Selbstverständlich profitiert im Kapitalismus die ganz überwiegende Zahl der Kapitalisten. Das ist das Wesen des Kapitalismus. Wenn es anders wäre, würde der Kapitalismus nicht funktionieren.
Du hast ein begrenztes Gut (Aktien, Immobilien, Bitcoin oder was auch immer), das auch andere haben wollen, und dadurch steigt der Preis. Alle Eigentümer des Gutes profitieren davon und das geht (theoretisch unbegrenzt) immer so weiter, solange das Gut begrenzt und begehrt ist.
Das Problem ist, irgendwann ist jedes Gut nicht mehr gefragt, Unternehmen gehen pleite, Immobilien verfallen, der Bitcoin wird verboten etc. Entscheidend ist daher, zum richtigen Zeitpunkt abzuspringen, und nicht der letzte Dumme zu sein, der am Ende tatsächlich verliert.
Glücklicherweise ist es, wenn man sich nicht gänzlich dumm anstellt, relativ einfach als Kapitalist nicht zu den Verlierern zu gehören. Man darf halt nur nicht „blind“ alles kaufen, sondern muss die Augen offenhalten und „traden, was man sieht“. – Dann gehört man leicht zu den 90 % der Kapitalisten, die gewinnen.
Das entscheidende Objekt, auf die du aktuell achten musst, sind die Zinsen. Denn wie Karl Marx im „Kapital“ sehr treffend zitiert: „‘Kapital‘, sagt der Quarterly Reviewer, ‚flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur‘. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor der Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird das Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“
Wenn – wie aktuell in Europa – die Inflationsrate steigt und die Zinsen niedriger bleiben als die Inflationsrate, flieht das Kapital aufgrund seines „Horrors vor der Abwesenheit von Profit“ in andere Anlageformen (Aktien, Bitcoin, Immobilien, Rohstoffe etc.). Aktuell kann man – je nach Geldvermögen, Neigung und Risikobereitschaft – in alles investieren und wird gewinnen.
In dem Moment jedoch, in dem die Zinsen wieder in die Nähe der Inflationsrate kommen, muss man aus diesen Anlageformen rausgehen und in Zinspapiere umschichten. Man braucht hier auch keine Angst zu haben, den Zeitpunkt des Ausstiegs zu verpassen. Zinsen springen nicht über Nacht um 2 Prozentpunkte, sondern steigen langsam um Zehntelprozentpunkte – und in Europa wird das (so meine Einschätzung) zumindest in den nächsten 2-3 Jahren nicht passieren.
Also, Max, steig beruhigt „long“ ein und gehöre zu den 90 % Gewinnern.
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