Die Geschäftsführer im Interview Die Geschäftsführer Viggo Nordbakk und Dr. Tobias Abthoff geben Einblicke in die Geschäftsentwicklung der NorCom im ersten Halbjahr, erläutern Strategie sowie Ziele für die nächsten beiden Quartale.
Wie bewerten Sie das erste Halbjahr 2019? Welche Entwicklungen sehen Sie positiv, wo gibt es Verbesserungspotenzial?
„Das erste Halbjahr 2019 schreibt die Entwicklung, die wir bereits im letzten Jahr sahen, fort: Auf der einen Seite haben wir im Bereich Enterprise Collaboration das sehr erfolgreiche EAGLE-Projekt, das von unserem stabilen Kernteam intensiv bearbeitet wird und das wir kurzfristig sogar weiter ausbauen konnten. Auf der anderen Seite schwächelt das Geschäft rund um DaSense durch den Fokus auf den Automobilbereich. Die Branche kämpft derzeit mit unterschiedlichen Heraus-forderungen, die sich negativ auf Projekte und Budgets auswirken. Alles in allem halten wir unser Business auf einem stabilen Niveau – aber das Wachstumspotential, das in uns und unseren Produkten steckt, konnten wir noch nicht in messbaren Geschäftserfolg überführen.“
Wie blicken Sie vor diesem Hintergrund in die Zukunft? Wann rechnen Sie mit einem Wachstumssprung?
„Wir sind sicher, dass ein Wachstumssprung in greifbarer Nähe ist. Eine genaue Prognose können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht treffen. Wichtig ist, dass wir vorbereitet sind. Zwei Dinge sind hier zentral. Erstens: Die Softwarelösungen auf dem aktuellsten Stand zu halten, um bei der Projektvergabe ein schlagendes Argument für uns zu haben. Zweitens: Möglichst breit nach Absatzmöglichkeiten zu suchen und das weltweite Potential unseres Marktes auszunutzen.“ Können Sie erläutern, welche Maßnahmen Sie in diesen Bereichen ergriffen haben? „Um die absolute Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte zu erhalten, investieren wir in die Eigenentwicklung und gehen in Vorleistung, wenn wir frühzeitig sich ändernde Marktanforderungen identifizieren. Ein erfolgreiches Beispiel ist hier die Integration von DaSense mit Microsoft Azure Databricks. Als einer der Ersten bieten wir eine cloudfähige Big Data Analysesoftware auf aktuellster Cloud-Technologie. Neben der Qualität unserer Lösung war auch dieser Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern ein maßgeblicher Grund für die Entscheidung von Daimler, DaSense in seiner Cloudumgebung zu installieren.
Unseren Vertrieb wollen wir über Partner organisieren und ausbauen. NorCom ist ein kleines, spezialisiertes Technologie-unternehmen, dessen Stärke im Identifizieren und der Umsetzung von technologischen Trends liegt. Im Vertrieb und Marketing jedoch steht bei uns eine Lücke offen, die wir mit kompetenten Partnern an unserer Seite füllen können.“
Sie konnten ja bereits Partnerschaften schließen. Wie ist hier der Stand, gibt es Erfolge?
„Verträge zur strategischen und technischen Zusammenarbeit gibt es mit AVL und FEV. Bei beiden Unternehmen wird DaSense in eigene Produktlösungen integriert und von der Salesmannschaft der Partnerunternehmen weltweit vermarktet. Üblicherweise starten wir die Partnerschaft mit einem Strategiemeeting, daraus folgend der Erstellung von Marketingmaterial und der Schulung des Salesteams. AVL wickelt bereits das erste Projekt bei ALP.Lab komplett für uns ab. Das Strategiemeeting mit FEV ist im Herbst geplant.“
Welche weiteren Themen stehen 2019 auf Ihrer Agenda?
„Ein Meilenstein steht im EAGLE-Projekt an: Ende des Jahres erfolgt der Go-Live der nächsten Ausbaustufe, nach der EAGLE von bis zu 25.000 Audi-Mitarbeitern des Bereichs „Technische Entwicklung“ genutzt werden wird. Mittelfristig soll EAGLE eine zentrale Rolle in der Systemlandschaft des VW-Konzerns spielen. Beim Kunden Daimler sollen Projekte mit der Cloud-Version von DaSense bis Ende 2019 starten. Auch die Detroit Diesel Corporation, die bereits zu Testzwecken mit einer DaSense-Installation arbeitet, wird an die Cloud angeschlossen. Weiter soll der Vertrieb über Partner ausgebaut werden. Um mehr Unabhängigkeit von der Automobilbranche zu erlangen, sollen – neben Partnern aus der Automobilindustrie – auch branchenübergreifend Partner für den Vertrieb der NorCom Produkte gefunden werden. Erste Gespräche fanden hier bereits sowohl für EAGLE als auch DaSense mit KPMG, Sopra Steria Consulting und Microsoft statt.“
Am 12. August veröffentlichte NorCom zwei Ad-Hoc-Meldungen: Zum einen plant die Aufsichtsratsvorsitzende Liliana Nordbakk ihr Amt niederzulegen. Zum anderen fällte das Landgericht München ein Urteil zu Gunsten von NorCom. Könnten Sie uns einen Ausblick geben, mit welchen künftigen Entwicklungen in diesen beiden Angelegenheiten zu rechnen ist?
„Liliana Nordbakk kam 2014 als Interims-Vorstand ins Unternehmen zurück, um das Team bei der damaligen Restrukturierung zu unterstützen. Im Anschluss wechselte sie in den Aufsichtsrat. Nachdem der Turnaround der NorCom erfolgreich abgeschlossen ist und das Geschäft seit längerem auf stabilem Fundament steht, widmet sich Frau Nordbakk nun neuen Herausforderungen. Wir danken ihr für ihr Engagement! Sie bleibt NorCom weiterhin eng verbunden und steht bei Bedarf jederzeit als Beraterin zur Verfügung. Derzeit evaluieren wir mögliche Nachfolger und werden dem Registergericht zeitnah einen Kandidaten vorschlagen.
Der Urteilsspruch im Rechtsstreit mit dem BMVBS bedeutet für uns einen Sieg auf ganzer Linie – jedoch bleibt noch die Widerspruchsfrist von sechs Monaten abzuwarten. Sollte kein Widerspruch erfolgen, können wir die dafür gebildete Rückstellung auflösen. Weiter können wir dann unsere Forderung i. H. v. etwa 1,4 Mio. nebst 5 % p.a. (ab Rechtshängigkeit 2013) in Rechnung stellen.“ Was möchten Sie Ihren Aktionären für das zweite Halbjahr mit auf den Weg geben? „Wir danken unseren Aktionären für das entgegengebrachte Vertrauen und auch für die Geduld, die in unserem Geschäftsfeld bisweilen erforderlich ist. Gemeinsam blicken wir einem spannenden zweiten Halbjahr 2019 entgegen und freuen uns, wenn Sie uns auf diesem Weg begleiten wollen.“
München im August 2019
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