Der bisher am Neuen Markt notierte Internet-Dienstleister Broadvision, der vor allem Portale für Firmen im Internet entwickelt, zieht sich von der Frankfurter Börse zurück. Das Unternehmen wolle sowohl den Neuen Markt als auch den geregelten Handel verlassen, teilte es in einer Börsen-Pflichtmitteilung mit. Broadvision erwartet, dass die Aufhebung der Börsenzulassung und die Beendigung des Handels am Neuen Markt drei Monate nach Bekanntgabe der Aufhebung rechtswirksam werden. Die Aktie solle weiter an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden, hieß es.
Angesichts der Restrukturierung der in finazielle Turbulenzen geratenen Internet-Firma halte man es "für klug, diese Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt zu ergreifen", meinte Broadvision-Chef Pehong Chen. Das Engagement im europäischen Markt werde durch das De-Listing in Frankfurt nicht berührt. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs fielen die Umsätze bei Broadvision gegenüber dem Vorquartal von 48,2 Millionen auf 30,5 Millionen US-Dollar; die Lizenzeinnahmen lagen bei 8,2 Millionen US-Dollar. Der Pro-forma-Netto-Verlust betrug 19 Millionen US-Dollar, nachdem er im vierten Quartal des vorigen Geschäftsjahrs noch bei 8 Millionen US-Dollar gelegen hatte. Der Netto-Verlust nach GAAP im ersten Quartal betrug 36,1 Millionen US-Dollar. Im Vorquartal waren dies noch 55,3 Millionen US-Dollar und im ersten Quartal des Vorjahrs 105,1 Millionen US-Dollar. Ohne die Berücksichtigung neuerer Regeln für die Behandlung erworbener immaterieller Vermögensgegenstände hätte der Verlust im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 47,3 Millionen US-Dollar betragen.
Um die Verluste in den Griff zu bekommen, will sich Broadvision nicht nur von den deutschen Börsen zurückziehen, sondern auch einen Restrukturierungskurs in Angriff nehmen, dem 300 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Zudem will sich die Firma künftig vollständig auf Enterprise-Businessportale konzentrieren.
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