Kommentare von Währungshütern stoppen rasante Euro-Rekordjagd
FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit besorgten Äußerungen über den rasanten Anstieg des Euro haben Währungshüter in dieser Woche die Rekordjagd der europäischen Gemeinschaftswährung gestoppt. Nach Einschätzung von Experten reichen die Versuche der Europäischen Zentralbank (EZB), den Euro-Höhenflug mit Worten zu stoppen, allerdings nicht aus, die Dollarschwäche zu beenden. Nach dem G7-Treffen Anfang Februar könnte der Dollar ähnlich wie nach dem Treffen der sieben wichtigsten Industrieländer Mitte September 2003 wieder unter Druck geraten. "Beim Euro sind dann Kurse im Bereich zwischen 1,30 und 1,35 Dollar möglich", schreibt die US-Bank Morgan Stanley.
Im Wochenverlauf verlor der Euro rund vier US-Cent. Nach einem neuem Höchststand von 1,2897 Dollar zu Beginn der Woche fiel der Euro am Freitag erstmals in diesem Jahr unter 1,25 Dollar. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte am Montag die Kurs-Korrektur eingeläutet, als er eine zu "scharfe Dollarabwertung" unter den Währungshütern als weder willkommen noch angebracht bezeichnete.
ZEICHEN STEHEN AUF INTERVENTIONSALARM
Seitdem stehen die Zeichen am Markt aus Sicht der britischen Bank HBOS auf "Interventionsalarm". Der Chef der Deutschen Bundesbank Ernst Welteke sowie der französische Notenbankchef Christian Noyer deuteten im Wochenverlauf ebenfalls eine Änderung der bisherigen eher gelassenen EZB-Haltung an. Noyer nannte dabei sogar erstmals Interventionen als eine mögliche Option. Am Freitag legte der EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing nach. Er sei über den Einfluss eines starken Euro "beunruhigt". Nach den Worten Issings rutschte der Euro bis auf 1,2473 Dollar ab.
"Issing hat das wiederholt, was Trichet zu Beginn der Woche gesagt hatte", sagte Commerzbank-Devisenexperte Carsten Fritsch. Das verstärkte neben einer neu aufgekommenen Spekulation über eine mögliche Zinssenkung der EZB den Druck auf den Euro. Er sieht in den kommenden Handelstagen einen weiter schwachen Euro. "Die nächste wichtige Marke liegt bei 1,24 Dollar", sagte er. "Die Verbalinterventionen der Währungshüter sind wegen des rasanten Anstiegs des Euro zuvor auf ein extrem günstiges Umfeld gestoßen."
GRUNDSÄTZLICHE STIMMUNG GEGEN DOLLAR NICHT BEENDET
Nach Einschätzung von Morgan Stanley könnten die verbalen Versuche, den Euro zu schwächen, die grundsätzliche Stimmung gegen den Dollar nicht beenden. Die Experten der US-Bank gehen davon aus, dass die EZB erst interveniert, wenn der Euro auf 1,30 bis 1,35 Dollar steigt. Die Deutsche Bank rechnet dagegen nicht mit Stützungskäufen von europäischer Seite: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB am Devisenmarkt interveniert, ist relativ gering", heißt es in einer Studie.
Die Experten der größten deutschen Bank hoben unterdessen erneut ihre Prognose für den Eurokurs an. In sechs Monaten rechnen sie jetzt mit einem Euro-Kurs von 1,30 (zuvor 1,28) Dollar. Ihre Prognose für den Zwölf-Monatszeitraum erhöhten sie von 1,30 auf 1,35 Dollar noch deutlicher./zb/jha/she
--- Von Bernd Zeberl, dpa-AFX --- .
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