aktie niederschlagen und der Wert des Unternehmens steigen. Der Grundstein wurde jedenfalls gelegt und das wirtschaftliche Umfeld – speziell am wichtigen deutschen Consultingmarkt – klart zunehmend auf. Einziges Manko: Plaut plant – derzeit – aus Kostengründen im nächsten Jahr keine Quartalszahlen zu veröffentlichen. Um auf die – geplante – Rückkehr in das oberste Börsesegment vorbereitet zu sein, wird zwar intern weitergerechnet, doch für den Aktienkurs könnte sich der Verzicht auf Quartalsberichte in den nächsten Monaten als Bremsklotz erweisen.
Harald Fercher
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