da hat hier niemand aufgeheult! ------------------------- Mord an Berliner Polizisten aufgeklärt Einsatzkommando nimmt mutmaßlichen Mörder und einen Komplizen fest - Der 39jährige Mehmet E. gesteht die Tat
Berlin - Der Mord an dem Berliner Polizisten Uwe Lieschied ist aufgeklärt. Gut eine Woche nach den tödlichen Schüssen im Problembezirk Berlin-Neukölln nahm die Polizei in der Nacht zum Samstag zwei türkischstämmige Männer im Alter von 39 und 30 Jahren fest. Wie Polizeipräsident Dieter Glietsch mitteilte, hat der Ältere, Mehmet E., die Tat gestanden. Die beiden arbeitslosen Männer aus Neukölln sind der Polizei bereits durch frühere Gewaltstraftaten bekannt. Gegen die Männer wurde noch am Samstag Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes und Mordes erlassen. Der Haupttäter wurde durch DNA-Spuren und Zeugenaussagen überführt.
Obwohl eine Belohnung von insgesamt 30 000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt war, sah der mutmaßliche Mörder Mehmet E. offenbar keinen Grund, die Stadt zu verlassen. Allerdings versuchte er, sich der Tatwaffe zu entledigen. Er vergrub sie in der Nähe des Wannsees. Nach seinem Geständnis führte er die Ermittler zum Versteck der Waffe. Aus ihr soll er auch geschossen haben, als er im Februar einen Raubüberfall auf einen Gemüsehändler verübte. Die Spuren, die E. dabei zurückließ, trugen dazu bei, ihn zu überführen. Fast zwei Dutzend SEK-Beamte nahmen zusammen mit Mehmet E. auch Yusuf K. (30) fest, der E.s Komplize gewesen sein soll. Beide hatten vor den tödlichen Schüssen einen Handtaschenraub verübt und wurden auf der Flucht von Uwe Lieschied angesprochen. Mit "grimmiger Befriedigung", wie es ein Beamter formulierte, nahmen Berlins Polizisten die Festnahme auf. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte erleichtert: "Es ist eine gute Nachricht für alle, die um das Opfer trauern." Die Tat hatte in der Hauptstadt große Trauer und Bestürzung hervorgerufen. Der 42 Jahre alte Polizeihauptkommissar Lieschied war am 17. März niedergeschossen worden. Der mutmaßliche Täter hatte sofort mehrere Schüsse abgefeuert, als der Zivilbeamte mit zwei Kollegen ihn und einen Komplizen nahe dem Park Hasenheide - einem berüchtigten Drogenumschlagplatz - kontrollieren wollte. Lieschied war seit 1982 Polizist und seit 1992 im Streifendienst in Neukölln.
Die beiden Festgenommenen waren bereits Mitte vergangener Woche in das Visier der Ermittler geraten. In der Nacht zu Samstag griffen Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) dann kurz nach Mitternacht zu: Sie nahmen die beiden Tatverdächtigen in einem Auto in der Schulstraße im Bezirk Wedding fest. Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge sagte, angesichts der überwältigenden Beweise könne sicher bald Anklage erhoben werden. Er hoffe, daß die Männer binnen drei Monaten vor Gericht stehen.
Neukölln mit seinem hohen Ausländeranteil, seiner Arbeitslosigkeit und Gewalt gilt bundesweit als Beispiel für Probleme bei der Ausländerintegration. In einzelnen Gegenden erreicht der Anteil der Arbeitslosen knapp 40 Prozent, unter den Ausländern ist oft jeder zweite ohne Job. Am Samstag folgten hier rund 200 Menschen einem Aufruf arabischer Vereine zum Trauermarsch für den toten Polizisten.
Lieschied war durch die Schüsse am Kopf getroffen worden, ein Projektil drang in seine Schläfe. Er lag mehr als drei Tage im Koma und rang mit dem Tod. Der am vergangenen Dienstag gestorbene Polizist hinterläßt eine Frau und zwei Söhne im Alter von 16 und 18 Jahren.
Wer die Familie von Uwe Lieschied finanziell unterstützen will, kann das mit einer Spende unter dem Kennwort "Polizist" auf das Konto vom "Berliner helfen e.V." tun: Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Spendenkonto 55 tun DW
Artikel erschienen am Mo, 27. März 2006
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