Die Diskussionsrunde oder auch Generaldebatte oder Fragerunde genannt, ist eigentlich das Spannendste der meisten Hauptversammlungen, weil dort in der Regel versucht wird mehr Informationen aus den Vorständen und Aufsichtsräten herauszukitzeln, als diese bei ihren Präsentationen und Berichten preisgeben. Für mich persönlich werden da erfahrungsgemäß alle Fragen die ich stellen würde, beantwortet. Meistens sind auch Antworten auf Fragen dabei, die in den Diskussionsforen ungeklärt geblieben sind.
Die Qualität und Quantität der Redebeiträge hat dabei natürlich einen erheblichen Einfluss auf den Unterhaltungswert und Informationsgehalt der Show.
Es wurden von der HV Leiterin 4 Redebeiträge angekündigt. - der SDK Vertreter Petzelberger mit einer frei gehaltenen Rede. Sauber und verständlich formuliert hat er seine ca. 8 Anliegen auf den Punkt gebracht. - unser Forumskollege KaufeAktien hatte auch ein paar wenige Fragen an den Vorstand. - der DSW Vertreter Lutzke mit einem aufgeklappten Notebook am Rednerpult hat sich auf das reine Ablesen seiner weniger als 10 Fragen beschränkt. - dann der seit letztem Jahr auch hier bekannte Wikifoliotrader Junolyst. Der hat seine weit mehr als 40 Fragen schon vorher bei Norcom abgegeben, damit sie für die Beantwortung genügend Zeit haben. Die durchnummerierten Fragen hat er dann abgelesen und bei den meisten noch eine adhoc formulierte Erläuterung dazugegeben. Als er durch war, hat sich die Zuhörerschaft etwa halbiert.
- mittlerweile hat sich noch der Aktionär Burdajewicz zu Wort gemeldet. Der konnte anscheinend seine Schlappe vom letzten Jahr nicht verwinden. Tatsächlich hat er versucht gegen die Umwandlung und andere HV Beschlüsse vom letzten Jahr zu klagen oder anzufechten, allerdings erfolglos, da sämtliche Beschlüsse auch letztes Jahr vom Notar bezüglich ihrer Rechtmäßigkeit überwacht wurden. Dieses Mal hat er versucht, dem Notar der HV 2 Schriftstücke zu überreichen, damit dieser sie zu Protokoll nimmt. Der Notar erklärte ihm dann, daß seine Aufgabe die Überwachung der Rechtmäßigkeit der HV sei und er nicht verpflichtet sei irgendwelche Schriftstücke zu Protokoll zu nehmen. Die Einwände und Fragen von Burdajewicz an die Vorstände waren etwas wirr und unsortiert.
Nachdem keine Redebeiträge mehr gemeldet waren, gab es eine Pause, in der AR, Vorstände und Rechtsanwälte im Backoffice die Stellungnahmen und Beantwortung der Fragen vorbereiteten.
Nach der Beantwortung meldeten sich der Wikifoliotrader und Burdajewicz noch einmal zu Wort. Ihre Fragen seien nicht zur Zufriedenheit beantwortet. Das zog sich dann ziemlich in die Länge und immer mehr Teilnehmer verließen den Saal.
Nach einer weiteren Pause zur Beratung im Backoffice wurden die letzten Antworten von einem Zettel abgelesen. Die meisten davon drehten sich um Fragen von Junolyst, der zu dem Zeitpunkt schon gegangen war. Viele Fragen bezogen sich auf Geschäftsdetails deren Offenlegung für Norcom Nachteile bringen würde und die Antwort wurde mit Hinweis auf den entsprechenden Paragraphen verweigert.
Dieses Procedere muß solange durchgeführt werden bis kein Aktionär noch offene Fragen hat, damit die Hauptversammlung nicht anfechtbar wird.
Die Abstimmungspräsenz wurde mit 39,03% der Stimmrechte angegeben. Die Absoluten Zahlen schreibe ich nicht mit, also weiß ich nicht ob die gegangenen Aktionäre ihre Stimmrechte übertragen haben oder deren Anzahl bei Nichtübertragung nur an der zweiten Stelle hinter dem Komma nichts mehr geändert haben. Ist meines Erachtens auch nicht so wichtig, denn die anwesenden Aktionäre samt Briefwahlstimmen machten weniger als 3% der Gesamtstimmrechte aus.
Bei der Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse waren außer der Norcom Belegschaft noch 7 Personen anwesend. Feierabend war dann kurz vor sieben Uhr.
Zum Inhaltlichen: Ich gebe hier nur stichpunktartig die Aussagen und Antworten wieder die ich mitbekommen habe. Außerdem habe ich sie thematisch ein wenig sortiert. Sollte ich etwas ausgelassen oder falsch verstanden haben, bitte ich die anderen HV Teilnehmer mich zu berichtigen.
Seit der Umwandlung in eine GmbH & Co. KGaA gab es noch keine Übernahmeanfragen.
Die Umwandlungskosten betrugen 90.000 €
Keiner der befürchteten Nachteile einer KGaA ist bisher eingetreten.
Auch in der neuen Rechtsform hat der Aufsichtsrat die Pflicht, die Geschäftsführung zu überwachen.
Das Darlehen über zweieinhalb Millionen € hat man bei der Commerzbank aufgenommen. Der Zinssatz beträgt 1,5%. Es soll bis in 5 Jahren zurückgezahlt werden.
