Was passiert nun rund um den BVB?
Nach der Rettung ist vor der Lizenz
Von Marcus Bark
Wenn Reinhard Rauball seine Drohung wahr gemacht hat, wird er am Dienstag (15.03.05) reichlich verkatert aufgewacht sein. "Wir mischen alles", kündigte der Präsident von Borussia Dortmund auf die Frage an, ob mit Rotwein oder Bier gefeiert werde.
| | Reinhard Rauball hat jede Menge Arbeit vor und hinter sich.
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| Das marode Fußball-Unternehmen ist nach dem positiven Votum der Molsiris-Fondszeichner vorerst gerettet. Wie geht es aber nun weiter mit dem BVB?Was passiert mit der Lizenz?
Noch am Montag (14.03.05) fuhr ein Bote nach Frankfurt, um bei der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL) die Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren einzureichen. Entscheidend wird für den BVB sein, Liquidität nachzuweisen. Da von den Gläubigern erhebliche Zahlungen bis Mitte 2005 gestundet wurden, sieht der Verein gute Chancen, die Lizenz zu erhalten. Eine Entscheidung wird im Mai erwartet. Was passiert mit der Mannschaft?
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kündigte während der Versammlung an, dass im Sommer "ein bis zwei Spieler" verkauft würden. Davon erwartet sich der BVB zehn bis 15 Millionen Euro Erlöse. Jan Koller, Dede und Christoph Metzelder gehörten nicht zu den Verkaufskandidaten. Bliebe nur Tomas Rosicky, mit dem Ablösesummen in einer solchen Größenordnung - wenn überhaupt - erzielt werden können.
Der Tscheche spielt eine schwache Saison und ist häufig verletzt. Klar ist, dass der Kader ausgedünnt wird. Die Gehälter sollen unter 30 Millionen Euro, in der Saison 2006/07 gar nur noch 24 Millionen Euro betragen. Zu Spitzenzeiten waren es knapp 68 Millionen. Was passiert mit Michael Meier?
Der Geschäftsführer und Manager blieb der Versammlung in Düsseldorf, vermutlich auf Druck des Vereins, fern. Michael Meier und sein inzwischen zurückgetretener Kompagnon Gerd Niebaum gelten als die Hauptschuldigen für die finanzielle Misere. Das Vertrauen in den Manager ist auf allen Ebenen erschüttert. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass sein Geschäftsführer-Vertrag, der am 30. Juni 2005 ausläuft, nicht verlängert wird. Was passiert bei der Sanierung?
Die Zustimmung der Molsiris-Anleger über die Freigabe des Bardepots erfolgte unter Bedingungen. So müssen alle Gläubiger dem Konzept zustimmen. Sanierer Jochen Rölfs sagte am Montag (14.03.05), dass die Unterschrift eines Gläubigers ("Hier geht es um etwa fünf Millionen Euro.") noch ausstehe. Es gebe jedoch eine mündliche Zusage.
Die gibt es auch von zwei weiteren Investoren, die 10,3 Millionen Euro für zwingend notwendige Investitionen in Stadion und Trainingsgelände angekündigt hat. Einer von ihnen will das Trainingsgelände bauen, der BVB solle es dann mieten, heißt es aus Insiderkreisen. Eine kleine Hürde muss der BVB am Donnerstag (17.03.05) überspringen. Dann entscheidet der Rat der Stadt Dortmund, ob dem Verein Gewerbesteuerzahlungen in Höhe von fünf Millionen Euro gestundet werden. Was passiert auf den juristischen Schauplätzen?
Die Staatsanwaltschalt hat Ermittlungen gegen Niebaum und Meier wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug aufgenommen. Ob es zu einem Verfahren kommt, ist ungewiss. Die CommerzLeasing, eine Tochter der Commerzbank, die den Stadionfonds aufgelegt hat, wird sich vermutlich künftig ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt sehen. Rechtsanwalt Stefan ten Doornkaat, der Vertreter der Kleinanleger, sagte nach Ende der Versammlung zu sport.ARD.de, dass er die CommerzLeasing in Prospekthaftung nehmen wolle.
Im Prospekt von April 2003, der den "CFB-Fonds 144 Westfalenstadion" anpreist, ist zu lesen, dass Borussia Dortmund über eine "hohe Liquidität" verfüge. Schon im Herbst 2003 sei während einer Molsiris-Anlegerversammlung jedoch bekannt geworden, dass es Zahlungsschwierigkeiten gebe. Sanierer Rölfs gab zu: "Die Finanzstruktur des BVB ist seit langem unsolide gewesen."
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