Nagel auf den Kopf getroffen. Man hört seit Wochen von Politikern aller Coleur, dass die Spekulanten an der Währungskrise Schuld seien. Der Spekulant wird allzu gern bemüht, wenn es darum geht, wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen und-einschätzungen zu kaschieren. Die Banken und ihre "raffgierigen Vorstände und Investmentbanker" sowie die Hedgefonds stellen ja geradezu den genialen Sündenbock dar, ist doch ihr Ruf durch die gerade halbwegs überwundene (oder vertagte) Bankenkrise ohnehin im öffentlichen Ansehen arg ramponiert. Von einem Linkspopulisten wie Oskar Lafontaine, der sich auch sonst für keine Platitüde zu schade ist, erwarte ich nichts anderes, dass jedoch jetzt auch Gabriel, Steinmeier, Westerwelle und Merkel auf diese populistische Masche verfallen, schockiert mich ehrlich gesagt ein wenig.
Entweder haben die Herrschaften von der Marktwirtschaft keine Ahnung, was ich in unser aller Interesse nicht hoffe, oder sie streuen bewusst Sand in die Augen des Volkes, da sie sich und uns nicht eingestehen wollen (oder aus wahlkampftaktsichem Kalkül nicht können), dass das Projekt gemeinsame Währung gescheitert ist. Ich weiß nicht was schlimmer ist. In beiden Fällen werden gefährliche und unsinnige Schnellschüsse initiert, deren unter Umständen weitreichende Folgen noch niemand absehen kann. Wie auch, bei dem Tempo? Von der ursprünglichen Idee der EWU ist schon jetzt kaum noch etwas übrig: Es finden in den nächsten Jahren ungeheure Transferleistungen statt, die EZB kauft Ramschbonds aus dem Markt, um die Liquidität zu gewährleisten.
Hätte irgendein Spekulant die Chance, den EURO in die Knie zu zwingen, wenn es nicht zahlreiche Mitgliedsstaaten gäbe, die als Unternehmen längst einen Insolvenzantrag hätten stellen müssen? Das Abschmieren von Griechenland-Bonds hat überhaupt nichts mit Spekulantentum zu tun, sondern ist eine normale Marktreaktion. Wenn die Bonität einer AG sinkt, sinkt auch der Aktienkurs. Das ist der Kapitalmarkt. Kann man durch das Verbieten von Leerverkäufen von CDS das strukturelle Haushaltsdefizit von Griechenland verbessern und damit die Bonität des Staates steigern?
Es wäre schön, wenn sich unsere Volksvertreter mal ein bisschen mit den Marktgegebenheiten beschäftigen würden, statt in groß angelegtem Stil Volksverdummung zu betreiben.
Wie heißt es immer so schön: Ich könnte garnicht soviel essen, wie ich kotzen müsste, oder so ähnlich... ----------- Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil!
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