Ackermann hat wieder nichts begriffen Das Geschrei der Banker über die Besteuerung ihrer Boni ist groß. Nun entwickeln sie Strategien, wie sie die Steuer unterlaufen können. Von FOCUS-MONEY-Redakteur Helmut Achatz dpa Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann schoss mal wieder den Vogel ab. Er kündigte an, die Verluste, die seinen Investmentbankern in London durch die Einführung einer Sondersteuer auf Boni entstehen, ausgleichen zu wollen. Und zwar nicht aus der eigenen Tasche, sondern per „Boni-Umlage“ auf alle Mitarbeiter und Aktionäre – weltweit. Ackermann will den Mitarbeitern hierzulande zur Not weniger zahlen, damit die Kollegen im Königreich auf nichts verzichten müssen. Aktionäre müssen sich möglicherweise auf niedrigere Gewinne oder weniger Dividende einstellen. Die Labour-Regierung unter ihrem Chef Gordon Brown und seinem Finanzminister Alistair Darling hatte angekündigt, Sonderzahlungen von mehr als 25 000 Pfund (27 700 Euro) zu 50 Prozent zu besteuern. Deutsche Bank begeistert AnlegerEs ist nicht Mitleid mit seinen Masters of the Universe, das Ackermann zu seinen jüngsten Äußerungen verleitet. Eher schon die Angst, dass ihm seine hochprofitablen Finanzjongleure in London davonlaufen und bei der Konkurrenz anheuern. Nur dank der Investmentbanker auf der Insel konnte die Deutsche Bank in diesem Jahr schon wieder Milliardengewinne einfahren – von Januar bis September blieben unterm Strich mehr als 4,4 Milliarden Euro übrig. Die Banker wiederum profitierten von der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, wodurch sie Geld fast zum Nulltarif bekamen. Gleichzeitig verdienen die Bankprofis an der Schuldenpolitik des Staats, der seine Anleihen mithilfe der Banken im Markt platzierte. Wenn sich die Deutsche Bank nur auf das Kreditgeschäfte konzentriert hätte, wäre der Gewinn sicher deutlich geringer ausgefallen.
Hätte er nur geschwiegen
Natürlich darf Ackermann das so nicht sagen. Er schwafelt etwas von Solidarität, und dass man die Belastung globalisieren werde. Die britische Belegschaft solle die Kosten nicht allein tragen müssen. Es gehört schon ein gerütteltes Maß an Chuzpe dazu, zu glauben, dass es sinnvoll ist, diesen Ausgleich öffentlich zu thematisieren. Ackermann hätte sich besser in Schweigen gehüllt und die Einbußen seiner Investmentbanker unter der Hand kompensiert.
Es ist nur schwer nachzuvollziehen, warum der Deutsche-Bank-Chef nun auch noch dieses Fass aufmacht. Vielleicht wollte er Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel ausüben, in Deutschland auf eine ähnliche Sondersteuer zu verzichten – anders als Merkels französischer Kollege Nicolas Sarkozy, der dem britischen Beispiel nacheifern will – aus populistischen Gründen. Vielleicht wollte er sich mal wieder als Branchenprimus profilieren, als der er sich unausgesprochen fühlt.
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