Xiaomi-Aktie: Lohnt sich der Einstieg beim Apple-Verfolger?
Von Kristina Wasser 23.09.2020, 21:00 Uhr
Xiaomi ist angetreten, coole Technik mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis unter die Weltbevölkerung zu bringen. Starke Zahlen belohnen die Strategie des chinesischen Herstellers von Smartphones und Smart-Home-Lösungen. Lohnt sich jetzt der Einstieg in die Xiaomi-Aktie?

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Xiaomi-Aktie: Starke Zahlen und preisgünstige Smartphones machen Xiaomi zum ernstzunehmenden Verfolger von Apple und Samsung.
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Die Kursentwicklung des chinesischen Elektronikherstellers Xiaomi (ausgesprochen: Schaumie) weckt bei Anlegern Fantasien. Starke Zahlen im zweiten Quartal und ein Nettogewinnplus von knapp 130 Prozent haben die Aktie in den vergangenen Wochen auf das Allzeithoch (1. September 2020) von 2,94 Euro springen lassen. Über das vergangene Jahr konnten Anleger einen Gewinn pro Aktie von rund 130 Prozent verbuchen.
Treiber sind vor allem die Smartphone-Verkaufszahlen. Im ersten Quartal fand sich Xiaomi gleich zwei Mal in den Top 5 der weltweit meistverkauften Smartphones wieder: Mit dem Redmi Note 8 und Redmi Note 8 Pro landete man zwar hinter dem Top-Platzierten Apple iPhone 11 und dem Samsung Galaxy A51 aber vor dem iPhone XR. Das Geheimnis des Erfolgs liegt aber wohl eher in der Diversifizierung des Geschäfts-Ökosystem, das neben Smartphones und diverser Unterhaltungselektronik auch Smart-Home-Lösungen, ein Betriebssystem (MIUI) und Elektroroller umfasst. Oder gar eine smarte Toilette.
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Wer steckt hinter dem chinesischen Tech-Konzern?
Der Kopf hinter Xiaomi ist der chinesische Unternehmer Lei Jun (51). Mit einem geschätzten Vermögen von 20,7 Milliarden US-Dollar belegt er auf der Forbes-Liste Platz 147. Jun studierte Informatik und stieg anschließend beim Softwareunternehmen Kingsoft vom Ingenieur zum Geschäftsführer auf. Währenddessen verkaufte er seinen im Jahr 2000 gegründeten Online-Buchladen Joyo.com für 75 Millionen US-Dollar an Amazon. 2010 gründete Jun, der auch politisch aktiv ist, Xiaomi und brachte das Unternehmen acht Jahre später an die Börse. Der Name bedeutet übrigens so viel wie kleines Reiskorn oder Hirse.
Neben Lei Jun gibt es noch sechs weitere Co-Gründer, darunter auch zwei Manager von Google China und Guangping Zhou, ehemaliger Hardware-Chef von Motorola. Zhou leitet das Mi-Phone-Team, das 2011 seinen ersten Coup landete. Das Mi 1 rückte als günstiges High-End-Smartphone in den Blickpunkt der Mobilfunk-Branche.
Im Laufe der Jahre hat Xiaomi rund 3,5 Milliarden US-Dollar von Investoren eingesammelt. Weitere 4,7 Milliarden US-Dollar brachte der Börsengang im Mai 2018 ein. Mehr als 18.000 Beschäftigte arbeiten mittlerweile für das Unternehmen, das weltweit expandiert. Am 23. Juli 2020 wurde ein Mi-Store in Düsseldorf eröffnet.
Wie sieht die Zukunft von Xiaomi aus?
Die eigenen Leitprinzipien sind für Xiaomi kein leeres Versprechen. Vor allem der Anspruch an Innovation und coole Produkte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wird kontinuierlich gelebt. Gerade erst hat Xiaomi mit dem Poco X3 erneut ein starkes Android-Smartphone mit einem riesigen Akku und einer umfassenden Foto-Ausstattung für rund 200 Euro vorgestellt.