Es wird auch in naher Zukunft keine Gewinnbeteiligung für die Aktionäre geben. Die Investitionen sind im Moment wichtiger.
Eine 2-stellige EBIT Marge ist möglich, bei der derzeitigen Situation ist es aber unmöglich eine Prognose abzugeben, ab wann.
Auch Umsatzprognosen können im Moment nicht zuverlässig gemacht werden.
Die gesunkenen Mitarbeiterzahlen von 2017 auf 2018 war auf Fluktuation begründet. Man will die Mitarbeiter aber wieder aufstocken. Geplant sind 2018=70, 2019=90 und 2020=110 MA.
Die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien ist nur eine Verlängerung. Im Augenblick gibt es keine konkreten Pläne zur Verwendung der erworbenen Aktien.
Die Sparmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit hatte gravierenden Einfluß auf das Ergebnis 2018. Die Verträge werden auf 3-Jahresbasis abgeschlossen.
Die Bundesanstalt für Arbeit ist zur Zeit der größte Einzelkunde.
Mit der EAGLE Software hat man zur Zeit nur einen Kunden.
Mit der KPMG (Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit über 10.000 Mitarbeitern) gibt es Gespräche über die Verwendung der EAGLE Softeware.
Frage nach einem früher erwähnten 4-Jahrespelan: Daraus gibt es keine konkreten Zahlen, da man sehr in Abhängigkeit von der Automobilindustrie steht.
Es gab bisher noch keine Gespräche mit einem strategischen Investor.
Der gemeldete Auftrag von Audi über 1 Mio. € ist ein Budget zur Weiterentwicklung der installierten Software.
Mit Audi wurde nach einer Abschätzung der zu verarbeitenden Datenmengen eine Art Flatrate in Form einer jährlichen Miete der Software für die nächsten 3 Jahre ausgehandelt. Die Zahlen werden nicht öffentlich gemacht, da man im Wettbewerb steht.
Im VW Konzern ist eine datenabhängige Bezahlung geplant.
Für den Rollout bei der VW Marke und bei Porsche wird gerade über die Lizenzgebühren verhandelt.
Die Kontakte des AR Dr. Michael Krämer zur Autoindustrie und die Kenntnisse der Konzernstruktur von Daimler haben Norcom bei den Gesprächen mit der Automobilindustrie schon massiv unterstützt. Es gibt aber keine Namensliste.
Die Aussage: nur mit Daimler könnte Norcom 10 mal so groß werden, ist eine Prognose die von Daimler abhängt, aber das Potenzial ist da.
Wir kennen jetzt den Grund für die Verzögerungen bei Daimler. Das waren keine Sparmaßnahmen, sondern die Umstellung auf Microsoft-Cloud und die Entwicklung der eXtollo Plattform, was ungefähr ein Jahr gedauert hat. Und darauf wird die cloudfähige Version von DaSense aufgesetzt.
Die Partnerschaft mit Microsoft hat keine Exklusivität.
Wenn bei Microsoft über Automotive gesprochen wird, wird über Deutschland gesprochen.
Microsoft ist auf jeden Fall Partner, solange Daimler Kunde bei Norcom ist
Die Umsätze aus Big Data Lösungen kommen zu 80% aus der Automobilindustrie.
Es gibt Gespräche mit ca. 20 Partnern.
Apps werden nach Kundenwünschen von Norcom entwickelt.
Kundenbeziehungen werden erhalten, bisher ging Norcom noch kein Kunde verloren.
Die meisten der reduzierten Kundenaufträge sind nur verschoben, nicht gecancelt.
Die neue Telekommunikationstechnik 5G wird letztlich auch Auswirkungen auf das Geschäft der NorCom haben, z.B. über 'Connected Cars'. Man rechnet damit ab den nächsten 2 – 4 Jahren.
Bei AMG gibt es nur eine lokale Installation von DaSense.
Neue Produkte: Kunde interessieren sich für das andere Produkt von Norcom. Man entwickelt auf Basis der Kundenwünsche ein neues Produkt.
Mit AVL zusammen gibt es eine Idee für ein neues Produkt.
Nach dem privaten Aktienbesitz gefragt antwortete Dr. Krämer (kein Aktienbesitz), damit er konfliktfrei agieren kann, und Dr. Liebl (250 Aktien), das sei seine Privatsache.
Dann wurde noch über verschiedene Gesprächsstrategien berichtet:
Bei AVL wurde zuerst mit Anwälten lange über Patente, Lizenzen usw. verhandelt. Das Gespräch mit dem Management danach war sehr kurz: O.K., wir machen das.
Bei FEV wurde man sich zuerst mit dem Management über die Partnerschaft einig. Danach ging aber das endlose Verhandeln über Patente und Lizenzen mit den Anwälten los.
Mein Fazit:
Die sitzen nicht bloß rum und freuen sich daß sie eine tolle Software gebaut haben. Nein, da muß ständig weiterentwickelt, verbessert und auf Kundenwünsche eingegangen werden. Man ist an neuen Kundenbeziehungen und Partnerschaften dran.
Das Potenzial ist immens, eine Menge Verträge sind schon abgeschlossen. Man kann sich aber nicht sicher sein daß das im H2 schon spürbare Auswirkungen hat. Wenn ja, ...schön. Wenn die Umsätze aber erst einmal sprudeln,kann es sein daß wir uns anschnallen müssen um die Beschleunigung auszuhalten.
|