ist für mich einer der peinlichsten Aspekte von Rüttgers Kampagne.
Ich bin selber Softwareentwickler und habe mit Indern zusammengearbeitet. Das sind keine armen Schlucker, die verzweifelt um eine Arbeitserlaubnis in Deutschland kämpfen müssen, sondern kluge Leute, die hart arbeiten und sowas gar nicht nötig haben.
Schaut doch mal nach Amerika. Im Silicon Valley gibt es Tausende von Firmen, die von Chinesen oder Indern *geleitet* werden, von den Fachkräften ganz zu schweigen. Ca. 30% der Fachleute in der US-amerikanischen Computerindustrie sind Einwanderer. Die amerikanische Vormachtstellung im Computer- und Softwarebereich wäre ohne Immigranten gar nicht möglich! (Lest dazu mal den Artikel in "Business Week" vom 24. April.)
Deutschland ist ein extrem konservatives, um nicht zu sagen: verkalktes Land. Und obwohl die Deutschen Weltmeister im Reisen sind, haben sie offenbar keine Weltkenntnis. Das ist zwar polemisch verallgemeinert, trifft aber, glaube ich, im Kern zu. Unser Bundespräsident mußte seine Rede in der Knesset auf Deutsch halten, weil er des Englischen nicht mächtig ist! Peinlich, peinlich.
Fast noch schlimmer ist die Arroganz auch von Schröder (und der gesamten politischen Kaste). Wenn ich Inder wäre und würde verfolgen, wie in Deutschland über mich geredet wird, würde ich von vornherein nicht daran denken, dorthin zu gehen.
Man kann doch über Menschen nicht verfügen wie über Waren, die man auf dem Markt einkauft. Inder und Fachkräfte anderer Nationen "holt" man nicht nach Deutschland, man macht ihnen ein Angebot und lädt sie ein! Und das Angebot sollte nach Möglichkeit so gestaltet sein, daß es für die Angesprochenen attraktiv ist! (und wie das Angebot gestaltet sein muß, um attraktiv zu sein, klärt man im Vorfeld ab, zwischen Ministerien, Wirtschaftsverbänden, Universitäten in Deutschland, Indien etc.)
Daß ein Land mit einer Aktion, Fachkräfte einzuladen, eigene Interessen verfolgt, ist legitim. Genauso legitim ist, daß diejenigen, die zu unserem Wohlstand beitragen, Steuern zahlen etc., eine angemessene Gegenleistung erhalten, deren genaue Zusammensetzung eben Verhandlungssache ist und nicht von irgendwelchen Politikern diktiert werden sollte.
Und das Argument, ausländische Fachkräfte würden Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen, kann ich schon gar nicht verstehen. Wenn qualifizierte, arbeitswillige Deutsche zur Verfügung stehen, warum sind dann soviele Stellen unbesetzt?
Der Gedanke, daß wir die Ausbildung im IT-Bereich forcieren müssen, verrät das gleiche funktionalistische Menschenbild, wie der "Inder holen"-Gedanke: Menschen werden aus einer Masse von Arbeitslosen herausgegriffen, in einen Umschulungsprozeß gesteckt, und schwupps! kommen IT-Spezialisten herausspaziert. Also so geht das nicht. Wenn die Menschen die Motivation, die Intelligenz und die Arbeitsdisziplin nicht haben, die man für den Erfolg in der IT-Branche braucht, dann nützt alle staatlich verordnete "Ausbildung" nichts. Auch hier kann der Staat nicht mehr tun, als Angebote machen! Der Rest liegt an den Menschen selbst!!
Sorry, das mußte mal gesagt werden.
Ciao, Kalidasa
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