Das Beben in Südostasien begann um 1.59 Uhr mitteleuropäischer Zeit - die deutschen Fernsehsender ließen es jedoch erst ab 11.30 Uhr wackeln. Vor allem ARD und ZDF sollen die Lust der Deutschen am Untergang unterschätzt haben. BBC, NBC und CNN hätten viel eher begriffen, was in dem Seebeben steckte.
Erschöpft von "Friede, Freude, Hinterseer" gaben sich die Fernsehzuschauer nicht mehr mit der Katastrophe "Kevin allein zu Haus" zufrieden, sondern wollten an der Faszination des Grauens teilhaben, - Endlosschleifen bitte wie damals am Ground Zero.
So kam die «Süddeutsche Zeitung» auf die Idee, deutsche Sender zu kritisieren, sie seien zu spät und in zunächst zu geringem Umfang auf die Katastrophe eingegangen.
Wer eine Reise macht, kann was erleben! Wer Wiener Schnitzel und Würstel in Thailand erwartet, wurde bisher ebenso befriedigt wie der Taucher, der sich mit dem Tauchgang auf den Malediven sein Weißbier verdiente. Die Welle brachte alles durcheinander. Plötzlich hatten die Aborigines nicht mehr Zeit, sich um unsere rüstigen Rentner zu kümmern. Die sehnten sich urplötzlich - powered by emotions - in die Kälte zurück, der sie eigentlich entfliehen wollten. Vor allem vermissten sie deutsches Organsisationstalent, - THW, Rotes Kreuz und Johanniter. Statt sich um ihre Tickets und Blessuren zu kümmern, suchten die Einheimischen erst einmal ihre Angehörigen.
Wer die Katastrophe überlebt hatte und ziellos umherirrte, hatte dennoch die große Chance, zum Fernsehstar zu werden. Grundvoraussetzung: Brüchige Stimme, - fähig zum Weinen und erste Vorwürfe äußern.
Summa Summarum. Die deutsche Katastrophenberichterstattung war nicht katastrophal, weil sie zu spät einsetzte, sondern, weil sie überhaupt begann. Im Zuge der Globalisierung der Katastrophen hätte man lieber bei den 1000 Quadratmeter Südsee in Brand bei Berlin in der Ex-CargoLifter-Halle vorbeischauen können. Die 8.000 Gäste, die Tropical Island zum Überleben täglich braucht, könnte man mit denen erreichen, die zwar Lust auf Südsee, aber keinen Bock auf Abenteuer haben.
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