...dann wird schon deutlich, warum das so lief, wie es lief:
manager-magazin.de, 16.07.2004, 14:32 Uhr
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FAMILIE GROHE
Warmer Regen dank Duschköpfen
Von Karsten Langer und Christian Keun
Mit Wasserhähnen, Duschbrausen und Badezimmerarmaturen wurde die Familie Grohe groß. Der Verkauf ihres gleichnamigen Unternehmens spülte dem Clan aus Hemer ein stattliches Vermögen aufs Konto.
Hamburg - Das Unternehmen Grohe schwimmt gegen den Strom. Nach eigenen Angaben "auf dem Sprung zum Weltmarktführer" (Umsatz 2003: 885 Millionen Euro) wächst der Gewinn von Europas größtem Anbieter von Sanitärarmaturen, Spülsystemen, Brausen und Wasserhähnen kontinuierlich. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug das Ergebnis vor Steuern und Abgaben 185 Millionen Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von über 20 Prozent.
Understatement fürs Bad: Grohe Waschbecken "Tenso"
Der geplante Börsengang wurde trotz der hervorragenden Zahlen abgesagt. Außerdem muss Grohe-Chef Peter Körfer-Schün im September seinen Posten räumen. Sein Nachfolger David Haines war bisher Global Marketing Director der Vodafone Group und genießt das Vertrauen der Texas Pacific Group. Die hatte den weltweit führenden Sanitärarmaturen-Hersteller aus dem Sauerland zusammen mit der Investmentgesellschaft CSFB Private Equity Anfang Juni vom bisherigen Eigentümer BC Partners übernommen.
Zum vereinbarten Kaufpreis machte Grohe keine Angaben, er betrug dem Vernehmen nach knapp 1,8 Milliarden Euro. Der Börsengang ist damit zwar nicht gänzlich vom Tisch, aber liegt fürs erste auf Eis. Die neue Situation ist für Grohe nicht ungewöhnlich. Schon vor rund drei Jahren hatten die Armaturenbauer still und leise das Börsenparkett wieder verlassen.
Mauerblümchen an der Börse
Das Unternehmen ist alles andere als ein in Verruf geratenes Dotcom-Start-up. Die Grohe-Gruppe ist Old Economy vom Feinsten: Seit Jahren rentabel und expansiv. Unter Branchenkennern galt sie stets als eine "Perle des MDax". Investors Liebling aber ist Grohe nie geworden.
§ "Die Börse ist eben nicht immer das geeignete Finanzierungsinstrument", kommentierte Peter Körfer-Schün damals die fast tragische Konstellation. Das Unternehmen war zu klein, um von Analysten und institutionellen Anlegern beachtet zu werden, und zu wenig schillernd, um vor dem eher unkritischen Auge der Privatanleger Gnade zu finden. Der Kurs dümpelte dahin, ging tendenziell eher runter als rauf.
Kerngesund und dennoch chronisch unterbewertet - wie vielen anderen Mid-Caps blieben auch den Westfalen aus Hemer die Geldtöpfe des Kapitalmarktes verschlossen. Mit anderen Worten: Der Grohe-Aktie fehlte die publikumswirksame Story.
Die Geschichte des Unternehmens erzählt sich etwa so: 1936 erwirbt Friedrich Grohe mit Zustimmung seines Vaters Hans Grohe die im Jahre 1911 gegründete Firma Berkenhoff & Paschedag. Hans Grohe produziert bereits seit 1901 Brausen und Wasserhähne.
Hin und her, Taschen voll
Zwei Jahre später erhält Friedrich Grohe die ersten Exportaufträge für Armaturen. Nach dem Krieg wird das Unternehmen in "Friedrich Grohe Armaturenfabrik" umfirmiert. Durch Akquisitionen und Gründung von Tochtergesellschaften wächst die Firma bis in die späten sechziger Jahre sukzessive.
Puristisch: Grohe Waschbecken "Atrio"
1968 entschließt sich der Firmengründer, 51 Prozent der Gesellschaftsanteile an ITT International Telephone + Telegraph abzugeben. Unter den neuen Mehrheitseignern aus Amerika wird das Auslandswachstum Grohes forciert. Das Unternehmen floriert auch deshalb, weil die neuen Investoren keine Rücksicht mehr auf die Geschäfte von Hans Grohe nehmen müssen. Es entstehen Niederlassungen in Holland, den USA, England, Spanien und Belgien. 1983 stirbt Friedrich Grohe.
Die Nachkommen des Gründers, die Brüder Charles und Bernd Grohe, holen das Unternehmen in die Familie zurück. Nur ein Jahr nach dem Tod Friedrich Grohes kaufen sie ITT die Gesellschaftsanteile wieder ab. Weiter auf globalem Wachstumskurs, wandeln sie die GmbH 1991 in eine Aktiengesellschaft um. Ihr Going Public wagen sie noch im selben Jahr.
500 Millionen Euro Gewinn
Fast zehn Jahre wurden die Grohe-Papiere von den Aktionären mal mehr, mal weniger beachtet. Dass Analysten Grohe lediglich als Baunebenwert einstuften, half weder dem Image des Titels, noch verlieh es dem Kurs Flügel. Gute Zahlen - Grohe erreichte 1998 eine Nettoumsatzrendite von 7,3 Prozent und damit einen in der deutschen Industrielandschaft eher seltenen Wert - und hervorragende Produkte schienen die Börse nicht zu interessieren.
1999 entschließt sich der Mehrheitsaktionär, die Familie Grohe, ihr Aktienpaket an die unabhängige britische Private-Equity-Gesellschaft BC Partners zu verkaufen. Der Preis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, soll rund 1,3 Milliarden Euro betragen haben. "Eine ganz persönliche Entscheidung" sei der Verkauf gewesen. Ohne die "unerträglichen politischen Rahmenbedingungen" hätte man sich nicht vom Unternehmen getrennt, versichert der Aufsichtsratsvorsitzende Charles Grohe damals.
Bei Grohe gibt man sich begeistert. Nachdem man im März 2000 die Börse verlassen habe, herrschte regelrecht Aufbruchstimmung. Immer wieder gab es in der Folgezeit trotzdem Pläne, Grohe zurück an die Börse zu bringen. Mit dem Verkauf hat sich diese Frage fürs erste erledigt. Sollte der Verkauf an die Texas Pacific Group dem ehemaligen Eigentümer BC Partners tatsächlich 1,8 Milliarden in die Kassen gespült haben, war die Investition in Grohe ein einträgliches Geschäft.
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