Erste Anzeichen von Optimismusvon Anne Lacker
Bei Apple macht sich vorsichtiger Optimismus breit. Nach einem Krisenjahr für die Computerbranche rund um den Globus sehen die Aussichten für den PC-Hersteller wieder freundlicher aus. Das zeigten etwa die Zahlen für das erste Quartal im Geschäftsjahr 2001/2002. Diese beflügelten auch die Aktie. Derzeit notiert der Kurs mit 24,07 Dollar nahe dem 52-Wochen-Hoch von 27,12 Dollar.
Analysten sind sich jedoch uneins, ob nun tatsächlich der richtige Moment zum Einstieg gekommen ist. Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen iMac, der seit Januar auf dem Markt ist. Dass die Preise für Speicherchips und Flachbildschirme steigen, bremst jedoch ihre Erwartungen. Spannend wird daher die Vorlage des Berichts für das zweite Quartal am 17. April. Hier wird Steve Jobs, Chief Executive Officer (CEO) und Mitgründer von Apple, neue handfeste Informationen zur iMac-Nachfrage geben.
Analysten bleiben skeptisch Für das erste Quartal, das am 29. Dezember 2001 endete, verbuchte der Konzern einen Gewinn von 38 Millionen Dollar und einen Gewinn je Aktie von 0,11 Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum verzeichnete Apple noch ein Minus von 195 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um 37 Prozent auf 1,38 Milliarden Dollar. “Das Unternehmen weist ein solides Quartal vor. Apple ist einer der wenigen Konzerne, die in dieser schwierigen Zeit mit PCs Profite machen können”, kommentierte Jobs. Der Computerhersteller erwartet für das gerade abgelaufene zweite Quartal einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn je Anteilsschein von erneut rund 0,11 Dollar.
Merrill Lynch ist skeptisch, dass Apple dieses Ziel erreichen kann. Die Analysten rechnen mit einem etwas geringerem Gewinn je Aktie von 0,10 Dollar. Dies liegt vor allem an den Lieferzahlen des iMacs, die Ende März veröffentlicht wurden. Danach hatte Apple seit Verkaufsstart gut 125 000 neue Geräte ausliefern können. Derzeit werden täglich rund 5000 iMacs produziert. Insgesamt werden damit bis Ende März rund 180 000 Einheiten ausgeliefert. Das ist nicht nur Merrill Lynch zu wenig. Zum einen gab es bereits vor Auslieferung Vorbestellungen von 150 000 Geräten, dass heißt, einige Käufer mussten in den ersten Wochen auf ihr Gerät warten. Zum anderen hatte Merrill Lynch damit gerechnet, dass bis Ende März 200 000 Einheiten hergestellt werden. Daher geben die Analysten für die Aktie derzeit ein “Neutral”-Rating. Allerdings betonen sie, dass das Produkt ab April wesentlich zur Performance des Unternehmens beitragen kann.
Standard&Poor’s hebt ebenfalls positive Elemente bei Apple hervor, behält jedoch das “Hold”-Rating bei. So konnte das Silicon-Valley-Unternehmen im ersten Quartal eine weiterhin starke Bilanz mit einer Cash-Position von fast 4,4 Milliarden Dollar vorlegen. Die Ratingagentur erwartet für das Gesamtjahr 01/02 einen Gewinn je Aktie von 0,55 Dollar, nach einem operativen Verlust je Anteilsschein von 0,27 Dollar im Vorjahr. Insgesamt sprechen sich 57 Prozent der von Multex Investment Review befragten Analysten für ein “Hold” aus.
Positive Trends werden honoriert Es gibt aber auch schon Investmenthäuser, die nicht nur positive Trends bei dem Konzern ausmachen, sondern diese auch honorieren. Bei Multex Investment Review wagen 26 Prozent die “Buy/Hold”-Empfehlung. Die Experten von Lehman Brothers etwa gehören zu den Mutigen. Sie raten zum “Buy” des Wertpapieres mit einem Kursziel von 32 Dollar. “Wir glauben daran, dass Apple kurz vor dem Start eines neuen und starken Produktzyklus steht”, so ihre Begründung. Ihrer Meinung nach, wird Apple bald fähig sein, der hohen iMac-Nachfrage ohne längere Wartezeiten für die Käufer nachzukommen. Sie glauben auch daran, dass Apple steigende Preise bei den Zulieferern besser an den Verbraucher weiterleiten kann als die Konkurrenz, da die Produktlinie breiter gefächert sei. Apple hatte Ende März eine Preiserhöhung von 100 Dollar für den neuen iMac angkündigt.
Auch Japans größter PC-Hersteller, NEC, hat bereits die Preise für einige seiner Computer erhöht. Dell warnte kürzlich vor einem ähnlichen Schritt. “Unsere Herstellungskosten haben sich um mehr als 10 Prozent erhöht. Es sieht so aus, dass dieser Trend anhalten wird und dass wir diesen Anstieg nicht mehr von unseren Kunden fernhalten können”, hieß es aus dem Unternehmen. Am 17. April wird Apple Investoren Anhaltspunkte geben, wie seine Kunden darauf reagieren.
Apple-Barometer
- starkes erstes Quartal
- hohe Cash-Position
- neuer iMac stark nachgefragt
- Lieferschwierigkeiten sollten bald beendet sein
- Produktvielfalt puffert Preiserhöhung ab
- Auswirkung der Preiserhöhung nicht absehbar
- einige Banken könnten Gewinnprognose reduzieren
- erste Produktionszahlen für neuen iMac enttäuschten Analysten
- Aktie nahe 52-Wochen-Hoch
- US Wirtschaftsbedingungen bleiben schwierig
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