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Wie auch Apple, Samsung und Huawei kann Xiaomi auf selbstentwickelte Mobilfunkprozessoren zurückgreifen. Außerdem verfügt man mit MIUI über ein – zwar an Android angelehntes – aber eigenes mobiles Betriebssystem. Das ist insofern interessant, als Xiaomi auf diese Weise in China blockierte Google-Dienste aus dem System entfernt und durch eigene Dienste ersetzt hat, darunter einen eigenen Cloud-Dienst und eine Bezahllösung. Dieses Vorgehen sichert Xiaomi Gewinne in China und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber reinen Android-Systemen.
Xiaomi kann als Profiteur des Handelskrieges zwischen den USA und China hervorgehen. Wegen der verstärkten Handelsrestriktionen seitens der USA stellen Samsung, SK Hynix und LG die Handelsbeziehungen zu Huawei ein. Damit bekommt die aktuelle Nummer drei der Smartphone-Hersteller nach Apple und Samsung ein Problem bei der Anlieferung von Chips und Display-Panels. Xiaomi kann dagegen auf Lieferketten und Zulieferer in Asien setzen, unter anderem kommen die Chips der Redmi-Modelle vom taiwanesischen Hersteller Mediatek.
Gleichzeitig fällt es US-Unternehmen zunehmend schwerer, ihre Produkte auf dem Wachstumsmarkt China zu platzieren. Hier kann Xiaomi noch kräftig wachsen. Von 2015 bis 2019 legte Xiaomi beim weltweiten Umsatz um 183,2 Prozent zu. Zum Vergleich: Apple liegt im gleichen Zeitraum bei 12,4 Prozent. Auch in den anderen Segmenten legte Xiaomi im zweiten Quartal – trotz Corona – zu: Im Bereich Internet of Things stieg die Zahl der vernetzten Geräte auf 271 Millionen – plus 38,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; Umsatz: plus 2,1 Prozent. Der Umsatz mit Internet-Services stieg um 29 Prozent.
Auch in Europa konnte Xiaomi mächtig wachsen: 64,9 Prozent mehr verkaufte Smartphones als im Vorjahr bedeuten einen Gesamtmarktanteil von 16,8 Prozent und die Verdrängung von Huawei von Platz drei. In Spanien belegte Xiaomi im zweiten Quartal Platz eins, in Frankreich Platz zwei und in Deutschland Platz vier.
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Sollten Anleger jetzt einsteigen?
Insgesamt ist Xiaomi ein aufstrebendes Elektronikunternehmen und mit einem Aktienpreis von unter drei Euro aktuell noch günstig zu haben. Der Grund für diesen Kurs ist übrigens mit einer immensen Stückelung des Grundkapitals begründet. Gerade in Asien ist es üblich, mehr Aktien auszugeben und die Kurse so anlegerfreundlich zu gestalten. Bei Xiaomi waren es beim Börsengang rund 24 Milliarden Aktien.
Das Unternehmen hat sich während der Corona-Pandemie als sehr widerstandsfähig erwiesen. Xiaomi konnte gegen den Markttrend Umsatz und Gewinn steigern und weiter expandieren. Zum zweiten Mal schaffte es das Unternehmen auf die "Fortune Global 500"-Liste und belegt Platz 422, 46 Plätze besser als im Vorjahr.
Die Chancen stehen gut, dass Xiaomi da weitermacht, wo Huawei aktuell gezwungenermaßen aufhören muss, und das Duopol von Apple und Samsung nervös macht. Das Portfolio ist sowohl für jüngere Kunden interessant, die bislang eher zum Huawei Honor gegriffen haben, wie auch für Nutzer im Premium-Segment. Mit dem Mi 10 hat Xiaomi ein Flaggschiff am Start, das nicht nur gut aussieht, sondern auch im Test als das beste 5G-Handy unter 600 Euro abschneidet.
Das Momentum spricht also für Xiaomi. Man sollte aber im Auge behalten, dass sich die politischen Rahmenbedingungen auch wieder zugunsten anderer Marktteilnehmer ändern können. Dann ist es langfristig zu dünn, sich nur über ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu definieren. Ohne bahnbrechende Innovation ist ein Höhenflug wie bei Apple oder Tesla wohl nicht zu erwarten, aber für Fantasie ist viel Raum. CEO Lei Jun, der 13,9 Prozent der Aktien hält, ist jedenfalls überzeugt, dass aus einem kleinen Reiskorn auch ein großer Berg werden kann.
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