25.08.2005 16:31
Riskantes Spiel mit Realtos
von Detlev Landmesser
An der Börse kann man ruhig auch einmal zu spät kommen – um sich eine Menge Verluste zu ersparen. Vielleicht ist die Spekulation um Realtos auch so ein Fall. Diese Ad-hoc-Mitteilung elektrisierte am Dienstagnachmittag die Anleger, die sich mit Realtos beschäftigen: " Seit Mai steht der Vorstand in Verhandlungen mit einer süddeutschen Investorengruppe, die nach einem möglichen Erwerb des Börsenmantels den Aufbau einer Strategic-Finance-Gruppe nach dem Vorbild der Arques AG betreiben würde."
Das hieß im Klartext, die leere Hülle von Realtos könnte wieder mit Leben, sprich einem operativen Geschäft, gefüllt werden. Die offensichtlich erfolgreiche Beteiligungsgesellschaft Arques ist dabei ein guter Werbeträger – zumal sie selbst aus einer erfolgreichen Manteltransaktion hervorging.
Doch Realtos setzte noch einen drauf: " Von der Verwaltung favorisiert wird jedoch der Verkauf an eine sehr erfolgreiche in den USA börsennotierte Gesellschaft, die ihr im Aufbau befindliches Europa-Geschäft unter dem Dach der Realtos bündeln würde" . Die amerikanische Gesellschaft verfüge über eine Marktkapitalisierung von mehr als 150 Millionen Dollar. Heftige Kursexplosion Diese Informationen führten zu einer Kursexplosion bei der zuvor leblosen Realtos-Aktie. Bei gigantischen Umsätzen sprang der Kurs an der Börse Stuttgart von unter 50 Cent auf 1,02 Euro. Am Mittwoch ging die Rally zunächst weiter und katapultierte das Papier zeitweise bis auf 1,33 Euro, bevor eine Gegenbewegung einsetzte, die auch am Donnerstag anhielt.
Vielleicht haben sich einige Anleger ein wenig in der jüngeren Börsenhistorie umgetan und sich an frühere Enttäuschungen erinnert.
Lesen Sie in Teil 2 über gescheiterte Manteltransaktionen und die Tücken dieser Spekulation.
25.08.2005 16:31
Teil 2: Alte Bekannte von Detlev Landmesser
Denn einzelne Beteiligte sind in Kapitalmarktkreisen kein unbeschriebenes Blatt: Der neue Realtos-Alleinvorstand Andreas Arndt war zuletzt gemeinsam mit anderen Investoren über die Magus Verwaltungsgesellschaft mbH bei der Schichau Seebeckwerft AG in Erscheinung getreten. Diese sollte ebenfalls wiederbelebt werden. Als der ursprüngliche Plan im Januar scheiterte, brach der Schichau-Kurs heftig ein. Unter den Investoren war auch Rüdiger Beuttenmüller, Geschäftsführer der Makro Capital GmbH.
Beuttenmüller, schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, war auch bei dem ebenfalls fruchtlosen Wiederbelebungsversuch der Bremer Vulkan AG mit von der Partie. Auch hier war der Einstieg eines " US-Investors" in Aussicht gestellt worden (vgl. den Beitrag " Bremer Vulkan – Tanz um ein verrostetes Kalb" ).
Ähnlich ergebnislos verlief die von Arndt und anderen versuchte Reanimation der insolventen Gontard & Metallbank AG.
Gerade bei Realtos selbst hat die Spekulation um eine Wiederbelebung des Börsenmantels eine traurige Vorgeschichte, die mit dem Selbstmord des damaligen Realtos-Vorstands Peter Zimmermann endete (vgl. den Beitrag " Schwarzbuch Börse: Jede Menge Skandale" ).
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