Montag 22. Januar 2001, 08:27 Uhr
Zeitung: Kloiber will Kirch von EM.TV fernhalten Düsseldorf (Reuters) - Der Medienunternehmer Herbert Kloiber, dessen Firma Tele-München Gruppe (TMG) an dem angeschlagene Konzern EM.TV beteiligt ist, will einen Einstieg der Kirch-Gruppe bei EM.TV verhindern. "Ich will EM.TV von der Kirch-Gruppe fernhalten", sagte Kloiber dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). Über eine entsprechende ablehnende Haltung Kloibers war in den vergangenen Tagen bereits mehrfach spekuliert worden. Kloiber und EM.TV-Aufsichtsratschef Nickolaus Becker sollen dabei nach Angaben aus Branchenkreisen bereits in der vergangenen Woche mit Vertretern einer Investmentbank gesprochen haben. Kirch und EM.TV verhandeln seit mehreren Wochen, wobei die Gespräche von Kirch zuletzt als "in einer kritischen Phase" bezeichnet worden waren.
In den Gesprächen sollen Kloiber und Becker angeboten haben, einer Investorengruppe den EM.TV-Anteil an der Formel-Eins-Holding SLEC zu verkaufen und im Gegenzug unter anderem zu erreichen, dass der SLEC- Miteigentümer Bernie Ecclestone auf sein Recht verzichtet, EM.TV weitere 25 Prozent der SLEC für rund eine Milliarde Dollar verkaufen zu können. Sollte Ecclestone auf dies Recht verzichten, wäre EM.TV nach Angaben aus Branchenkreisen nicht mehr auf einen finanzkräftigen Partner wie etwa Kirch angewiesen. Unter anderem will Kirch einen Teil der 50 Prozent, die EM.TV an der Formel-Eins-Holding hält, übernehmen.
Dem Bericht des Handelsblatt vom Montag zufolge hat Ecclestone aber kein Interesse daran, dass ein für die Formel-Eins-Übertragungsrechte gut zahlender Kunde wie Kirch durch den Einstieg bei EM.TV auch Teilhaber der SLEC wird. Kirch wolle dabei auch verhindern, dass die Formel Eins in Deutschland als dem wichtigsten Medienmarkt Europas nur in Kirchs wenig erfolgreichen Abonnentensender Premiere World laufe.
EM.TV hatte vor einigen Wochen überraschend mitgeteilt, dass der Gewinn des Unternehmens deutlich unter den Prognosen zurückgeblieben sei. Nach Angaben aus Branchenkreisen befindet sich das Unternehmen derzeit in akuter Finanznot und würde deshalb seine SLEC-Anteile, für die EM.TV im vergangenen Jahr noch etwa 3,5 Milliarden DM bezahlt hatte, für etwa 700 Millionen Dollar an die britische Investorengruppe verkaufen. Allerdings würde sich EM.TV bei einem solchen Geschäft den Angaben zufolge von der Verpflichtung befreien, die eine Milliarde Dollar finanzieren zu müssen, die Ecclestone von dem Unternehmen für die Überlassung weiterer 25 Prozent der SLEC-Anteile fordern könnte.
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